Der Pferdehof im Dortmunder Westen ist die perfekte Location für dieses kirchliche Experiment: Denn „Hausherrin“ Michelle Bartel ist selbst ein Mensch, der an den entscheidenden Stellen den nötigen Mut hatte, sich auszuprobieren, zu experimentieren, um schließlich erfolgreich und glücklich zu sein.
So ist aus ihrem kleinen Pony- und Gnadenhof in Somborn ein Zentrum für therapeutisches Reiten geworden. Personal-Coaching, Ferienreitkurse, Mutter-Kind-Kurse oder Achtsamkeitsseminare gehören unter anderem zum Angebot. Die Physio- und Reittherapeutin hat sich damit ihren großen Traum erfüllt.
Die Kirche in Deutschland muss sich ebenfalls neu aufstellen, um wieder erfolgreich zu sein, um nicht noch mehr Mitglieder zu verlieren, um neue zu finden. Die ehrenamtliche Arbeit leidet, die Kirchen sind während der Gottesdienste bisweilen gespenstisch leer.
Deshalb wagt die evangelische Elias-Kirchengemeinde Dortmund mit den Standorten Oespel, Kley, Marten und Dorstfeld in den Sommerferien 2023 ein Experiment. „Schau an der schönen Gärten Zier“ lautete das Motto ihrer Ferienkirche.
Gottesdienst im Garten
Anders als sonst laden die Pfarrerinnen Stefanie Elkmann und Kerstin Schiffner sowie Pfarrer Christian Höfener-Wolf nicht in in die beiden Elias-Kirchen oder das Elias-Gemeindezentrum ein. Vielmehr lassen sie sich und die Gemeinde in diesem Sommer einladen – immer sonntags in den Garten eines Gemeindeglieds.
Die Gastgeberinnen und Gastgeber übernehmen die Dekoration, setzen für das bunte Zusammensein einen Kaffee auf und bieten Kuchen an, während die Seelsorger eine Kiste mit Kreuz, Kerze und Lautsprecher mitbringen. „Vielleicht ist das ja die Kirche der Zukunft“, so Gemeindepfarrer Christian Höfener-Wolf hoffnungsvoll zum Start der mobilen Gottesdienst-Reihe.

Der Hof von Michelle Bartel an der Somborner Straße 186a ist im weitesten Sinne auch ein Garten mit vielen Tieren und war die sechste Station der Ferienkirche. Knapp 50 Besucherinnen und Besucher feierten dort mit 13 Ponys, 14 Hühnern und zwei Hunden am Sonntag (30.7.23) unter fast blauem Himmel. Zwischendurch schnaubten die Pferde, krähte der Hahn oder stolzierte ein Huhn um den provisorischen Altar.
„In der Kirche sind wir manchmal weniger“, stellte Pfarrerin Kerstin Schiffner schon am Anfang der mobilen Gottesdienst-Reihe fest. So viele Teilnehmer wie auf dem Hof Bartel waren es bislang noch nie. Das Angebot scheint sich nicht nur herumzusprechen, es scheint die Gläubigen auch anzusprechen.

Kirche der Zukunft
Gastgeberin und Christin Michelle Bartel jedenfalls ist davon überzeugt. Die 46-Jährige war im Anschluss an den Pferdehof-Gottesdienst mehr als begeistert: „Der Gottesdienst war modern, am Puls der Zeit. Er hat richtig Spaß gemacht und wir haben uns alle wohlgefühlt“, fasst sie zusammen. Und dann sagt sie den Satz, der sicherlich nicht nur Pfarrer Christian Höfener-Wolff freuen wird: „Ich glaube, das ist die Kirche der Zukunft und eine Wiederholung wert.“
Anschließend habe man noch bei Kaffee, Wasser und Kuchen über „Gott und die Welt“ geplaudert, während die Kinder die Ponys streicheln und die Hühner füttern konnten. „Ich bin mir sicher, dass mit dieser Gottesdienst-Form auch Menschen angelockt werden, die sonst nicht in die Kirche gehen“, so die Reittherapeutin.

Am Sonntag sei dies der Fall gewesen. „Vier Besucher waren nicht getauft“, weiß Michelle Bartel. „Sie waren trotzdem willkommen, niemand wird hier ausgegrenzt, so wie es Jesus auch gewollt hätte“, so die 46-Jährige. Sie sei jederzeit gerne wieder bereit, ihren Hof für einen Gottesdienst zur Verfügung zu stellen.
Die nächste und letzte Ferienkirchen-Station ist am Sonntag (6.8.) um 11 Uhr im Garten Am Höhweg 11 in Dorstfeld. Bitte eine einzelne Schnittblume und eine Sitzgelegenheit mitbringen.
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