Ein Wildschwein wurde an der Wittbräucker Straße angefahren. Kommen die Tiere der Stadt näher? © dpa (Symbolbild)
Wild-Unfall
Erobern Wildschweine den Lebensraum Dortmund?
Auf der Wittbräucker Straße wurde ein Wildschwein angefahren und musste getötet werden. Darüber, ob die Tiere künftig vermehrt in Dortmund vorkommen, gehen die Meinungen auseinander.
Bislang galt Dortmund als weitgehend wildschwein-freie Zone. Bei der Frage, ob es auch künftig dabei bleibt, gehen die Meinungen allerdings auseinander. Fakt ist, dass unlängst ein Schwarzkittel im Dortmunder Stadtteil Syburg angefahren wurde. Ein Einzelfall oder ein Zeichen dafür, dass die Borstentiere nun verstärkt den Weg nach Dortmund finden?
Vom Leid erlöst
Eine Autofahrerin teilte der Polizei am 11. Juni (Donnerstag) um 0.35 Uhr mit, dass ihr auf der Wittbräucker Straße nahe dem AOK-Bildungszentrum ein Wildschwein vor den Wagen gelaufen sei. Als die Beamten die Unfallstelle erreichten, lebte das Tier noch, sodass ein Polizist es per Fangschuss von seinem Leid erlösen musste.
Keiler im Kaufhof
Ein in Dortmund eher seltenes Ereignis, während es bereits in der nur wenige Kilometer entfernten Nachbarstadt Hagen eine gewaltige Schwarzwild-Population gibt – und in schöner Regelmäßigkeit Berichte über Gärten und Felder, die von den Tieren umgepflügt werden.
2016 verirrte sich ein Keiler sogar in die Hagener Fußgängerzone, lief durch das Kaufhof-Gebäude und richtete in einem Lotto-Geschäft in panischer Angst große Schäden an, ehe das Tier erschossen wurde. Das berichtete die WP.
Dortmund kann sich offenbar glücklich schätzen, von Flüssen wie der Ruhr und Kanälen umgeben zu sein. Denn Wildschweine könnten solche Hindernisse generell zwar überwinden, erläutert Jörg Tigges, 1. Vorsitzender der Kreisjägerschaft Dortmund, „vermeiden das meist aber“.
So erkennt Tigges in dem Unfall auch kein Anzeichen dafür, dass die Anzahl der Wildschweine in Dortmund wachsen wird. „Vereinzelt finden die Tiere den Weg hierher“, sagt Tigges. „Sie sind hier aber kein Stand- oder Durchgangswild.“
Stattliche Exemplare: Weibliche Wildschweine (Bachen) können in hiesigen Regionen bis zu 90 Kilo schwer werden, Keiler bringen sogar bis zu 150 Kilogramm auf die Waage. © dpa
Das dürften nicht nur die Gartenbesitzer und Landwirte gerne hören - auch die Jagdpächter können aufatmen, müssen sie normalerweise doch für die Schäden aufkommen, die Wildschweine auf fremden Grundstücken anrichten.
Doch umgepflügte Gärten sind nicht die einzigen Probleme, die Wildschweine mit sich bringen; sie können auch Überträger der Afrikanischen Schweinepest sein. Diese für den Menschen ungefährliche Seuche, die sowohl Wild- als auch Hausschweine befällt, wurde zwar noch nicht in Deutschland, aber bereits in Frankreich, Belgien und Polen nachgewiesen.
Ein Horrorszenario
„Dass diese Krankheit auch hier auftreten könnte, ist Gott sei Dank nur eine Theorie“, sagt Tigges, „aber es ist ein Horrorszenario.“ Als Präventionsmaßnahme müsste das Kerngebiet um ein verendetes Tier nämlich eingezäunt werden, erläutert der Vorsitzende der Kreisjägerschaft: „In ländlichen Bereichen wäre das kein großes Problem, hier aber eine Katastrophe.“ Denn bei Fundorten nahe einer Autobahn würde diese dann wohl gesperrt werden müssen.
Michael Reinke, anerkannter Schweißhundführer in der Stadt Dortmund, kann sich hingegen durchaus vorstellen, dass die Wildschwein-Population in Dortmund künftig wächst. „Ich denke, die Tiere drücken Richtung Norden“, sagt Reinke, der die Situation im südlich gelegenen Hagen nur allzu gut kennt.
„In Hagen-Berchum haben Wildschweine neulich in einer Nacht auf einer drei Hektar großen Fläche den frisch eingesäten Mais aus dem Boden geholt“, berichtet der Jäger und Hundeführer, der in Dortmund revierübergreifend nach Wild sucht, das auf der Jagd oder bei Verkehrsunfällen verletzt wurde.
Und dass sich gerade Schwarzwild auch in Großstädten wohlfühle, bewiesen nicht zuletzt die Bilder aus Berlin. Für solche Tiere hat Reinke eine eigene Bezeichnung: „Ich spreche dabei von urbanem Wild.“
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