Fußball-EM: Gerüste müssen aus Dortmunds City verschwinden 40.000 Euro Mehrkosten für Baustelle am Westenhellweg

Eigentümer des Ex-Conrad-Hauses muss zur EURO2024 Gerüst abbauen
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Fußballfans in ganz Europa freuen sich auf die Europameisterschaft in Deutschland, die am 14. Juni 2024 beginnt. Dortmund ist eine von zehn Städten, in denen die Spiele stattfinden. Und wie während der Sommermärchen-WM 2006 möchte Dortmund wieder ein guter Gastgeber und attraktiver Veranstaltungsort sein.

Während man im Rathaus auf positive Effekte hofft und den Ruf Dortmunds als Fußball-Hauptstadt festigen möchte, fühlt man sich bei der Andreas Deilmann Stiftung in Münster ziemlich rabiat abgegrätscht. „Wir benötigen für das Gerüst zur Modernisierung des Ex-Conrad-Hauses am oberen Westenhellweg öffentliche Fläche. Die Nutzung haben wir für das ganze Jahr beantragt, haben sie aber nur bis Mitte Mai genehmigt bekommen“, sagt Ulrich Jansen, Architekt bei der Deilmann Planungsgesellschaft mbH.

Schriftlich habe er bisher von der Stadt Dortmund keine Erklärung dafür bekommen. Zu hören gewesen sei aber, dass man während der EURO2024 keine Gerüste auf öffentlichen Flächen in der City haben wolle.

„Bisher wird uns eine Verlängerung der Nutzungsgenehmigung rigoros verweigert. Da das Grundstück aber zu 100 Prozent bebaut ist, was in der Innenstadt die Regel ist, müssen wir für das Gerüst die öffentliche Fläche davor nutzen können. Es drohen uns für den Umbau eine deutlich zeitliche Verzögerung und Mehrkosten für den Ab- und Aufbau der Gerüste in Höhe von rund 40.000 Euro“, so Ulrich Jansen. Die Familienstiftung Deilmann baut die City-Immobilie in diesem Jahr in ein modernes Wohn- und Geschäftsgebäude mit Gastro-Betrieben im Erdgeschoss um.

Baustellenfreiheit zur EURO2024

Wir haben die Dortmunder Stadtverwaltung gefragt, ob während der Fußball-Europameisterschaft wirklich kein Gerüst in der City stehen soll. Und ganz offensichtlich soll es tatsächlich so sein. Stadtsprecherin Alexandra Schürmann verweist auf ein „Konzept zur Baustellenfreiheit während der EURO2024“. Dieses sei vom Stadtrat im vergangenen Jahr beschlossen worden.

Aktuell gibt es einige Gerüste in der City von Dortmund - wie hier am Ex-Kaufhof-Gebäude und dem gegenüberliegenden Wohn- und Geschäftshaus am Westenhellweg/Kolpingstraße.
Aktuell gibt es einige Gerüste in der City - wie hier am Ex-Kaufhof-Gebäude und dem gegenüberliegenden Wohn- und Geschäftshaus am Westenhellweg/Kolpingstraße. © Peter Wulle

„Mit der UEFA“, so erklärt Alexandra Schürmann, „wurden verschiedene vertragliche Vereinbarungen getroffen, die auch die Pflicht beinhalten, im Turnierzeitraum auf den Zufahrtsstraßen und in der Nähe von Veranstaltungsflächen Behinderungen, Einschränkungen und Minderung der Veranstaltungsqualität zu verhindern.“

„Es ist richtig, übermütige und alkoholisierte Fans zu schützen“

Die Sprecherin verweist darauf, dass Baustelleneinrichtungsflächen, die im Rahmen der Sondernutzung genehmigt wurden, so zurückzubauen sind, dass sie kein Sicherheitsrisiko darstellen.

Auf Nachfrage sagt Alexandra Schürmann konkret: „Während der EURO2024 sollen keine im Rahmen der Sondernutzung genehmigten Baugerüste im öffentlichen Raum in der City stehen. Darauf wurden und werden die Bauherren bereits seit Monaten ausführlich hingewiesen und sind aufgefordert, ihre Bauabläufe und die Baustellenlogistik entsprechend anzupassen.“

Bei den großen Gerüstbaufirmen in Dortmund ist das Konzept zur Baustellenfreiheit bekannt, aber noch kein großes Thema. „Was es genau bedeutet, wissen wir noch nicht. Inwieweit es auch vorhandene Bauvorhaben betrifft, kann ich nicht sagen“, sagt Karsten Weise von Gerüstbau Weise in Deusen. Aus seiner Sicht ist es auf jeden Fall nachvollziehbar, dass aus Sicherheitsgründen keine Gerüste in der City stehen sollen, wenn dort über viele Tage Tausende Fußballfans erwartet werden.

„Wir erleben auf unseren Baustellen immer wieder, dass Unbefugte abends und an Wochenenden auf unseren Gerüsten herumklettern. Das ist gefährlich. So sehr ich den Unmut der Bauherren verstehen kann: Es ist richtig, übermütige und alkoholisierte Fans zu schützen und dafür Sorge zu tragen, dass während der EURO niemand verunglückt“, zeigt auch Christian Bönninger von Gerüstbau Bönninger in Brackel Verständnis für den Sicherheitsaspekt.