Warten auf den Impfstoff: Dr. Reinhard Büker, ärztlicher Leiter des Impfzentrums, steht wie alle Helfer Gewehr bei Fuß. © Beushausen
Impfzentrum auf Phoenix-West
Ein Urologe und Bergmannssohn spielt die erste Geige bei Ärzten im Impfzentrum
Die Tage bis zum Impfstart in der Warsteiner Music Hall zählt er noch nicht. Aber Dr. Reinhard Büker wünscht sich schon, dass es in Kürze losgeht. Büker ist ärztlicher Leiter des Impfzentrums.
Er könnte sich zurückziehen und seinen Ruhestand genießen. Beispielsweise durch Thüringen spazieren, wo er ein Stückchen Wald gekauft hat. Aber nein, das käme für ihn gerade jetzt, mitten in der Krise, nicht infrage. Dr. Reinhard Büker (69), Urologe aus Huckarde, hat es sich wie so viele Ärzte und Helfer freiwillig zur Aufgabe gemacht, daran mitzuarbeiten, „den Mist endlich vom Tisch zu kriegen.“
"Der Mist" – das ist Covid-19. Jenes Coronavirus, das die Welt seit März in Atem hält. Er betreue selbst ein Dutzend ehemaliger Covid-Patienten, „darunter zwei, die vermutlich bleibende Schäden haben“, wie Büker sagt. Er mag die klare Sprache, die unmissverständliche Ansage. Er stammt aus einer Bergmannsfamilie, der Vater war unter Tage - während Sohn Reinhard als Krankenpfleger in der früheren Urologie am Westfalendamm arbeitete, um sich danach an der Uni Münster für Medizin einzuschreiben.
Nach Berufserfahrungen in mehreren Kliniken machte sich Reinhard Büker 1992 als Urologe mit einer eigenen Praxis in Huckarde selbstständig. Lange her. Die Praxis hat er inzwischen verkauft, arbeitet dort aber als Arzt im Anstellungsverhältnis weiter. Wie er zu seiner Funktion als ärztlicher Leiter des Impfzentrums in der Warsteiner Music Hall gekommen sei?
Impfteam fragt ihn um Rat
Büker will gerade erzählen, da klingelt sein Handy. Wieder mal. „Wo steht ihr denn jetzt?“, fragt Büker ins Gerät hinein. Offenbar hat ein Impfteam nach dem Besuch eines Seniorenheims „überschüssigen“ Impfstoff und rätselt, was zu tun sei. Büker gibt Anweisung. Das ist Teil seines Jobs als ärztlicher Leiter des Impfzentrums. Ein Kollege hatte ihn für die Aufgabe vorgeschlagen. Organisieren und mitgestalten, Dinge in geordnete Bahnen lenken, das liege ihm, sagt Büker.
Es ist angerichtet: Sobald es losgeht, wird Büker im Impfzentrum auch selbst zur Spritze greifen. © Beushausen
Das hat er bereits vor vielen Jahren bewiesen, als er und weitere Ärzte in Dortmund Netzwerke organisierten und gegen Pläne zum Abzug der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) mobil machten. Da passt es ins Bild, dass Büker vor Ort auch politisch aktiv ist: als Vorstandsmitglied im SPD-Ortsverein Mailoh-Deusen und als Huckepack-Kandidat für die Bezirksvertretung in Huckarde. Sein Handy macht sich erneut bemerkbar.
Eine Art Obmann für Ärzte
So kommt es, dass Büker schon jetzt, Tage vor Eröffnung des Impfzentrums, ein gefragter Mann ist. Morgens um 7.30 Uhr geht es los, und nur Wohlmeinende glauben, abends um 20 Uhr wäre sein Tag beendet. „Kann gut sein, dass ich auch um 23 Uhr angerufen werde“, sagt Büker. Vielleicht von einem Kollegen, der Informationsbedarf hat. Auch das gehört zu Bükers Aufgaben: Fragen von Kollegen beantworten, aufklären und informieren. Zum Beispiel über den hochsensiblen Impfstoff. Haltbarkeit, Verwendung, ja nicht schütteln - Büker könnte mittlerweile Vorträge runterspulen. „Hab’ ich alles im Kopf“, sagt er.
Gibt es ein Seniorenheim, das noch keinen Impfarzt benennen konnte? Auch das ist Teil seiner Job-Beschreibung. Er habe - neben den Ärzten im Impfzentrum – einen Pool von ungefähr 50 Helfern, die bei Bedarf einspringen und in die Seniorenzentren marschieren. „Kann ich alle anrufen“, sagt Büker. Er ist der Obmann für alle ärztlichen Fragen. „Und nur für die ärztlichen Fragen", betont er. Nicht aber beispielsweise für die Organisation innerhalb des Impfzentrums. Das ist ihm wichtig zu erwähnen, es soll keine Rangelei um Zuständigkeiten geben.
Hoffen auf den 15. Januar
Und klar, natürlich wird Büker auch selbst zur Spritze greifen und Menschen impfen, sobald es losgeht. Ging es nach ihm und den anderen Helfern – er sähe sie alle längst am Werk im Impfzentrum, das bei „Volllast“ bis zu 2400 Menschen täglich mit dem begehrten Stoff versorgen kann. 22 Ärzte und 47 Helferinnen sieht er bei „Volllast“ in der Warsteiner Music Hall am Werk. Noch aber fehlt es an den benötigten Mengen Impfstoff, auch wenn Büker und Kollegen die Hoffnung hegen, „dass es vielleicht am Freitag, 15. Januar, endlich losgehen kann.“
Noch sind die Stühle leer in der Warsteiner Music Hall. Die Ärzte hoffen aber, dass sich die Lage ab 15. Januar ändert. © Beushausen
Aber das, sagt er, „liegt nicht in unserer Hand.“ Dass es beim Impfstart in den Seniorenzentren zeitweilig etwas geruckelt hat mit der Logistik, „so etwas kommt vor“, sagt er. Aber nun laufe es. Diskussionen über die Frage, ob Geimpfte im Vergleich zu Nicht-Geimpften später bevorzugt behandelt werden sollten, hält er für müßig „und zurzeit für völlig überflüssig.“ Hin und wieder holt ihn der Streit sogar im eigenen Familienkreis ein.
Impfgegnern pflege er stets zu antworten: „In Ordnung, damit entlastest du die aktuelle Nachfrage nach Impfstoff.“ „Im Übrigen“, sagt er und legt ein leichtes Schmunzeln auf, „wenn der erste Impfgegner merkt, dass er nicht mehr nach Malle darf, wird er sich schon freiwillig auf die Socken nach der Spritze machen.“ Weiter kommt Büker nicht. Sein Handy meldet sich.
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