BVB gegen Schalke – der Revierschlager. Er bietet Stoff für Legenden. Immer schon. Ob in der Bundesliga, im Pokal oder bei Freundschaftsspielen. Ob westlich von Herne „Auf Schalke“, ob in der „Roten Erde“ oder im Westfalenstadion. Apropos: Eine davon rankt sich um die Eröffnung des Fußballtempels.
Es ist der 2. April 1974. Borussia Dortmund spielt noch in der Regionalliga West. Letzte Saison vor Gründung der 2. Bundesliga. Gegner wie der 1. FC Mülheim, DJK Gütersloh oder Eintracht Gelsenkirchen-Horst sind in der Roten Erde zu Gast. Der BVB steht kurz vor dem Konkurs. Erzrivale Schalke 04 kommt zum Benefizspiel.
Die Eröffnung des Westfalenstadions. Inoffiziell, muss es heißen. Denn das offizielle Eröffnungsspiel nimmt der Deutsche Fußballbund für sich in Anspruch: Deutschland gegen Ungarn am 17. April. Schließlich ist bald Fußball-WM. Dortmunds damaligen Sportdezernenten Erich Rüttel beeindruckt das nicht. „Das Stadion gehört uns“, habe er erklärt, erzählt BVB-Archivar Gerd Kolbe. „Die Stadt hat es ja gebaut.“
1:0 in der 3. Spielminute
Für den BVB läuft es vor erstmals 54.000 Zuschauern gar nicht rund. Die Schwarz-Gelben gehen mit 0:3 unter. Seitdem kursiert im weiß-blauen Land – natürlich nicht ohne Häme – die Legende: „Das erste Tor auf eurem heiligen Rasen haben wir geschossen.“
Gerd Kolbe lässt das kalt. Denn es ist falsch. Womöglich waren die Schalker um 18.18 Uhr noch gar nicht im Stadion. Dann hätten sie Elisabeth Podschwadtke gesehen. Die Mengederin traf in der 3. Minute zum 1:0 für den TBV 08 Mengede im Spiel gegen den VfB Waltrop.
Wie Bitte? Eine Frau? Ja. Es gab ein Vorspiel, was – nebenbei bemerkt – überhaupt nicht den Geschmack von BVB-Präsident Heinz Günther traf. Frauenfußball statt Männer-Privileg? Geht gar nicht. Ging doch. Trotz Elisabeth Podschwadtkes Treffer gewannen die Waltroperinnen übrigens mit 1:2.

Vera Miethke, damals als 15-Jährige beim TBV 08, schwärmt noch heute. „Traumhaft war das, die Atmosphäre beeindruckend“, erzählt sie am Telefon. Fußballtempel statt Volksgarten: „In solch einem großen Stadion waren wir ja vorher noch nicht.“ Fast voll waren die Ränge beim Anstoß um 18.15 Uhr. Gut 45.000 Besucher hätten zugeschaut. „Wir waren ganz schön nervös. Aber wir haben uns gefreut, dass wir eingeladen wurden.“
Ein aufregender Abend. Nicht nur wegen des Spiels. In den Katakomben trafen die Mengederinnen BVB-Verteidiger Helmut Nerlinger. „Er hat gesagt, er findets gut, dass wir spielen“, erzählt Vera Miethke.
Es war eine andere Zeit. Die Damen des TBV 08 Mengede kickten in der Bezirksliga. Sie pflegten Gemeinschaft und Geselligkeit wie die Männer auch. „Nach den Spielen haben wir noch zusammengesessen und ein Bier getrunken.“ Erinnerungen, die haften geblieben sind.
Das Eröffnungsspiel im Westfalenstadion ist dabei eine ganz besondere. Im Vorspiel standen Damenmannschaften im Rampenlicht. Trotz 68er-Generation ziemte sich das raue Gekicke gesellschaftlich für Frauen (noch) nicht.
- „Die wunderbare Welt des BVB“ findet am Freitag, 16. Juni. im Saalbau Mengede am Markt statt. Beginn ist um 19.09 Uhr, Einlass ab zirka 18.15 Uhr.
- Tickets zum Preis von 09,90 Euro gibt es in der Mengeder Buchhandlung am Amtshaus, Am Amtshaus 8. Bestellungen sind auch unter meka-event@gmx.de möglich.
- Dresscode: sehr gerne schwarz-gelb.
Ein geradezu voyeuristisches „Fressen“ war es für die Presse. „Dicke weibliche Waden und hüpfende Busen“, titelte die Westfälische Rundschau im Sport-Aufmacher. „Heute würde man denen die Ohren abreißen“, sagt Gerd Kolbe. Für den BVB-Archivar ist das Eröffnungsspiel der Frauen auf jeden Fall „eine stadionhistorische Landmarke“.
Sie markiert künftig einen neuen Programmpunkt in Kolbes Revue „Die wunderbare Welt des Fußballs“. Am 16. Juni (Freitag) gastiert sie im Mengeder Saalbau. „Da hat die Geschichte vom ersten Tor im Westfalenstadion Welturaufführung“, verspricht er.
Die Veranstalter haben zu dieser Premiere die ehemaligen Spielerinnen des TBV 08 und des VfB Waltrop eingeladen. Schließlich stehen sie im Mittelpunkt. Wer Kolbe kennt, darf sich auf einen launigen Abend freuen. Aber, das betont er: „Wir gehen da mit aller Ernsthaftigkeit dran.“