
© Andreas Schröter
Theater hat endlich wieder Zuschauer – und dabei fast unglaubliches Glück
Kultur in Dortmund
Darauf haben Kultur-Liebhaber lange gewartet: endlich wieder gemeinsam mit anderen Zuschauern eine kulturelle Veranstaltung verfolgen. Jetzt ist‘s in Dortmund wieder möglich - mit einem besonderen Format.
Ein Hauch des so sehnlichst erwarteten Neuanfangs lag am Mittwochabend (2. Juni) in der Luft, als Schauspiel-Dramaturgin Sabine Reich die Bühne betrat, um die Zuschauer beim „Terrassentheater“ zu begrüßen. Es war für das Schauspiel Dortmund die erste Veranstaltung mit Zuschauern seit Oktober.
„Terrassentheater“ – das heißt: Bis zum Ende der Spielzeit am 3. Juli finden auf der Terrasse des Opernhauses beinahe täglich Veranstaltungen der fünf Theater-Sparten statt: Oper, Schauspiel, Ballett, Philharmoniker und Kinder- und Jugendtheater.
Den Anfang machte das Schauspiel mit 17 Kurzfilmen unter dem Titel „17 x 1“, in denen sich die Schauspieler des neuen Ensembles unter der Regie von Dramaturgin Hannah Saar vorstellen.
Und dabei hatte man schon fast unglaubliches Glück mit dem Wetter: Auch weil abends um 21 Uhr immer noch Temperaturen von um die 25 Grad herrschten, schafften es die aufgestellten Palmen und der kleine Getränke- und Imbissstand, fast so etwas wie eine unbeschwerte sommerliche Urlaubs-Atmosphäre mitten in der City heraufzubeschwören, die Zuschauer und Theaterleute genossen.

Schauspielchefin Julia Wissert war begeistert, endlich wieder eine Veranstaltung vor Zuschauern anbieten zu können. © Andreas Schröter
Die sichtlich erfreute Schauspielchefin Julia Wissert sagte, sie könne es noch gar nicht begreifen, dass es jetzt wieder losgehe. Sie denke immer noch an den bis dato letzten Abend mit Zuschauern zurück – die erst zweite Vorstellung ihrer „Faust“-Inszenierung.
Damals sei bereits klar gewesen, dass danach zunächst Schluss sein würde. Die Zuschauer seien aufgestanden und es lag ein Gefühl von Abschied in der Luft. Sehr emotional sei das gewesen. Und das, obwohl das neue Ensemble erst ein paar Wochen vorher seine Arbeit in Dortmund aufgenommen hatte.
Für alle Beteiligten eine schwierige Situation: Die Schauspieler, die zum größten Teil für diesen Job eigens nach Dortmund gezogen sind, hatten bisher kaum Gelegenheit sich kennenzulernen.

Inspizient Ralf Kubik wünscht sich wieder Schauspieler, die auf der Bühne agieren. © Andreas Schröter
Doch nun geht‘s mit dem Terrassentheater zumindest in kleiner Form wieder los. Natürlich sei eine Filmvorführung kein Ersatz für Menschen, die auf der Bühne agieren, sagte beispielsweise Inspizient Ralf Kubik, der ebenfalls unter den Zuschauern war.
Vielleicht war auch das der Grund, dass nur rund 40 der 150 Plätze auf der Opernterrasse besetzt waren – und womöglich die sehr strengen Corona-Regeln, die zeigten, dass das Theater Dortmund keinesfalls gewillt ist, irgendeine Art von Risiko einzugehen: Die Zuschauer werden einzeln zum Platz, am Ende wieder zum Ausgang und im Bedarfsfall zur Toilette geführt, müssen einen aktuellen negativen Corona-Test vorlegen und während der gesamten Veranstaltung außer zum Essen und Trinken eine Maske tragen.
Näheres zum Terassentheater-Programm unter www.theaterdo.de.

Während der Veranstaltung mussten strenge Coronaregeln eingehalten werden. © Andreas Schröter
Ich fahre täglich durch den Dortmunder Nordosten und besuche Menschen, die etwas Interessantes zu erzählen haben. Ich bin seit 1991 bei den RN. Vorher habe ich Publizistik, Germanistik und Politik studiert. Ich bin verheiratet und habe drei Töchter.
