EDG-Streik trifft Markthändler und Gastronomen hart „Wir sind es den Kunden schuldig“

EDG-Streik trifft Dortmunder Markthändler und Gastronomen hart
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Der aktuelle EDG-Streik lässt Dortmund im Müll versinken. Die EDG streikt bis mindestens Sonntag, 16.3., 5 Uhr, weitere Streiktage sind möglich und werden von der EDG rechtzeitig bekannt gegeben. Was als Wochenendstreik begann, wurde verlängert – mit spürbaren Folgen: Überquellende Tonnen, wachsende Abfallberge und ein unangenehmer Geruch prägen das Stadtbild. Besonders betroffen sind Dortmunder Markthändler und Gastronomen, die während des Streiks mit den Müllproblemen konfrontiert werden.

Mittwoch ist Wochenmarkt auf dem Hansaplatz in Dortmund. Niels Schulte ist Obst- und Gemüsehändler und Sprecher der Markthändler. Gemeinsam mit anderen Markthändlern hat er den Hansaplatz in den Morgenstunden selbst aufgeräumt und gekehrt. „Wir mussten es nicht, aber wir haben es getan“, erklärt Niels Schulte. Er spricht von „extremen“ Mengen an Müll und Scherben auf dem Hansaplatz. Niels Schulte zeigt auf die blauen Müllsäcke, die er gemeinsam mit anderen Markthändlern eigenständig befüllt hat und notdürftig neben die Mülleimer vor dem Karstadt Eingang am Hansaplatz deponiert hat.

Da die Müllabfuhr und Straßenreinigung, der EDG eine Woche lang streikt, haben zahlreiche Dortmunder Markthändler morgens früh den Marktplatz selbst aufgeräumt und Müllsäcke befüllt.
Da die Müllabfuhr und Straßenreinigung, der EDG eine Woche lang streikt, haben zahlreiche Dortmunder Markthändler morgens früh den Marktplatz selbst aufgeräumt und Müllsäcke befüllt. © Paula Weber

„Wir sind es unseren Kunden schuldig“

„Damit unsere Kundinnen und Kunden sich weiterhin wohlfühlen, fühlen wir uns verpflichtet aufzuräumen. Wir sind es unseren Kunden schuldig“, erklärt der Sprecher des Dortmunder Wochenmarkts.

Viel schlimmer findet Schulte das aus dem Müll resultierende Rattenproblem: „Das ist wirklich ganz extrem. In den Mülleimern waren bereits Ratten, und besonders frühmorgens, wenn es noch ruhig ist, laufen die Ratten hier über den Hansaplatz. Das ist nicht schön mitanzusehen“, findet der Obst- und Gemüsehändler. Durch das sonnige Wetter am vergangenen Samstag war der Wochenmarkt besonders gut besucht und es seien viele Scherben auf dem Boden liegen geblieben.

Forderung nach Notdienst der Stadt

Für den kommenden Wochenmarkt am Samstag werden Niels Schulte und andere Markthändler ebenfalls den Platz sauber verlassen. Kehren und Müllsäcke füllen - auch wenn es eigentlich nicht zu ihren Aufgaben gehört. „Anders geht es nicht. Aber jetzt sind die Mülleimer und Müllsäcke schon bis oben hin voll, die lassen wir hier stehen. Wir werden ja nicht bezahlt, die Müllsäcke wegzubringen“, erklärt Niels Schulte. Jetzt müsse die Stadt Dortmund handeln: „Es gibt für alles einen Notdienst, ich verstehe es nicht, wieso die Stadt es beim Thema Müll nicht hinbekommt. Es gibt ja auch Mitarbeiter, die nicht bei Verdi tätig sind. Das ist sonst wirklich eine Zumutung, vor allem nach dem Wochenende“.

„Aktuell geht es bei uns noch“

Wir fragen bei verschiedenen Dortmunder Restaurants und Cafés nach. Michelle Tafaner vom „Schönes Leben“ im Dortmunder Kreuzviertel erklärt uns: „Aktuell geht es bei uns noch, aber bis nächste Woche könnte es schwierig werden“. Die Müllcontainer des Cafés seien noch nicht überfüllt, allerdings hofft Michelle Tafaner auch darauf, dass der EDG-Streik nicht mehr allzu lange anhält. „Ein bisschen Angst habe ich schon, wenn der Streik nochmal verlängert werden sollte. Dann wird es auch bei uns nach dem Wochenende eng“.

Auch das Traditionsrestaurant „Zum alten Markt“ hat bisher noch kein großes Müllproblem durch den EDG-Streik zu vermelden. Auf Anfrage erklärt uns Wirt Jörg Kemper, dass sein Restaurant bisher eine gute „Puffer-Entsorgung“ hat, da Glas, Kunststoff und Pappe selbstständig gewerblich entsorgt würden. „Bei dem Entsorgen von Restmüll haben wir bisher noch keine Probleme“. Aber auch Jörg Kemper schaut bereits auf die nächste Woche, denn „nach dem Wochenende könnte es kritisch werden“.

Das Restaurant „Brüderlich“ im Dortmunder Kaiserviertel merkt bisher noch nicht so viel von dem EDG-Streik. Inhaber Felix Feldkamp erklärt: „Durch das Menükarussell haben wir einen starken Monat und dadurch auch ein höheres Müllaufkommen. Bis jetzt sind wir noch nicht überlastet, aber ich bin gespannt, wie es nach dem Wochenende aussieht“. Man merkt schnell, dass die Dortmunder Gastronomen besonders Bedenken davor haben, dass der EDG-Streik verlängert wird.

Inhaber Felix Feldkamp vor seinem Restaurant Brüderlich.
„Brüderlich“-Inhaber Felix Feldkamp merkt bisher noch nicht viel von dem EDG-Streik in seinem Restaurant im Dortmunder Kaiserviertel. © Martin Teichert

Volle Kapazität bei Food Brothers

Das Dortmunder Brückstraßenviertel ist ein Knotenpunkt für zahlreiche Restaurants, Cafés und Imbisse. In der Gerberstraße, eine Nebenstraße der Brückstraße, fällt auf: Hier stehen vier völlig überfülle große Müllcontainer. Wenn man bedenkt, dass diese bis zur nächsten Woche - oder länger nicht mehr geleert werden, kann man im Brückstraßenviertel schon eher von einer Überlastung sprechen. Die vollen Müllcontainer gehören zum Burger Restaurant „Food Brothers“.

Im Brückstraßenviertel geht der EDG-Streik nicht spurlos an den Gastronomen vorbei. Ahmed Ben, Filialleiter des Burgerrestaurants "Food Brothers", ist genervt von dem Müllproblem vor seiner Ladentür.
Im Brückstraßenviertel geht der EDG-Streik nicht spurlos an den Gastronomen vorbei. Ahmed Ben, Filialleiter des Burgerrestaurants „Food Brothers“, ist genervt von dem Müllproblem vor seiner Ladentür. © Paula Weber

Food Brother-Filialleiter Ahmed Ben erklärt uns auf Nachfrage, im Burger Restaurant sei „die volle Kapazität und Fülle der Müllcontainer erreicht“. Ahmed Ben ist genervt von den Müllbergen - auf den Straßen im Brückstraßenviertel, aber auch von dem Müll, den er selbst entsorgen muss. Übergangsweise könne er volle Müllbeutel im Keller des Geschäfts lagern, aber dies sei nur eine Notlösung, bis die Müllabfuhr wieder im Einsatz sei.