Rund zehn Jahre kenne ich meinen Partner schon. Acht Jahre etwa, sind wir ein Paar. Mit zwischenzeitlicher „kreativer Pause“. Jahrestage feiern wir nicht. Ab wann wir nicht mehr nur Freunde waren, sondern eine Beziehung führten, hat sich keiner gemerkt. Acht Jahre... jetzt, wenn ich drüber nachdenke, wird mir erst bewusst, wie lang acht Jahre sind. Eine Zeit, in der andere heiraten, Kinder zeugen, sich scheiden lassen; die Kinder aus erster Ehe gerade zur Grundschule gehen, während das Kind aus zweiter Ehe vielleicht schon auf der Welt ist. Und wir? Unsere Beziehung entwickelt sich im Schneckentempo.
Vielleicht bleibt uns die „Zweitehe“ ja erspart, weil wir die kreative Pause aktiv genutzt haben? Wer weiß das schon. Mehr Zeit, die Meilensteine in aller Ruhe anzugehen. Einen der ersten, das Zusammenziehen, haben wir vor noch gar nicht allzu langer Zeit hinter uns gelassen.
Die Testphase: An das gemeinsame Leben hatten wir uns in meiner alten Wohnung schon gewöhnt. Für mich war alles ok, aber für meinen Partner nicht. Obwohl sein Name mit an der Klingel stand, hat er immer von meiner Wohnung und nicht von „unserer“ gesprochen. Ob es die Wandfarbe in meiner Küche war? Ich mag grün... oder doch der fehlende Platz? Wahrscheinlich beides. Aber eben auch, darüber haben wir geredet, die Tatsache, dass er sich als Gast fühlte, nichts eigenes einbringen konnte. Das sollte sich ändern.
Die neue Wohnung: Größer und teurer. Wer zahlt was, welche Verträge laufen über wen? Brauchen wir eine neue Couch? Dann kauf‘ dir doch eine – aber das ist dann auch meine (für den Fall, dass wir uns nächste Woche trennen...)! Nachdem das Finanzielle geklärt war, ging es ans Einrichten. Jetzt weiß ich, was er damit meinte, sich einbringen zu wollen.
Möbelstücke, die bis Dato in einer Lagerbox, im Keller der Eltern oder bei Freunden verschwunden waren, tauchten aus der Versenkung wieder auf. Darunter ein gefühlt tonnenschwerer runder Esstisch vom Sperrmüll. Dreibeiniger Fuß, rötliches Holz mit Kratzern, die Ausziehfunktion defekt, sodass wir die Tischplatten miteinander verschrauben mussten. Dazu drei (warum nicht vier?) klapprige Stühle, einer mit Stoff, zwei mit Kunstlerderbezug. Die Essecke des Grauens – ein Überbleibsel aus dem Junggesellendasein wie es im Buche steht.
Ok, für den Anfang darf der Tisch einziehen, aber wir gucken dann später nach etwas Neuem, habe ich gesagt... heute, fast drei Jahre später, ist der Tisch immer noch da. Darüber hängt übrigens ein vergilbtes Alpenpanorama in einem pompösen Rahmen. Ebenfalls nicht meine Idee! Wie gesagt: Bei uns herrscht Schneckentempo. Wir essen nur zu besonderen Anlässen im Wohnzimmer. Sonst in der Küche, das ist praktischer. Aber wenn wir im Wohnzimmer sitzen, zum Geburtstag, oder wenn wir uns bewusst Zeit füreinander nehmen, ist mein Partner glücklich. Er sitz an seinem Tisch, der mit so vielen Erinnerungen verbunden ist. Und ich gehe den Kompromiss gerne ein.
Hier in diese Wohnung, an diesen Punkt unserer Beziehung, werde ich Sie in den nächsten Wochen und Monaten in unserer Kolumne immer wieder mitnehmen. Ich freue mich darauf, die kleinen und großen Anekdoten aus unserem Alltag mit Ihnen zu teilen. Aus einer Partnerschaft, die ich wie den ollen Esstisch beschreiben würde: unkonventionell!