
© Dieter Menne
Diese Vögel müssen bestimmte Tiere fressen, um so leuchtend rot zu bleiben
Neue Zoo-Attraktion
Besucher im Dortmunder Zoo sehen rot. Knallrot. Aber auch rosarot: Die neue Ibis-Voliere hat eröffnet. Sie ist begehbar. Und bietet mehr als nur die knallroten Stars.
Der Säbelschnäbler ist im Stress und schimpft. Vor seinem Nest hat sich eine Besuchergruppe aufgebaut. Fast auf Tuchfühlung. Der brütende Vogel ist Insasse der neuen, begehbaren Ibis-Voliere, die die Zoofreunde am Montag offiziell dem Zoo übergeben haben.
Auch wenn sich der Säbelschnäbler lauthals Gehör verschafft – die Hauptattraktionen des luftigen Geheges sind die Scharlachsichler und die Rosa Löffler, beides Ibis-Vögel, die zwischen der zweiten gefiederten Garnitur – den Inkaseeschwalben und Rotschulterenten sowie dem Noch-Single, einem Perutriel – stolzieren.
Schon von Weitem sichtbar
Die Rosa Löffler bestechen durch ihr rosafarbenes Federkleid, die Scharlachsichler durch ihren Knallton, der von Weitem sichtbar ist und mit seiner intensiven Stärke die Menschen in Trinidad kirre gemacht hat. Erst haben sie ihn als gebratene Delikatesse verspeist und seine Federn für spektakuläre Karnevalskostüme verarbeitet, dann haben sie ihn zu ihrem Wappentier gemacht.

Prof. Stefan Dieterle, Vorsitzender der Zoofreunde Dortmund, übergab den Schlüssel zur neuen Ibis-Voliere an Sozialdezernentin Birgit Zoerner, die ihn für die Stadt entgegennahm. Im Hintergrund der designierte Sparkassen-Vorstandschef Dirk Schaufelberger. © Dieter Menne
Ihre Farbe – ein Scharlachrot mit einem Schuss Leuchtorange und Pink – produzieren die prächtigen Vögel nicht selbst. Sie fressen sie. In freier Natur ertasten sie mit ihrem gut 20 Zentimeter langen Schnabel ihre Beute, hauptsächlich Krustentiere wie Shrimps, Fluss- und Baumkrabben. Ihre Panzer enthalten Karotinoide in hoher Konzentration, die das Gefieder der Roten Ibisse färben.
Künstlicher Zusatz im Fressen
Das hat man jedoch erst in den zoologischen Gärten festgestellt. In Gefangenschaft verloren die Roten Ibisse ihr charakteristisches Leuchtrot, ihr Gefieder wurde immer blasser, weil sie ihre farbgebende Beute nicht jagen konnten. Deshalb werden Roten Ibissen in Gefangenschaft künstliche Zusätze ins Fressen beigemischt.
Bei der offiziellen Übergabe der neuen Voliere am Donnerstag leuchteten die Scharlachsichler, was das Zeug hielt. Vor allem mit ihnen wird die neue Voliere zu einer weiteren Attraktion des Zoos. Fünf Jahre hat es gebraucht von der Planung bis zur Vollendung. Immer wieder gab es Pech mit den Ausschreibungen. Das war aber am Donnerstag alles vergessen.
Voliere ist durch zwei Schleusen zu betreten
Die neue, begehbare Voliere ist größer und moderner als die alte am gleichen Standort. Besucher können sie barrierefrei durch zwei Schleusen betreten und von verschiedenen Ausguckmöglichkeiten oder auf Ruhebänken die Choreografien der Vogelschar in der Luft und am Boden beobachten. Eine Tafel mit Brailleschrift informiert auch sehbehinderte Menschen über die Tiere.

Der designierte Sparkassen-Vorstandschef Dirk Schaufelberger (2.v.r.) übergab einen Scheck in Höhe von 20.000 Euro an die Zoofreunde. Darüber freuten sich (v.l.) Sozialdezernentin Birgit Zoerner, Prof. Stefan Dieterle von den Zoofreunden und Zoodirektor Dr. Frank Brandstätter. © Dieter Menne
Finanziert wurde der 190.000 Euro teure Bau der Voliere mit einem kleinen Gebäude vornehmlich vom Förderverein Zoofreunde Dortmund. Die Mitglieder brachten 160.000 Euro zusammen. Hinzu kamen eine Einzelspende von 10.000 Euro und weitere 20.000 Euro von der Sparkasse Dortmund. Gleichzeitig haben die Zoofreunde unter dem Vorsitz von Professor Stefan Dieterle auch selbst mit Hand angelegt, haben fleißig Erde geschaufelt, Unkraut beseitigt und kleine Arbeiten in der Voliere vorgenommen. „Das zeigt, dass unser Verein lebt“, sagte Dieterle.
Dank für bürgerschaftliches Engagement
Auch die Mitarbeiter des Zoos haben ihren Teil zur Verwirklichung der Voliere beigetragen. Sie haben die Holzarbeiten sowie die Einrichtung der Voliere und der Innenräume übernommen.
Übergeben wurde die Voliere von Prof. Dieterle an Sozialdezernentin Birgit Zoerner und Zoo-Direktor Dr. Frank Brandstätter. Beide betonten dankbar, dass es ohne das bürgerschaftliche Engagement der Zoofreunde weder die Ibis-Voliere gäbe, noch das Raubtier-, das Amazonas-, das Giraffen-, das Otter- und das Regenwaldhaus sowie die Phoenix-Voliere. Brandstätter: „Ohne die Zoofreunde Dortmund wären wir noch nicht so weit.“
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
