Geheimdienst warnt vor Verkauf von Dortmunder Chip-Fabrik Neuer Eigentümer kommt aus China

China-Einfluss: Geheimdienst warnt vor Verkauf von Elmos-Chip-Fabrik
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Elmos mit Sitz im Technologiepark war lange Zeit das Dortmunder Vorzeige-Unternehmen im IT-Bereich. Jetzt soll ein Teil der Chip-Fertigung an den schwedischen Konkurrenten Silex verkauft werden.

Die Bekanntgabe der Verkaufsabsicht war Mitte Dezember noch eine ganz normale Wirtschaftsnachricht. Doch jetzt wird der geplante Deal zum Politikum. Denn Silex ist eine hundertprozentige Tochter des chinesischen Konzerns Sai Microelectronics.

Wafer sind runde, extrem dünne Platten, die sozusagen das Fundament für Mikrochips bilden. In der von Elmos als „Fab“ bezeichneten Fertigungsstätte an der Heinrich-Hertz-Straße stellen rund 225 Mitarbeiter in einem 2500 Quadratmeter großen Reinraum sogenannte Wafer her.

Übernahme schon länger geplant

Diese Fab soll nun in eine eigenständige Gesellschaft ausgelagert und dann von Silex übernommen werden, „einschließlich des direkten und indirekten Personals unter der Führung des bisherigen Managements der Elmos Fab“, wie das Unternehmen im Dezember 2021 mitteilte.

„Elmos bleibt Eigentümer der Gebäude und vermietet den Reinraum auf Basis eines langfristigen Mietvertrags an Silex“, heißt es in der Pressemitteilung. Auch IT-Support und die weitere Infrastruktur stelle Elmos weiter.

Sogar ein Kaufpreis wurde schon genannt: 77,5 Millionen Euro plus weitere 7 Millionen Euro für die unfertigen Erzeugnisse. Im zweiten Halbjahr 2022 sollte der Deal abgeschlossen werden, teilte Elmos damals mit.

Streit um chinesischen Einfluss

Doch der wird jetzt zum Politikum. Denn der Einfluss des chinesischen Staates wird angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage inzwischen heiß diskutiert, wie der Streit um die Übernahme von Anteilen an einem Container-Terminal im Hamburger Hafen durch das chinesische Logistikunternehmen Cosco zeigt.

Wie im Fall des Hamburger Hafen-Geschäfts habe der Bundesnachrichtendienst von einer Genehmigung des Elmos-Geschäfts durch die Bundesregierung abgeraten, berichtet das Handelsblatt. Der Geheimdienst habe auf die Gefahr zunehmender Abhängigkeiten von China im Halbleiter-Markt hingewiesen.

Warnung des Geheimdienstes

Wie das Handelsblatt weiter berichtet, will die Bundesregierung trotz der Bedenken die Übernahme der „Elmos-Fab“ durch Silex voraussichtlich zulassen. Das habe man aus Regierungskreisen erfahren. Der Verkauf der Fabrik werde derzeit durch das Bundeswirtschaftsministerium geprüft, innerhalb der nächsten Wochen solle die Genehmigung erfolgen.

Dass das Genehmigungsverfahren durch die Bundesregierung zurzeit laufe, bestätigte auf Anfrage unserer Redaktion auch Elmos-Sprecher Ralf Hoppe. Vor diesem Hintergrund wolle man die aktuellen Entwicklungen auch nicht kommentieren.

Das Areal der Firma Elmos im Technologiepark. Der Halbleiter-Hersteller ist dort eines der ältesten Unternehmen.
Das Areal der Firma Elmos im Technologiepark. Der Halbleiter-Hersteller ist dort eines der ältesten Unternehmen. © Hans Blossey

Im Dezember hatte Hoppe den Verkauf der Wafer-Fabrik mit unterschiedlichen Markterfordernissen begründet. Im Kerngeschäft von Elmos, der Halbleiter-Produktion für Chips im Auto-Bereich, gehe der Trend zu immer dünneren Wafern. Dafür sei die vorhandene „Fab“ aber nicht ausgelegt. Silex hingegen arbeite im medizinischen Bereich, wo es einen solchen Trend zu immer kleineren Wafern nicht gebe.

Die Elmos Semiconductor SE ist als Halbleiterhersteller eines der ältesten Unternehmen im Dortmunder Technologiepark und beschäftigt dort rund 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Das seit 1999 börsennotierte Unternehmen stellt im Wesentlichen Chips für die Autoindustrie her. Die Mini-Bauteile sorgen für funktionierende Airbags und Einparkhilfen und steuern die LED-Lampen in Rücklichtern.

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