Klaus-Peter Schulte möchte die Bergahorn-Allee am Golfplatz als Naturdenkmal schützen lassen. © Susanne Riese
Historisch wertvoll
Eine Allee als Denkmal? Am Dortmunder Golfplatz könnte das klappen
Eine einzigartige Bergahorn-Allee auf dem Dortmunder Golfplatz ist letzte Zeugin des Guts Reichsmark und soll geschützt werden. Klaus-Peter Schulte will sie zum Naturdenkmal machen.
Das Gut Reichsmark in Dortmund-Syburg ist schon seit fast 60 Jahren verschwunden. Doch neben einem Stück Mauer und einem rostigen Tor gibt es einen monumentalen Hinweis auf das ehemals stattliche Anwesen: eine 156 Meter lange Baumallee, die von der Eingangstor an der Wittbräucker Straße hinab ins Wannebachtal führt.
Diese einst 200 Meter langen Baumreihen verweisen auf die einstige Bedeutung des großen Gutshofs mit prachtvollem Herrenhaus, Kornbrennerei, Ställen und etlichen Wirtschaftsgebäuden. Heute führt die Allee quer über den Golfplatz, hat einige Lücken und wird wenig wahrgenommen.
Aufnahme in die Naturdenkmal-Liste ist langwierig
Klaus-Peter Schulte (55) würde das gern ändern. Der Dortmunder hat sich ausführlich mit der Vergangenheit des Guts Reichsmark und mit dem Golfplatz-Architekten Bernhard von Limburger beschäftigt. Ende 2020 stellte er beim Umweltamt der Stadt Dortmund den Antrag, die Baumallee in das Verzeichnis der Naturdenkmale in Dortmund aufzunehmen und sie durch Neupflanzungen zu ergänzen. Er bot an, neue Bäume zu spenden, um die Lücken zu schließen.
So prachtvoll sieht die Reichsmärker Allee im Sommer aus. © Schulte
Damit würde die Allee als Naturdenkmal an einem der schönsten Orte Dortmunds mit einzigartigem Panoramablicke für alle Zeiten gesichert. Dieses Anliegen gilt umso mehr, seit sich herausgestellt hat, dass es sich nicht um eine Platanenallee handelt, wie bislang angenommen, sondern um Bergahorn.
Vertreter des Dortmunder Umweltamts haben sich inzwischen am Golfclub ein Bild von der Allee gemacht. Fachbereichsleiter Dr. Uwe Rath bestätigt nun, dass sie die im Bundesnaturschutzgesetz geforderten Kriterien Eigenart, Seltenheit und Schönheit erfüllt und „gegebenenfalls auch naturgeschichtliche Gründe (...) für eine Ausweisung als Naturdenkmal sprechen“.
Von unten aus wirkt die Allee besonders beeindruckend. © Susanne Riese
Während es in Dortmund mehrere Platanenalleen gebe, seien Bergahornalleen seltener. Dr. Rath schreibt: „Daher wird das Umweltamt bei der Fortschreibung des Landschaftsplans eine Festsetzung der Bergahornallee als Naturdenkmal vorschlagen.“
Die letzte Entscheidung trifft der Rat der Stadt. Allerdings wird das noch etwas dauern, da der Landschaftsplan frühestens 2024 fortgeschrieben wird. Stadtsprecher Christian Schön hatte auf Anfrage bereits angekündigt, dass ein solches Verfahren einige Zeit brauche. „Bei Bauwerken, für die ein Denkmalschutz vorgeschlagen wird, ist das ja auch nicht anders.“
Allee steht bereits im Alleenkataster NRW
Immerhin hat die Allee beste Aussichten auf die Auszeichnung. Aber sie sei auch aktuell bereits nach dem Landesnaturschutzgesetz geschützt und ins Alleenkataster NRW aufgenommen worden, so das Umweltamt der Stadt. Demnach sind die „Beseitigung von Alleen sowie alle Handlungen, die zu deren Zerstörung, Beschädigung oder nachteilige(n) Veränderung führen können, verboten“. Damit bestehe schon jetzt ein umfassender Schutz der Allee.
Daran könnten allerdings Zweifel aufkommen, wenn man sich den aktuellen Zustand ansieht. Denn das umstrittene Einzäunen des Golfplatzes mit einem selbst für kleinste Tiere undurchlässigen Elektrozaun hat auch an der Allee Spuren hinterlassen.
Verlauf und Anlage des Zauns stören die Idylle und durchschneiden den Beginn der Allee. © Susanne Riese
Die tief verankerten Pfosten für den Elektrozaun wurden bedenklich nah an den Baumstämmen platziert. © Susanne Riese
Massive Holzpflöcke wurden in geringem Abstand zu den alten Bäumen tief in die Baumscheibe getrieben, der Verlauf der dichten Drähte und Pfosten nimmt keinerlei Rücksicht auf die symmetrische Anordnung der Bäume. Im oberen Bereich an der historischen Gutshof-Einfahrt führt der Zaun mitten durch die Allee. „Es ist sehr schade, dass Charakter und die schöne Optik der gesetzlich geschützten Allee hier beeinträchtigt werden“, meint Klaus-Peter Schulte, der seit 47 Jahren selbst Mitglied im Golfclub ist.
Er meint, allein die 170-jährige Vergangenheit der Allee mache die Bäume schutzwürdig. Schließlich verweisen sie auf ein geschichtsträchtiges Anwesen, das um 1850 von der einflussreichen Familie Overweg errichtet wurde. „Sie bildet die zentrale Achse zwischen dem prächtigen Herrenhaus und dem Park im Osten mit den Wirtschaftsgebäuden mit Brennerei und historischer Dampfmühle im Westen“, schreibt Klaus-Peter Schulte in seinem Antrag.
Das Herrenhaus von Gut Reichsmark © Stadtarchiv
Die repräsentative Allee markierte den Weg zu den weitläufigen Feldern und Äckern, sie wurde nach Kriegsende von englischen Kommandanten und Offizieren auf dem Weg zur Jagd genutzt und bei der alljährlichen Reichsmärker Fuchsjagd mit Tausenden von Zuschauern. Viel Prominenz aus dem In- und Ausland sei durch diese Allee geschritten, gefahren und geritten, hat Klaus-Peter-Schulte recherchiert.
Die Lage talabwärts mit einer überwältigen Blickachse über das Ardeygebirge zu Vincketurm, Kaiser-Wilhelm-Denkmal und Hohensyburg ist einmalig. Außerdem verbinde die Allee, die ehemals noch rund 80 Meter weiter Richtung Tal führte, symbolhaft den ehemaligen Standort des Guts mit dem heutigen Dortmunder Golfplatz, so Klaus-Peter Schulte.
Ursprünglich reichten die Baumreihen noch ein ganzes Stück weiter. Der Blick durch die Allee ins Tal und auf den Syberg ist aber noch immer einzigartig. © Susanne Riese
Es gebe also Gründe genug, die verbliebene Allee unter Schutz zu stellen - aus wissenschaftlicher, landeskundlicher und naturgeschichtlicher Sicht.
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