Mit der Vernehmung des Opfers ist am Bochumer Landgericht der Vergewaltigungs-Prozess gegen einen Sicherheitsmann (23) aus Dortmund fortgesetzt worden. Teil unter Tränen erinnerte sich die drogenkranke Frau (45) aus Recklinghausen an einen weiteren schrecklichen Tag in ihrem Leben zurück – denn sie wurde vor Jahren schon mal Opfer einer Vergewaltigung.
„Ich kann das nie vergessen“, sagte die Zeugin den Richtern der 12. Strafkammer. Dass der inzwischen weitgehend geständige Sicherheitsmann aus Dortmund sie finanziell entschädigen will, nahm die 45-Jährige zur Kenntnis - viel mehr aber auch nicht.
„Ich habe ja mehr einen psychischen Schaden davongetragen als einen finanziellen“, so die Zeugin. Die Tat vom 22. Mai 2022 und vor allem die perfide Druck-Masche des Sicherheitsmannes haben bis heute bei ihr tiefe Spuren hinterlassen. „Ich habe das Geschehen immer vor Augen, wenn ich am Bahnhof vorbeigehe“, berichtete die Recklinghäuserin.
Als der Angeklagte ihr damals am fraglichen Tag in der Tiefgarage erklärt hat, dass draußen die Polizei mit einem Haftbefehl wegen einer offenen Geldstrafe warte und sie festnehmen wolle, sei sie aus allen Wolken gefallen, so die drogenkranke Frau.
„Das konnte eigentlich nicht sein. Ich hatte kurz vorher eine Entgiftung gemacht und davor alles erledigt. Ich hatte echte Panik“, erinnerte sich die Zeugin.

Daraufhin habe der Sicherheitsmann ihr erklärt: „Wenn Du willst, zeige ich Dir den Personalausgang.“ Als Gegenleistung dafür habe er allerdings Sex in seinem Auto verlangt - und sie sich gezwungen gesehen, sich dem zu fügen.
Im ersten Augenblick habe sie noch gehofft, der Vergewaltigung noch entgehen zu können, indem jemand anderes vorbeiläuft. Die 45-Jährige: „Sonst kommt da immer mal einer vorbei, diesmal aber leider nicht.“
Handschellen und Taser im Handschuhfach?
Im Pkw des Dortmunders habe sie dann nicht zuletzt auch aus Angst das getan, was der 23-Jährige („Er war mal aggressiv, dann wieder nett“) verlangt habe.
Zwischendurch habe der Sicherheitsmann den Druck erhöht und davon gesprochen, dass auch er „Handschellen und einen Taser“ in seinem Handschuhfach habe, sie zur Not auch selbst an die Polizei ausliefen werde. „Machst Du jetzt weiter oder soll ich oben anrufen?“, habe er ihr einmal zugerufen.
Nachdem sich der 23-Jährige zum Schluss sogar noch während der Autofahrt aus der Tiefgarage heraus an ihr vergangen habe, habe dann draußen „endlich“ die Polizei die Situation gestoppt.
„Ich bin dann erstmal ganz schnell rausgelaufen aus dem Auto“, erinnerte sich die Recklinghäuserin. Der Sicherheitsmann (1,8 Promille) soll sich dann vor den Augen von Polizisten noch wieder angezogen haben. „Er war sehr redselig, hat versucht, sein Handeln irgendwie zu rechtfertigen, hat gleichzeitig immer wieder von seiner Verlobten gesprochen“, erinnerte sich ein Polizist als Zeuge.
„Sei still, oder ich stech‘ dich weg!“
Auf Nachfrage des Gerichts bestätigt die drogenkranke Frau auch, dass sie bereits 2020 Opfer einer Vergewaltigung mitten in der Recklinghäuser Innenstadt geworden war.
Sie war am 1. Februar 2020 völlig verstört bei der Bundespolizei am Hauptbahnhof Recklinghausen aufgetaucht, hatte eine Vergewaltigung angezeigt und ein T-Shirt übergeben, dass der Täter weggeworfen hatte. Kurz vor der Vergewaltigung habe der Täter - ein später zu drei Jahren Haft verurteilter Teenager - ihr noch angedroht: „Sei still, oder ich stech‘ dich weg!“
Der Sicherheitsmann hat die Übergriffe auf die drogenkranke Frau nach anfänglichem Zögern bereits zugegeben.
„Es fällt mir selbst schwer, das über mich zu hören, ich erkenne mich nicht wieder“, sagte der Dortmunder im Anschluss an die Zeugenvernehmung des mehr als 20 Jahre älteren Opfers. Dem 23-Jährigen droht eine mehrjährige Haftstrafe.