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E-Mobilität für den Hausgebrauch: Kamener Ratsherr gründet eigene Firma in Dortmund
Wirtschaft, Politik und E-Mobilität
Ratsherr Timon Lütschen gründet seine eigene Firma, in der sich alles um Solarstrom und E-Mobilität dreht. Dabei kooperiert er mit einem etablierten Unternehmen: Dem Dortmunder Autohaus Rüschkamp.
Erst gab es kein Hinweisschild, dann war sie zeitweise defekt: Die neue Stromtanksäule an der Märkischen Straße in Heeren-Werve steht praktisch und sinnbildlich für die schwierige Lage, in der sich zurzeit die E-Mobilität befindet. Es gibt jetzt zwar reichlich Modelle von Ford bis BMW, doch wo bitteschön lassen sich die Elektro-Flitzer aufladen, wenn die Infrastruktur dafür noch nicht vorhanden ist? E-Mobilist Detlev Piepenbrock aus Heeren-Werve kann ein Lied davon singen. Der Kamener fährt nach Unna, um dort am Kreishaus aufzutanken.

Der Priogo-Showroom im Haus Rüschkamp – mit Solar-Spezialist Kai Müller-Kreth, Joan Hendrik Rüschkamp vom gleichnamigen Autohaus und Timon Lütschen (v.l.), Geschäftsführer von Priogo. Der Kamener Politiker hat sein eigenes Unternehmen gegründet. © Privat
Priogo hat seinen Sitz an der Evinger Straße
Einer, der sich mit diesen Fragen auskennt, ist Timon Lütschen, Ratsherr in Kamen und Mitglied des Kreistags Unna. Außerhalb seiner politischen Tätigkeit gründete er jetzt ein Unternehmen, das ganz auf Elektromobilität setzt und das er auch als Geschäftsführer leitet – zusammen mit dem Solarfachinstallateur David Muggli aus Zülpich: Die Priogo Dortmund GmbH, gegründet Mitte Juni, ins Handelsregister eingetragen Ende Juli. Schwerpunkt der Arbeit: Das Aufladen von E-Mobilen – nicht im öffentlichen Raum wie an der Märkischen Straße, sondern im privaten Bereich. Über die sogenannte „Wallbox“ in der Garage.

Grün ist die Hoffnung auf bessere Infrastruktur für E-Mobilisten. Der Kamener Ratsherr Timon Lütschen. Chef der Bündnisgrünen im Kreistag, gründete eine eigene Firma und siedelte sich im Autohaus Rüschkamp an. © Privat
Zusammenarbeit mit dem Autohaus Rüschkamp
Das, was übersetzt lediglich schnöde „Wandkasten“ heißt, ist eine Wandladestation für den Hausgebrauch, an der die E-Fahrzeuge angedockt werden. Ein Zukunftsmarkt, wie Lütschen prophezeit. Da Priogo auch Produkte und Leistungen in den Bereichen Photovoltaik und Stromspeicher anbietet, sieht er sich und seine Firma an der „Schnittstelle zwischen Erzeugung und Elektromobilität“. Denn die zahlreichen Autos, die jetzt auf die Straße kommen, wollen auch aufgeladen werden.
Damit er nicht im luftleeren Raum arbeitet, hat er sich in Dortmund einen etablierten Partner gesucht. Das Autohaus Rüschkamp. In dessen Räumen an der Evinger Straße 20-24 eröffnete er einen sogenannten One-Stop-Shop. „Der Kunde bekommt an einem Ort – mit einem Stop – alles, was er für sein Vorhaben benötigt“, erläutert Lütschen. Man biete als Komplettpaket die Leistungen des Elektrikers für den Ladepunkt und die des „Solarteurs“ für die Photovoltaikanlage und den Stromspeicher.
Bedarf an Ladepunkten ermitteln
Lütschen weiß, dass viele Fragen noch nicht gelöst sind, wenn es um das Aufladen der Stromer geht. Beispielsweise für alle, die zur Miete wohnen und keine Garage haben, sondern sich öffentliche Parkplätze suchen müssen. Eine Ladesäule wie an der Märkischen Straße sollte da in der Nähe sein. Lütschen hat sich vorgenommen, die Bedarfe an Ladepunkten zu ermitteln, die es in Kamen gibt. Künftig, so auch sein politisches Ziel, müssten Möglichkeiten zum Aufladen zur Selbstverständlichkeit werden.
Die Probleme in Heeren-Werve sieht auch er als Sinnbild für die derzeitige Lage an. „Es ist doch wie beim Handy: Will ich da lange suchen, bevor ich es aufladen kann?“, fragt er. Künftig müsse das auch beim Auto beiläufig möglich sein. Beim Wocheneinkauf, beim Arztbesuch, beim Parken in den Städten. „Es muss für die Bürger einfacher werden!“
Hürden beim Laden vor dem Kamener Rathaus
Lütschen, der selbst oft elektrisch fährt, weiß, wo er aufladen kann. beispielsweise bei Kaufland in Kamen. Er weiß aber auch, dass es oftmals auch Hürden gibt. Wie bei der Ladesäule vor dem Rathaus, die nach seiner Wahrnehmung auch kaum genutzt werde. „Ich habe das selbst erlebt, dass das schwierig ist. Man muss erst eine spezielle App herunterladen, bevor das funktioniert.“
Jahrgang 1968, aufgewachsen in mehreren Heimaten in der Spannbreite zwischen Nettelkamp (290 Einwohner) und Berlin (3,5 Mio. Einwohner). Mit 15 Jahren erste Texte für den Lokalsport, noch vor dem Führerschein-Alter ab 1985 als freier Mitarbeiter radelnd unterwegs für Holzwickede, Fröndenberg und Unna. Ab 1990 Volontariat, dann Redakteur der Mantelredaktion und nebenbei Studium der Journalistik in Dortmund. Seit 2001 in Kamen. Immer im Such- und Erzählmodus für spannende Geschichten.
