Vier Tote, 261 Schwerverletzte, 1879 Leichtverletzte auf Dortmunds Straßen – die Zahlen, die die Polizei für das Jahr 2022 zusammengetragen hat, zeigen: Corona ist vorbei. In diesem Fall: leider vorbei.
In den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 war weniger los auf den Straßen. Deshalb waren auch die Zahlen gesunken. Wobei: In zwei Zeilen der Polizeistatistik 2018 bis 2022 fällt gar nicht auf, dass es Corona gab. Da fehlt die Delle nach unten.
Mehr Unfälle mit Pedelecs
Es geht um an Unfällen beteiligte Fahrradfahrer: Die gab es 2020 und 2021 in etwa genauso oft wie 2018 und 2019. Im Jahr 2022 sank diese Zahl dann erstaunlicherweise. Anders sieht es aus, wenn man sich die Werte für E-Bikes und Pedelecs anschaut.
War 2018 nur jeder 16. an einem Unfall beteiligte Radfahrer mit Motor-Unterstützung unterwegs, ist es 2022 jeder Dritte gewesen. In nur einem Jahr hat sich die Anzahl der Pedelec-Unfälle mehr als verdoppelt. Warum das so ist, darüber kann Rainer Stodt zwar nur spekulieren.
Vermeidbare Rad-Unfälle
Der stellvertretende Leiter der Direktion Verkehr der Polizei Dortmund findet: Dass mehr Menschen auf klassisches Fahrrad oder Pedelec steigen, sei „eigentlich eine sehr erfreuliche Tendenz“. Aber es gebe eben auch mehr Unfälle. Vermeidbare Unfälle, wie er betont.
„Wenn man umsteigt aufs Pedelec, gibt es zwei Möglichkeiten“, mahnt Stodt: „Entweder man hat vorher Erfahrungen mit dem Fahrradfahren oder nicht.“ Im zweiten Fall „sollte man sich sehr vertraut mit den Kräften machen, die dann durch den Elektromotor wirken“.
Die meisten mit einem Pedelec Verunglückten seien zwischen 50 und 74 Jahre alt gewesen. 14 Verunglückte waren sogar 75 Jahre oder älter. Sechs von diesen Älteren wurden schwer verletzt.
Warnung vor Alkohol
„Die Geschwindigkeiten sind deutlich höher, insbesondere wenn es in die Steigungen geht“, verdeutlicht Stodt. Da sei Abbremsen oder eine kurze Reaktion gefragt. Wobei man nicht nur Fußgänger oder andere Verkehrsteilnehmer gefährde.
Häufig handele es sich um Alleinunfälle. Häufig sei auch Alkohol im Spiel. Und da gelte Dasselbe wie für Autofahrer: Nach dem Biergarten-Besuch nicht mehr losfahren.
Rat: Helm und Kurs-Teilnahme
„Pedelecs haben keine Knautschzone“, warnt die Polizei Dortmund. Einen Helm zu tragen, sei mehr als sinnvoll. Auch helle Kleidung oder eine Warnweste könnten helfen, Unfälle zu vermeiden.
Schließlich: Der ADFC und die Polizei bieten Pedelec-Kurse an, wo gezeigt werde, wie sich dieses Fahrrad mit Hilfsmotor verhalte. Immerhin gehe es hinauf bis zu Geschwindigkeiten von 25 km/h.
Das sei sinnvoll, findet Stodt – auch mit Blick auf demografischen Wandel und die Verkehrswende. In den vergangenen 22 Jahren wuchs die Zahl der Über-65-Jährigen in Dortmund von 106.745 auf 123.033.
„Damit könnte in Zukunft auch die Anzahl der verunglückten Rad- und besonders der Pedelec-Fahrenden weiter ansteigen“, schätzt die Polizei in ihrem aktuellen Jahresbericht. Das werde man berücksichtigen im Rahmen der „zielgruppenorientierten Präventionsaktionen“.

