Es ist Dienstagabend, keine Woche nach einem schweren Unfall in Dortmund, den ein 80-jähriger Radfahrer nicht überlebte. Eskortiert von der Polizei radeln gut 150 Menschen von der Innenstadt über den Hellweg bis zur Unglücksstelle in Brackel. Nach den Ansprachen durch Axel Rickel von „VeloKitchen Dortmund“ und Peter Fricke von „Aufbruch Fahrrad Dortmund“ ist ein kollektives Klingeln der Radfahrer zu hören. So gedenken sie des tödlich verunglückten 80-Jährigen, der mit seinem Fahrrad am 17. Mai auf der Leni-Rommel-Straße von einem Lkw erfasst wurde. Ein schönes Zeichen des Andenkens zu einem traurigen Anlass.
Es ist nicht bloß eine Gedenkfahrt, denn hier an der Kreuzung Leni-Rommel- und Oberdorfstraße stellen die Veranstalter ein weißes Fahrrad auf, ein sogenanntes Ghostbike. Das signalisiert, hier ist ein Radfahrer ums Leben gekommen. Einige Gäste der Gedenkfeier stellen neben das Rad Grabkerzen. Auch eine Schweigeminute gibt es an der Unfallstelle für den Verstorbenen.
Einer der Organisatoren der Gedenkveranstaltung ist Peter Fricke von „Aufbruch Fahrrad Dortmund“. Fricke kritisierte nach dem Unfall die veraltete Infrastruktur der Radwege in Dortmund. „So wie hier darf eine Hauptstraße nicht aussehen. Wenn man sich das anschaut, dann sieht man, dass es nur einen super schmalen Fahrradstreifen gibt, der eingeklemmt ist zwischen der Busspur – wo oft auch mehrere Busse stehen – und dem Autoverkehr“, kritisiert Fricke die Verkehrsführung an der Unfallstelle.
Zufrieden mit Teilnehmerzahl
Fricke freut sich über die große Unterstützung und sieht den Handlungsbedarf jetzt bei der Stadt. „Das zeigt, dass sich etwas ändern muss in Dortmund und, dass es den Leuten nicht egal ist. Es ist jetzt ein gewisser Druck bei der Stadt da, dass sich etwas verändern muss“, so Fricke.
Er hoffe, dass sich jetzt an der Unfallstelle etwas tue. Gleichzeitig sieht er an vielen Stellen in Dortmund Handlungsbedarf. „Ich kann mir schon vorstellen, dass es hier zu einer Verbesserung kommen wird. Doch es gibt vergleichbar schwierige Situationen in der gesamten Stadt. Selbst wenn dann hier etwas gemacht wird, würde uns das in den anderen Bereichen in der Stadt immer noch nicht wirklich weiterhelfen“, sagt Fricke.
„Ghostbikes sind scheiße“
Neben Fricke hielt auch Axel Rickel von der „VeloKitchen Dortmund“ eine Rede bei der Gedenkfeier. „Ghostbikes sind scheiße“, sagt er und ergänzt, „ich habe den ganz großen Wunsch, dass das das letzte Ghostbike ist, was wir aufstellen müssen.“ Das Ghostbike – so traurig der Anlass auch sei – soll immer auch daran erinnern, dass „alle mit ihren Fahrzeugen, egal welcher Art, sicher nach Hause kommen.“ Das Ghostbike an der Leni-Rommel-Straße ist das fünfte, welches in dieser Art in Dortmund seit 2003 aufgestellt wurde. Drei stehen in der Nordstadt (Bornstraße, Schützenstraße, Leopoldstraße), eins in Wambel an der Rüschebrinkstraße.

Die Gendenkfahrt und das Aufstellen des Ghostbikes sehen Sie online unter rn.de/dortmund
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