Es war ein scheinbar normaler Samstag in Brechten, als Nici van Grote vor ihrem prominenten Fotoladen Passion Pictures stand und die zerbrochene Eingangstür zu ihrem Arbeitsplatz sah. Kurios war an diesem 14. Oktober: Das Loch in der eingeschlagenen Eingangstür war sehr klein. Begehen Kinder eine Einbruchsserie? Die Frage stand nach dem Vorfall für die Inhaberin des Ladens auf der Grenze zu Lünen im Raum. Denn der Einbruch bei ihr war nicht der einzige in der Gegend.

Nur kurz zuvor hatte es einen Einbruch bei Scheipers Mühle gegeben, sagte die Fotografin damals. Die Polizei bestätigt auf Nachfrage den Vorfall. Das ist lediglich einen Kilometer von ihrem Laden entfernt. Für sie ein weiteres Indiz für eine Einbruchsserie im Stadtteil Brechten. „Man hat schon Angst, dass das noch mal passiert, vielleicht auch zu Hause“, äußerte sie nach der Tat.
Nur zwei Wochen später, heißt es bei Facebook, Autodiebe hätten nördlich der A2 ebenfalls in mehreren Straßen zugeschlagen. Einer Nutzerin sei dabei ihre Handtasche gestohlen worden – an einem Samstag, 28. Oktober, am helllichten Tag zwischen 14 und 16 Uhr, ebenfalls nur wenige Hundert Meter von Scheipers Mühle und Passion Pictures entfernt.
Polizei ordnet die Fälle ein
Die Polizei Dortmund hat von allen diesen Taten Kenntnis, wie Polizeioberkommissarin Carina Dupont mitteilt. Für alle diese Taten sei Anzeige erstattet worden. Die besagten Pkw-Einbrüche seien in vier verschiedenen Straßen nördlich der A2 geschehen, bei Scheipers Mühle und Passion Pictures hätten die Täter jeweils die Scheiben eingeschlagen und eingetreten. In allen Fällen wurde Diebesgut entwendet.
„Aus ermittlungstaktischen Gründen gehen wir nicht weiter auf die Sachverhalte ein bzw. werden keine Ergebnisse nennen“, sagt Dupont und macht keine weiteren Angaben zu Tatorten und -zeiten, doch stellt sie klar, „Unsere Spezialisten stellen nach einem Einbruch vor Ort verschiedene Spuren sicher. Die Spuren können dann auch bei anderen Einbrüchen zum Erfolg führen.“
Dupont bestätigt ein vermehrtes Aufkommen von Einbrüchen in Autos und Geschäfte, von einer Serie spreche man bei der Polizei allerdings nicht. Man sehe es im Kontext zur Jahreszeit: „Auch wenn wir derzeit nicht von einer Serie sprechen und keine Hinweise auf eine Häufung der Einbrüche in Dortmund-Brechten haben, sind wir aktuell mitten in der dunklen Jahreszeit angekommen.“
Mehr Einbrüche in ganz Dortmund
Die Daten zu den Stadtteilen, die der Polizei vorliegen, malen ein ähnliches Bild. So sei die Häufung der Einbrüche in Brechten ebenso stark wie zur selben Zeit in den vergangenen Jahren. Ebenso analysiert die Oberkommissarin: „Wir können mit Rückblick bis zum Jahresanfang 2023 feststellen, dass Brechten sich nicht von anderen Dortmunder Stadtteilen abhebt.“
Zusammengefasst: Es gebe also keine Einbruchsserie in Brechten, aber wieso wirkt es so. Carina Dupont nennt dafür drei Gründe:
- Die Jahreszeit, ab Herbst erwarte man bei der Polizei grundsätzlich mehr Einbrüche in ganz Dortmund.
- Die Vorgehensweise, die ist oftmals recht ähnlich.
- Die Nähe zur Autobahn, die sei laut Polizei für Einbrecher sehr attraktiv; in der Nähe von Autobahnen stelle man ebenso in ganz Dortmund mehr Einbrüche fest als anderswo.
Wie ähnlich gehen Täter vor?
„Generell ist es schwierig, von diesem ‚einen Vorgehen‘ auszugehen“, präzisiert Dupont. Man bewerte jeden Einbruch individuell, „jede Spurenlage vor Ort ist neu zu bewerten“. Dennoch gebe es Überschneidungen bei Täterinnen und Tätern. „Üblicherweise versuchen Täter schnell und unerkannt Einbrüche zu begehen“, so die Polizistin. Deshalb nutzten sie häufiger Schwachstellen, um zur Beute zu gelangen.
„Bei Häusern/Geschäften sind hier insbesondere die Fenster und Balkontüren die Schwachstellen – eben alle schlecht gesicherten Gebäudeöffnungen“, sagt sie. Bei einem Auto seien es vor allem Fahrer und Beifahrerseite. Werden solche Schwachstellen aufgehebelt oder eingeschlagen, kämen Täter am schnellsten an den Innenraum heran, und seien demnach schneller fertig als bei einem komplexeren Vorgehen.
Zeit ist ein wichtiger Faktor
Daher sei laut Polizei die Zeit ein essenzieller Teil der Prävention, „da es den Einbrechern darum geht, vor allem schnell und unerkannt ins Haus oder Auto zu gelangen“, sagt Dupont, „ein guter Schutz bedeutet für die Täter mehr Arbeit und Zeitaufwand, um in ein Objekt zu gelangen. Bei einem guten Einbruchschutz bleiben Einbrecher oft im Versuch stecken und ergreifen die Flucht, wenn das Entdeckungsrisiko zu hoch wird.“
Ebenso helfe es bei der Prävention, keine Anreize zu schaffen, indem zum Beispiel immer darauf geachtet werde, keine Wertgegenstände im Kfz zu lassen oder bei Wohnungen immer alle Türen und Fenster zu verschließen, wenn man nicht zu Hause ist. Darüber hinaus empfiehlt Dupont an Immobilien Beleuchtung mit Bewegungssensoren, ein brennendes Licht in der leeren Wohnung, nachgerüstete Fenster mit sogenannter Pilzkopfverriegelung oder klassisch eine wachsame Nachbarschaft, die verdächtiges Verhalten meldet.
Gerade bei letzterem rate Dupont zur Initiative: „Sollten Sie auf Personen aufmerksam werden, die auffällig die Wohnsiedlung auf und ab gehen oder sogar vielleicht mit einem Auto die Siedlung abfahren, rufen Sie umgehend die 110 an.“ Genauer beraten lassen könne man sich bei der Polizei selbst. Einen Termin dazu kann man unter der Telefonnummer der Beratungsstelle buchen: (0231) 132-7950.
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