E-Taxis, LKW-Routen und mehr Fahrradständer sollen Dieselfahrverbot in Dortmund verhindern

© Peter Bandermann

E-Taxis, LKW-Routen und mehr Fahrradständer sollen Dieselfahrverbot in Dortmund verhindern

rnMasterplan Mobilität

Dortmund möchte Dieselfahrverbote verhindern und gleichzeitig Vorreiter und Modellstadt für eine Mobilität ohne Luftbelastung werden. Dazu hält die Stadt auch kurzfristige Maßnahmen bereit.

Dortmund

, 29.10.2018, 04:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Um die Luftqualität in Dortmund zu verbessern, will die Stadt den Fuß-, Rad- sowie den öffentlichen Personennahverkehr stärken und kombinieren – zulasten des Autoverkehrs. Erklärtes Ziel ist, dass drei Viertel aller Menschen, die sich Richtung City bewegen, künftig klimafreundlich mit Bus, Bahn, Fahrrad oder zu Fuß in die Innenstadt kommen und nur noch ein Viertel mit dem Pkw. Und der sollte möglichst strombetrieben sein.

Denn Dortmund gehört zu den Top-20-Städten in Deutschland, die bei der Luftbelastung auf einer Negativliste stehen. Weil Dieselfahrverbote drohen, will die Stadt bis spätestens 2020 den aktuell überschrittenen Jahresmittelgrenzwert für Stickstoffdioxid der EU-Luftqualitätsrichtlinie einhalten. Um die Verkehrswende zu schaffen, empfehlen die Stadtspitze und Experten 26 Maßnahmen, deren Umsetzung der Rat im Dezember beschließen soll. Als wichtiger Bestandteil des Masterplans Mobilität 2030 könnten sie in den nächsten drei Jahren angestoßen werden.

Für zehn Maßnahmen ist bereits die konkrete Umsetzung geplant

Für zehn der 26 Maßnahmen ist bereits die konkrete Umsetzung vorgesehen, beziehungsweise wurden Förderanträge gestellt. Dazu zählen:

  • Umrüstung der Taxiflotte auf E-Taxis, in dem man Taxi-Unternehmern beim Zugang zu Fördermaßnahmen unterstützt, ihnen ein Vorrecht auf die Stellplätze am Hauptbahnhof einräumt und für sie Schnellladepunkte einrichtet;
  • allgemein flächendeckende Lademöglichkeiten für E-Fahrzeuge.
  • Vorrangrouten für Radfahrer unter anderem mit rund neun pedelec-tauglichen Fahrradachsen in die Innenstadt, die mit Park- und Bike-Anlagen kombiniert werden. Ein Kreuzungsprogramm soll den Radverkehr beschleunigen und seine Sicherheit erhöhen. Als Abstellmöglichkeiten für Fahrräder sind 1000 neue Anlehnbügel in der City sowie zusätzliche Radstationen auch an Vorort-Bahnhöfen vorgesehen;
  • ein E-Logistikknoten am City-Rand, der als Umschlagort von Kurier-, Express- und Paketdiensten genutzt wird, um Waren in der Innenstadt gegebenenfalls mit elektrischen Lastenrädern zu liefern. E-Lieferfahrzeuge sollen bevorzugt werden, indem sie zum Beispiel aufgrund der leisen Fahrweise nachts anliefern dürfen.
  • die Aufrüstung des Parkleitsystems, das künftig auch Park- und Ride-Anlagen im Außenbereich einbindet.
  • die Digitalisierung des Parkraummanagements mit Einbau von 5000 Parksensoren auf öffentlichen, bewirtschafteten Parkplätzen in der City. Sie sollen in Kombination mit einer neuartigen App die Parksuchverkehre verringern. E-Autos werden zudem beim Parken bevorzugt und das Sharing (Teilen) von Privatparkplätzen unterstützt. Höhere Parkpreise und mehr Kontrollen sind die andere Seite der Medaille; denn während die Parkgebühren im öffentlichen Straßenraum seit 1993 nicht einmal der Inflationsrate angepasst wurden, sind die Fahrpreise für Bus und Bahn um 150 Prozent gestiegen. Das soll angeglichen werden;
  • die Fahrzeugflotte der Stadtverwaltung soll weiter durch E-Autos ersetzt werden;
  • Unternehmen und Dienstleister sollen motiviert werden, auch auf E-Mobilität umzusteigen und ihren Mitarbeitern Angebote wie Jobräder zu machen;
  • an Schulen und Kitas werden Bring- und Holzonen für sogenannte Elterntaxis eingerichtet, um das Verkehrschaos zu Unterrichtsbeginn zu entschärfen;
  • begleitende Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnen sollen unter der Dachmarke „Dortmund bewegt“ die Akzeptanz in der Bevölkerung für eine nachhaltige Mobilität erhöhen. Für Unternehmen ist die Einführung des öffentlichkeitswirksamen Gütesiegels „Dortmund elektrisiert“ geplant.

Vorrangrouten für Radfahrer in die Innenstadt sollen die Hauptverkehrsstraßen entlasten.

Vorrangrouten für Radfahrer in die Innenstadt sollen die Hauptverkehrsstraßen entlasten. © dpa/ Ina Fassbende

Lastenrad-Verleih und Mobilitätskarte

Zu den übrigen 16 empfohlenen Maßnahmen gehören unter anderem

  • eine emissionsarme Busflotte,
  • ein Lastenrad-Verleih,
  • Lieferzonen für Kurier- und Paketdienste,
  • vergünstigte Tarifangebote im Öffentlichen Personennahverkehr,
  • der Ausbau von Bus- und Bahnnetz,
  • vorgegebene LKW-Routen und
  • die Einführung einer Mobilitätskarte (MobiCard) oder App zur Buchung, Reservierung und Abrechnung aller Mobilitätsarten wie ÖPNV-Ticket, Carsharing, Bikesharing und Parken aus einer Hand.

Bei einer Umsetzung aller 26 Maßnahmen könnten nach Einschätzung der am Masterplan beteiligten Experten insgesamt täglich rund 68.000 Kraftfahrzeug-Fahrten in Dortmund eingespart, beziehungsweise durch emissionsfreie oder emissionsarme Fahrten ersetzt werden. Das entspricht rund sieben Prozent der Kfz-Fahrten (ohne Durchgangsverkehr).

Signifikanter Rückgang der Stickstoffdioxid-Emissionen erwartet

Die Fachleute erwarten dadurch kurz- bis mittelfristig einen signifikanten Rückgang der Stickstoffdioxid-Emissionen im Stadtgebiet und vor allem an den besonders belasteten Messstellen.

Da die meisten Vorschläge weder verordnet noch allein von der Stadt umgesetzt und finanziert werden können, wurden die relevanten Akteure in den Prozess eingebunden. Die Akzeptanz der Maßnahmen in der Stadtgesellschaft wurde mit dem begleitenden „Arbeitskreis Masterplan Mobilität“ hergestellt.

Zu den Vorschlägen, die nicht zur Umsetzung empfohlen wurden, gehören Fahrverbote, eine City-Maut, ein Tempolimit von 30 oder 40 Stundenkilometern auf den Hauptstraßen, Straßennutzungsgebühren für hoch belastete Straßen wie die Märkische Straße, B1, Ruhrallee und Brackeler Straße sowie eine Pendler-Abgabe für Arbeitgeber.

Der Masterplan „Nachhaltige Mobilität für die Stadt Dortmund“ (135 Seiten) ist Bestandteil des übergreifenden Prozesses des Masterplans Mobilität 2030. Bereits im März 2018 wurde die 1. Stufe, das Zielkonzept des Masterplans Mobilität 2030 abgeschlossen. Die aktuell zu beschließenden Maßnahmen gehören zur 2. Masterplan-Stufe mit den Teilkonzepten „Mobilitätsmaßnahmen zur Luftreinhaltung“ und „EMoDo³ - Elektromobilität für Dortmund 2030“. Zur Umsetzung stehen gleich mehrere Fördertöpfe zur Verfügung.