Als Kind hab ich gar nicht gerne Kohl gegessen. Ganz und gar nicht. Rotkohl schon mal überhaupt nicht! Und direkt danach kam gleich Rosenkohl. Keine Ahnung, warum man als Kind Kohl schrecklich findet. Aber Kinder mögen ja Gemüse sowieso nicht.
Heutzutage weiß ich, dass Kohl eines der vielseitigsten Gemüse ist, die wir kennen. Und er ist mitnichten ein Wintergemüse! Kohl-rabi ist zum Beispiel ein sehr schöner Sommerkohl. Genauso wie Blumenkohl und Brokkoli. Oder auch der sehr zarte und beliebte Spitzkohl. So gibt es das ganze Jahr über Kohl.
Warum schmeckt westfälische Küche so „lecka“ und wie führt man ein Traditions-Gasthaus? Darüber - und über manches mehr - schreibt Koch Günther Overkamp in seiner Kolumne „Overkamps Lecka-reien“. Hier finden Sie alle Folgen.
Außerdem hat er eine sehr besondere Eigenschaft: Er lässt sich gut lagern. Den Weißkohl konnte man einfach in die Ecke schmeißen und ihn dann im Winter rausholen. Und damit er noch länger hält, haben unsere Mütter und Tanten zwischendurch noch Sauerkraut daraus gemacht.
Sauerkraut in der Badewanne
Ich erinnere mich auch noch an das Einstampfen von Sauerkraut in Kunststoff-Badewannen. Die wurden sonst immer für die Wäsche gebraucht. Einmal im Jahr wurden sie dann zum Sauerkraut-Fass.
Es gibt natürlich auch Kohl, der erst im Winter reif ist. Der Grünkohl, der phantastisch als Eintopf schmeckt. Achtung: Am Tag vorher kochen, denn er schmeckt am Tag danach noch besser. Das liegt an bestimmten chemischen Prozessen, die ich aber nicht kenne. Bin ja kein Chemiker.
Einen Tag vorher kochen
Übrigens gilt das für jeden Eintopf. Zu diesen chemischen Prozessen kann man auch einfach sagen: Durchziehen lassen.
Spitzkohl, Rotkohl, Weißkohl, Grünkohl lässt sich auch auf neue Weise zubereiten. Ganz toll finde ich Grünkohl-Salat. Denn Grünkohl hat ja auch noch folgende Besonderheiten: Sehr viel Vitamin C, sehr viele Vitamine der B-Gruppe (Eisen, Kalcium). Kein Kohl hat mehr davon. Und er ist der weltbeste Lieferant von Beta-Karotin.
Und das alles ist in der Salat-Version natürlich noch am besten erhalten.
Salat mit Apfel und Walnuss
Man nehme: Rapsöl möglichst kaltgepresst, Apfelessig, feinste Zwiebelwürfel, Grünkohl fein geschnitten und 2 bis 3 Minuten blanchiert und abgeschreckt, 30 g Ziegenfrischkäse bröckelig, Boskopapfel klitzeklein gewürfelt und mit einem Tropfen Zitronensaft, Granatapfelkerne, Pinienkerne, kleine bröckelige Walnusskerne, Salz, schwarzer Pfeffer frisch gemahlen, Zucker.
Zucker mit den Zwiebelwürfeln vorsichtig karamellisieren, mit Rapsöl und Apfelessig ablöschen, würzen und Grünkohl und restliche Zutaten unterheben, lauwarm servieren.
Spitzkohl aus der Pfanne
Außerdem ist Kohl so gesund, weil er wahnsinnig viele Ballaststoffe enthält. Und der Spitzkohl hat noch eine besonders freundliche Eigenschaft: Er bläht nicht.
Am besten schmeckt er mir sehr fein in Streifen geschnitten, so fein es geht, und dann in Öl oder Butter (aber kein Olivenöl, sondern Rapsöl), mit einem Hauch Salz, Pfeffer und Muskat ganz kurz in der Pfanne gewendet. Dazu ein Stück gebratener Fisch aus der Pfanne. Zander, Forelle, Dorade – egal.
Wenn man Sauce braucht, noch ein bisschen Schmand unter den Spitzkohl. Und fertig ist der Lack. Ein ganz schnelles, gesundes und leckeres Essen.
Frost ist nicht mehr nötig
Mit einem hartnäckigen Gerücht will ich unbedingt noch eben aufräumen: Grünkohl muss Frost haben. Muss er nicht mehr, war früher so. Da musste sich durch Frost die enthaltene Stärke in Zucker umwandeln. Die heutigen Sorten brauchen das nicht. Sobald er reif ist, ran an den Kohl!
In diesem Sinne: Bis denne!
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