
Noch ist nicht entschieden, ob auch in den Dortmunder Klassenräumen die Temperatur im Herbst und Winter heruntergeschraubt wird. © dpa (Symbolbild)
Zitterpartie im Klassenraum: Müssen Dortmunds Schüler bald bei 19 Grad frieren?
Energiesparen
Sollen die Heizungsthermostate in Dortmunds Schulgebäuden im Herbst und Winter auf nur 19 Grad eingestellt werden? Die Stadt ist in Zeiten der Energiekrise dafür. Doch es gibt ein Hindernis.
Kälteempfindliche Beschäftigte der Stadt Dortmund sollten im Herbst und Winter eine warme Jacke mit ins Büro nehmen; denn für sie steht bereits fest, dass städtische Gebäude mit dem Ziel, Energie zu sparen, nicht nur später im Jahr, sondern dann auch nur noch auf 19 Grad geheizt werden.
Anders sieht es bei den Schulen aus. Für sie gibt es noch keine Entscheidung, aber gerade sie könnten laut Oberbürgermeister Thomas Westphal mit niedrigeren Raumtemperaturen deutlich zum Energiesparen beitragen – nämlich 3,6 Gigawattstunden pro Jahr; denn die Schulen machen den Löwenanteil städtischer Gebäude aus.
Das habe man auch beim Städtetag mit Schulministerin Dorothee Feller besprochen, erklärte der OB, doch die Ministerin habe aus ihrer Sicht als Schulministerin Bedenken. Denn in den Schulen die Heizungen herunterzudrehen, stehe als Vorgabe nicht in der entsprechenden Verordnung zur Energiesicherung, und die Ministerin wolle die Städte deshalb nicht dazu anweisen.
Einsparziel nur mit Schulen zu erreichen
Anders sei das Ziel der Gasmengeneinsparung aber nicht zu erreichen, so Westphal. Das habe er auch der Ministerin gegenüber deutlich gemacht. Die Einsparung von Gas sei ohnehin kein Dortmunder Thema, sondern müsse auf Landes- und Bundesebene geregelt werden.
Wenn man die angestrebten Gasmengen nicht einspare und gleichzeitig bereit sei, jeden Preis für Energie zu bezahlen, stiegen entsprechend die Preise. „Und das wollten wir eigentlich anders gestalten“, kritisierte der OB.
Für Westphal ist das Verhalten der Schulministerin ein Beleg dafür, dass das Land dem Beispiel der Stadt Dortmund folgen und einen Krisenstab zum Energiesparen einrichten sollte. Der trage dazu bei, das Ressortdenken bei Entscheidungen zu überwinden. Einzelne Ressorts könnten in Krisenstabsstrukturen zwar ihre Sichtweisen einbringen, aber nicht mehr für sich entscheiden.
Möglicherweise werde es noch eine gemeinsame Verständigung der Schulministerin mit den Städten geben, so Westphal. Es gelte eine Lösung für die Schulen zu finden, die „einen Beitrag zur Lösung der Gasmengen liefert. Alles andere wäre nicht zielführend. Ausgang offen.“
Modernisierung der Straßenbeleuchtung wird beschleunigt
Insgesamt verbraucht die Stadt laut Baudezernent Arnulf Rybicki jährlich 140 Gigawattstunden über alle Wärmeverträge. Das verordnete und praktizierte Abschalten der Außenbeleuchtung städtischer Gebäude bringe da verhältnismäßig wenig, mit einer Einsparung von knapp 0,1 Gigawattstunden, sagte der OB.
Deutlich mehr verspricht sich die städtische Verwaltungsspitze davon, die seit 2017 laufende Erneuerung der Straßenbeleuchtung zu beschleunigen. 22.000 der 53.000 Laternenmaste wurden bereits erneuert. Im nächsten Jahr sollen 6000 zusätzlich mit LED und intelligenter Steuerungstechnik aufgerüstet werden. Diese Leuchten lassen sich dann einzeln ansteuern und bei Bedarf an- und ausschalten.
Das soll ein weiteres Einsparpotenzial von zwei Gigawattstunden pro Jahr bringen. Und das Jahr für Jahr. Die Stadt setze beim Energiesparen nicht nur auf den Moment, sondern auf Struktur, betonte der Baudezernent. Der Rat muss noch per Dringlichkeit in seiner Septembersitzung (22.9.) darüber entscheiden.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
