Rolf Hahn erinnert sich noch gut an die Ereignisse kurz nach seinem siebten Geburtstag Anfang April 1945. „Wir sind mit dem Bombenkrieg am Himmel groß geworden. Plötzlich kam der Krieg auf die Straße“, berichtet er.
Auf der Rahmer Straße, vor dem Haus, in dem Rolf Hahn und seine Mutter lebten, wurden Panzersperren aufgebaut. „Der Volkssturm hatte dazu 30 frische Eichenstämme im nahen Rahmer Wald geschlagen und in einem Graben auf der Straße aufgebaut“, erzählt der heute 87-Jährige. So sollte der „Feind“ aufgehalten werden.
Doch das gelang nicht wirklich. Wenige Tage später erlebte Rolf Hahn, der mit seiner Mutter inzwischen zu Verwandten nach Marten gezogen war und dort in einem Keller ausharrte, wie amerikanische Soldaten den Dortmunder Westen einnahmen.

Kampf um Dortmund dauerte eine Woche
Nicht am 8. Mai, sondern schon Mitte April war in Dortmund der Zweite Weltkrieg zu Ende. Am 1. April 1945 war der sogenannte Ruhrkessel geschlossen worden, hatten US-Truppen im Nordwesten vom Niederrhein kommend und aus Richtung Sauerland im Süden das Ruhrgebiet in der Zange.
Die Einnahme von Dortmund war nur eine Frage der Zeit, dauerte aber immerhin noch eine Woche. Vom 6. bis zum 13. April 1945 nahmen US-Truppen nach und nach die Stadt ein.
Liveticker zum Kriegsende in Dortmund 1945
In einem besonderen Projekt zeichnen wir nach, wie die Stadt befreit wurde - und zwar so, wie wir heute online darüber berichten würden: mit einem Liveticker. In ihm werden wir die Nachrichten laufend aktualisieren, wie sie vor genau 80 Jahren passiert sind. Basis dafür sind historische Berichte, Zeitzeugen-Schilderungen und Tagebücher, Filme und Fotos.
Wir starten unseren Liveticker am 6. April um 6 Uhr unter unter www.rn.de/do-kriegsende - also an dem Tag, an dem vor 80 Jahren die Alliierten ihren Einmarsch über Mengede vorbereiten. Wir werden bis zum 14. April durchtickern, bis zum ersten Tag der Nachkriegszeit in Dortmund.
Wie der Kriegsende-Liveticker entstanden ist
In einigen Fällen wissen wir nicht, zu welcher Uhrzeit sich ein Ereignis genau zugetragen hat. Da heißt es dann etwa: Am Nachmittag wurde Mengede eingenommen.
Eine Vielzahl an Quellen stellt aber sicher, dass wir so nah wie möglich an diese historischen Stunden herankommen. Dabei gibt es nicht nur Texte, sondern auch historische Fotos und wir zeichnen auf Karten den ungefähren Frontverlauf nach.
Die Vorbilder für unseren Kriegsende-Liveticker
Unser Kriegsende-Liveticker ist die Neuauflage eines Projekts, das wir bereits zum 70. Jahrestag der Befreiung Dortmunds 2015 veröffentlichten.
Wir haben uns damals inspirieren lassen von verschiedenen Projekten anderer Medien, etwa dem historischen Mauerbau-Ticker von Spiegel-Online 2011 oder den Kollegen der „Heilbronner Stimme“, die einen schweren Bombenangriff auf ihre Stadt bei Whats-App nacherzählten.