
© Oliver Volmerich
Erweiterung statt Abriss – gibt es eine neue Alternative für das Nordbad?
Bezirksvertretung Innenstadt-Nord
Gibt es noch eine Zukunft für das Nordbad am alten Standort an Stelle oder ist der Abriss unvermeidbar? In der Bezirksvertretung Nord gab es einen überraschenden Vorschlag zur Rettung.
Ein Erhalt des Nordbads am alten Standort muss eine Option bleiben. Das ist der klare Wunsch der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord mit Blick auf das Bäderkonzept der Stadt. Bevor der Rat der Stadt am 18. November entscheidet, hatten am Mittwoch die politischen Bezirksvertreter in der Nordstadt das Wort.
Sie - beziehungsweise die Nordstadt-Bewohnerinnen und -Bewohner - sind auch am stärksten betroffen von möglichen Veränderungen in der Dortmunder Bäderlandschaft. „Bei den Nordstadt-Bädern besteht der größte Handlungsbedarf“, erklärte der städtische Sportdirektor Andre Knoche in der Bezirksvertretungs-Sitzung.
Denn sowohl beim Freibad Stockheide als auch beim Nordbad am Keuning-Haus als Hallenbad besteht großer Handlungsbedarf. Die Sanierungskosten für Stockheide werden auf etwa 4,6, für das Nordbad auf mindestens 10,4 Millionen Euro beziffert.
Weitere Bauschäden ermittelt
Und das sei noch nicht das Ende der Fahnenstange, wie Knoche deutlich machte. So habe der TÜV bei regelmäßigen Überprüfungen an der Bausubstanz des Nordbads weitere Schäden festgestellt. Das zur Wasserreinigung verwendete Chlorid sei in Stahl und Beton eingedrungen und habe an einigen Trägern zu erheblichen Korrosionsschäden geführt, führte Knoche aus. „Es ist absehbar: Wenn wir an diesem Bad anfangen zu sanieren, dann bleibt kein Stein auf dem anderen.“
Für die bislang genannten 10,4 Millionen Euro gebe es auch noch keine qualitative Verbesserung, so Knoche. Sein Fazit: „Das Nordbad ist eigentlich nicht sanierungsfähig.“
Deshalb kommt diese Möglichkeit im Beschlussvorschlag der Verwaltung für die Beauftragung einer Machbarkeitsstudie auch gar nicht vor. Untersucht werden sollen Optionen von einem Neubau für das marode Nordbad an einem anderen Standort über die Sanierung des Freibads Stockheide bis zum Bau eines kombinierten Familienbads.
Genau das wollen die Nordstadt-Politiker allerdings nicht akzeptieren. Warum werde die Sanierung des Nordbads gar nicht erst geprüft? So brachte Bezirksbürgermeisterin Hanna Rosenbaum (Grüne) die Kritik auf den Punkt.
Anbau als Ausweichfläche
Das Argument von Andre Knoche, dass eine Sanierung des Nordbads vier Jahre Schließung ohne Ausweichmöglichkeit zur Folge hätte, wollte SPD-Sprecher Thomas Oppermann nicht gelten lassen. Er brachte stattdessen eine neue Variante ins Spiel: einen Anbau an der Südseite des Keuning-Haus-Komplexes zur Erweiterung des Nordbads um ein neues Schwimmbecken - passend zum Wunsch aus dem Bäderkonzept, die Wasserfläche in Dortmund insgesamt vor allem um familiengerechte Angebote zu erweitern.
Das neue Wasserbecken könne dann als Ausweichfläche für die Zeit der Sanierung des alten Nordbads genutzt werden, erläuterte Oppermann. Sein wichtigstes Argument: Der Standort am Keuning-Haus mit Stadtbahn-Anschluss und Nähe zu mehreren Schulen sei ideal. „Mit Blick auf Lage und Anbindung ist es schwer, einen alternativen Standort zu finden“, stellte der SPD-Fraktionssprecher fest.
Antrag wird Thema im Rat
Sein Vorschlag wurde in einen Antrag von Grünen und Die Linke/Die Partei aufgenommen, der fordert, dass in der Machbarkeitsstudie neben einem Neubau an anderer Stelle zuerst „alle zur Verfügung stehenden Optionen zur Sanierung des Bestandsbaus des Nordbads“ untersucht werden sollen. Der Antrag wurde bei einer Enthaltung einstimmig angenommen.
Andre Knoche zeigte sich durchaus offen, für die Vorschläge. „Wir machen das, was der Rat der Stadt uns aufgibt“, sagte er. Die Nordstadt-Politiker müssen nun also in ihren Ratsfraktionen um Unterstützung für ihren Vorschlag werben.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
