DSW21-Konzernchef Guntram Pehlke zeigte sich bei der Präsentation der Jahresbilanz 2022 entspannt. In gut zwei Monaten, am 31.5.2023, endet seine Amtszeit bei DSW21, Pehlke verabschiedet sich für ein Jahr nach Australien. Die nächste DSW21-Bilanz wird seine Nachfolgerin Heike Heim präsentieren, Noch-Chefin bei DEW21.
Pehlke hinterlässt einen Stadtkonzern, der das vergangene Jahr trotz Energiekrise und steigender Kosten mit einem überraschend hohen Plus von 174,9 Millionen Euro abschließt. Wie das? Dahinter steckt ein Buchhalter-Trick: DSW21 hat 50,1 Prozent seiner Wohnungsbautocher Dogewo in die DSW21-eigene Beteiligungsgesellschaft verschoben, auf diese Art stille Reserven gehoben und seine Bilanz um 193,2 Millionen Euro verbessert. Ohne diesen Kniff läge das Konzernergebnis bei minus 18,3 Millionen Euro. Laut DSW21-Finanzvorstand Jörg Jacoby eine „gängige Maßnahme, mit der wir unsere Bonität stärken und uns robust aufstellen.“

Das dürfte auch dringend notwendig werden. Der Kauf von E-Bussen schlägt in den nächsten Jahren ebenso durch wie die Anschaffung neuer Stadtbahnwagen und die Erneuerung der Infrastruktur (etwa Stellwerke). Die Kosten, die allein im ÖPNV-Bereich auf DSW21 zurollen, bewegen sich in dreistelliger Millionenhöhe. Als Ausgleich für Einnahmeausfälle durch Corona und fürs 9 Euro-Ticket sind zwar etliche Millionen Euro in die Stadtwerke-Zentrale geflossen. Trotzdem hat sich das Minus bei Bussen und Stadtbahnen um 4,2 Millionen Euro auf minus 71,5 Millionen Euro erhöht – unter anderem Folge der gestiegenen Dieselpreise und des neu eingestellten Fahrpersonals.
Stabile Energiepreise in 2023?
Trotz heftiger Turbulenzen an den Energiemärkten hat die Energietochter DEW (Dortmunder Energie und Wasser) 37,3 Millionen Euro an die Mutter DSW21 überwiesen; 2,7 Millionen mehr als im Vorjahr. Profitiert hat DEW insbesondere von den Windkraftanlagen, deren Erlöse maßgeblich zum Gesamtergebnis von 54,8 Millionen Euro beigetragen haben. Darüber hinaus hat der Dortmunder Versorger 2022 mehrfach die Strom- und Gaspreise angehoben.
Einen weiteren Anstieg im laufenden Jahr werde es nicht geben, sagt DSW21-Chef Pehlke. Zwar haben erste Anbieter begonnen, die Preise wieder zu senken. Dennoch: Mittelfristig und damit vielleicht schon 2024, rechnet Pehlke „mit weiter steigenden Preisen“. Vor allem auf dem hart umkämpften Gasmarkt.

Abgesehen von Steag erweisen sich die Energiebeteiligungen von DSW21 einmal mehr als wahre Geldquelle. Dazu gehören auch die rund 24 Millionen Aktien, die DSW21 am Energieriesen RWE hält. „Erstmals in der Geschichte gibt es bei RWE eine verlässliche Dividendenentwicklung“, sagte Pehlke. Zwölf Millionen Euro fährt DSW aus dem Aktienpaket ein; bei einer Dividende von 0,90 Euro pro Aktie. Seit 2018, als RWE 0,70 Euro pro Aktie ausschüttete, ist die Dividende kontinuierlich gestiegen. Für 2023 steht eine Dividende von 1 Euro pro Aktie im Raum.
Airport hält EU auf Distanz
Hintergrund: In den zurückliegenden 52 Wochen schwankte der Wert der RWE-Beteiligung zwischen 840 Millionen Euro und 1,08 Milliarden Euro. Die früheren Diskussionen in der Politik, ob DSW21 am Aktienpaket festhalten soll, sind zwar verblasst. Allerdings hat Grünen-Fraktionssprecher Christoph Neumann in der jüngsten Ratssitzung bereits angedeutet, das Thema in absehbarer Zeit erneut auf die Tagesordnung zu holen. Die Beteiligung an Gelsenwasser dagegen ist unstrittig, sie gilt als feste Bank: Das Unternehmen hat im Vergleich zum Vorjahr zwar eine Million Euro weniger nach Dortmund geschickt, kommt aber immer noch auf eine Überweisung von 31,9 Millionen Euro an DSW21.
Für Aufatmen beim Stadtkonzern sorgt der Flughafen. Pehlke bescheinigt dem Dortmunder Airport sogar „einen wahnsinnigen Befreiungsschlag“. Zwar schreibt der Airport auch 2022 rote Zahlen. Er hat es aber geschafft, das Minus von 15,5 Millionen Euro auf minus 8,5 Millionen Euro zu drücken. Was die Flughafen-Mutter DSW21 besonders erfreut: Dortmunds Airport hält sich die EU-Kommission in Brüssel vom Hals. Sie hatte den Flughäfen strenge Vorgaben zur Senkung ihrer Defizite innerhalb eines bestimmten Zeitraumes vorgegeben.

Demnach muss das reine Betriebsergebnis (ohne Abschreibungen, Zinsen und weiteren Kosten) mindestens ausgeglichen sein. Am Dortmunder Airport ist das nun der Fall: Nach jahrelangen Verlusten landet der Flughafen mit einem Betriebsergebnis von rund 1,4 Millionen Plus erstmals im schwarzen Bereich. Im Vorjahr waren es noch 6.2 Millionen Euro Miese. Einer der Gründe: Der Flughafen hat sich erstaunlich schnell von den Folgen der Corona-Pandemie erholt – und nähert sich mit 2,6 Millionen Passagieren dem Rekordjahr 2019 (7,2 Mio.).
Geliefert hat auch die Wohnungstochter Dogewo: Sie steigerte ihr Ergebnis von 8,2 Mio. Euro auf 9,1 Millionen Euro, von denen 3,3 Millionen Euro an DSW21 fließen. An Neubau war wegen der stark gestiegenen Materialpreise 2022 nicht zu denken. Ob das in den kommenden Jahren so bleibt, ist unklar: Wie andere Wohnungsunternehmen hat auch Dogewo21 Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe für die Energiesanierung der Häuser vor der Brust.
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