Der Dornröschen-Schlaf der Emscher ist beendet. 100 Jahre lang galt die Emscher als biologisch toter Fluss, doch es gibt Grund zur Freude. 32 verschiedene Fischarten leben aktuell in der Emscher und ihren Nebenläufen. Das veröffentlichte die Emschergenossenschaft anlässlich des „Tag des Fisches“ am 22. August. Eine lebhafte Veränderung in der abwechslungsreichen Geschichte des einst fischreichen Tierlandflusses bis hin zum Abwasserkanal eines der am dichtesten besiedelten industriellen Ballungsräumen Europas. Das blaugrüne Leben kehrt in den einst „dreckigsten Fluss Europas“ zurück.

Ein Fluss als Abwasserkanal: Das war lange die bittere Realität der Emscher. Erst der Emscher-Umbau und die Umgestaltung zahlreicher ehemals offener Schmutzwasserläufe zu naturnahem Fließgewässern hauchte der Emscher neues Leben ein.
Fische statt „Köttel“
Die im Volksmund bekannte „Köttelbecke“ Emscher ist nicht mehr der dreckige Fluss, wie viele ihn kennen. Fische statt „Köttel“ gibt es wieder im Wasser zu sehen, so die Emschergenossenschaft. „Während man hier früher sehen konnte, was über die Toilette oder Industrieabläufe auf die Reise geschickt wurde, lassen sich heute Wasservögel und Fische beobachten – und mit viel Glück sogar Libellen. Unsere ‚neue‘ Alte Emscher bietet wieder zahlreichen Tier- und Pflanzenarten einen geeigneten Lebensraum. Dies ist ein echtes Erfolgsprojekt – für Mensch und Natur“, sagt Uli Paetzel.

Ein besonderer Erfolg ist der karpfenartige Fisch „Döbel“. Er hat sein Zuhause über die neue Anbindung der Emscher an den Rhein bei Dinslaken/Voerde ins Emscher-System gefunden. Dadurch, dass er sich gerne in kleineren Schwärmen an der Wasseroberfläche aufhält, gibt es die Chance den Fisch zu sehen. Er lebt bevorzugt in langsam bis schnell fließenden Bächen und Flüssen und ist ein Allesfresser.
Wie die Fische sich ihren Weg zurück in die Emscher erschwommen haben, ist der Emschergenossenschaft im Einzelnen nicht klar. Doch ein wesentlicher Beitrag sei die Renaturierung. Die geforderte „Reisefreiheit für Fische“ von der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie ist gegeben: Das bedeutet, dass die Fische von den Emscher in den Rhein und weitere Fließgewässer-Systeme schwimmen können. Das verbindet die Gewässer Rhein, Main, Donau über einen Schifffahrtskanal bis in den Schwarzmeerraum.

Einige neue Fischansiedlungen beobachtete die Genossenschaft bereits vor dem Bau der neuen Emscher-Mündung. Die Vermutung liegt nahe, dass die Fische aus den Stillgewässern, Parkanlagen und Gräften ihren Weg in die Emscher gefunden haben.
Eine Besonderheit in der 125-jährigen Geschichte der Emschergenossenschaft ist der Restbestand einer Groppen-Population. Diese Art hat die industrielle Gewässerverschmutzung überlebt. Ein Teil der Tiere wurde vor einigen Jahren in renaturierte Gewässer umgesetzt. Die Wiederansiedlung lief erfolgreich. Eine erfolgreiche Reproduktion konnte ebenfalls bestätigt werden, im Oberlauf in Dortmund.

Illegale Fische
Immer wieder gelangen Fische auch illegal in Gewässer: Bei unerlaubtem Angeln werden immer wieder übrig gebliebene Köder ins Wasser geworfen. Auch aus Aquarien und Gartenteichanlagen „entledigen“ sich Menschen ihrer Fische. Das kann drastische Folgen haben. Die illegal ausgesetzten Fische können das „heimische Ökosysteme auch ordentlich durcheinanderbringen und sich im schlimmsten Fall unkontrolliert weiter ausbreiten“, sagt Dr. Frank Obenaus, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft.
Auch der Raubfischbestand hat in den vergangenen Jahren vermehrt Entenküken verschwinden lassen. Dieser hohe Bestand ist vermutlich von Menschenhand eingebracht. Um die Kontrolle über den Fischbestand zu bekommen, ist die Alte Emscher seit 2016 offiziell ein Fischereigewässer.
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