Kurdische Familie „adoptiert“ deutschen Opa Am Samstag wird der 90. Geburtstag gefeiert

Kurdische Familie „adoptiert“ deutschen Opa: Feier zum 90. Geburtstag
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Dr. Horst Heimann (90) ist kein Unbekannter in Dortmund, in Barop schon gar nicht: Das SPD-Urgestein wurde von den Sozialdemokraten zuletzt „Theorie-Papst“ genannt. Zu seinem 90. Geburtstag erzählt Horst Heimann eine kleine Geschichte, die in tief berührt. So habe er vor gar nicht allzu langer Zeit neue Nachbarn bekommen. In die Baroper Wohnung unter ihm ist eine kurdische Familie aus dem Irak eingezogen. Mutter, Vater und acht Kinder im Alter von einem Jahr bis 18 Jahren – ein Junge, sieben Mädchen.

Die anfängliche Skepsis, das gibt Horst Heimann zu, wich schnell einem Gefühl der Bewunderung. Im Treppenhaus sei es immer häufiger zu Begegnungen gekommen und er habe die Familie immer besser kennengelernt.

Irgendwann gab Horst Heimann den Kindern Süßigkeiten, später sei er Ehrengast eines Kindergeburtstages gewesen. Nach dem ersten sind bis heute noch weitere Geburtstage dazugekommen – und da hatte eines der jüngeren Kinder eine Idee, die ihn sehr gerührt hat.

Der eigentliche Opa der Kinder sei schon lange tot, die Oma lebt im Irak. Die Kinder, so erzählt Horst Heimann, haben ihre Großeltern nie kennengelernt. Da schlug das Kind vor, ihn ganz einfach als Opa zu nehmen.

Geburtstagsfeier am Samstag

Tief berührt, zeigte sich Horst Heimann einverstanden mit dieser „Adoption“. Nun ist der Witwer vor wenigen Tagen 90 Jahre alt geworden und hat mit seiner Familie gefeiert: mit seinem Sohn, seiner Tochter und drei Enkeln.

Am kommenden Samstag (25.3.) gibt es dann noch eine Geburtstags-Nachfeier, wenn man so will – mit seinen acht „neuen“ Enkeln. Der Tisch im Restaurant „La Gazzetta“, an dem die internationale Familie schon mehrmals gefeiert hat, sei bereits gebucht.

Horst Heimann erinnert sich gerne an die schönen Momente, erzählt die ein oder andere Anekdote. Eines der Kinder habe ihn einmal mit einer fantasievollen Malerei seines Gesichtes überrascht. Das Bild wollte er loben: „Das ist ja eine richtige...“. Ihm fiel das Wort nicht ein. Wie heißen noch mal diese lustigen Zeichnungen? „Eine Karikatur?“, sagte das Mädchen. „Ja richtig.“

„Sozialdemokratische Seele des Ortsvereins“

Da musste ihm das junge Mädchen helfen, und das, obwohl Horst Heimann ein Meister der Sprache ist. So war er viele Jahre lang Dozent und Vizedirektor der Gustav-Heinemann-Akademie der Friedrich-Ebert-Stiftung in Freudenberg. Heimann hat zahlreiche Publikationen zu Theorie und Programmatik der SPD, zur Neuen Linken und zu den Ost-West-Beziehungen geschrieben.

Die SPD Barop bezeichnete ihn zuletzt als „Theorie-Papst“, gratulierte dem 90-Jährigen bereits. Ebenfalls im Lieblings-Restaurant „La Gazzetta“ begrüßte man Heimann beim Ehren-Stammtisch. Viele Weggenossen waren gekommen, um zu gratulieren und Erinnerungen auszutauschen, darunter der Dortmunder SPD-Chef und Bundestagsabgeordnete Jens Peick, der ehemalige Dortmunder Oberbürgermeister Ullrich Sierau, der Ortsvereinsvorsitzende Fabian Reiners, die aktuelle Baroper Ratsvertreterin Silvya Ixkes-Henkemeier und ihre Vorgängerin Ulla Pulpanek-Seidel sowie der ehemalige Bezirksbürgermeister Klaus-Ulrich Steinmann.

Dortmunds SPD-Chef Jens Peick (r.) gratulierte Horst Heimann zum 90. Geburtstag.
Dortmunds SPD-Chef Jens Peick (r.) gratulierte Horst Heimann zum 90. Geburtstag. © Sommer

„Du bist die sozialdemokratische Seele des Ortsvereins Barop, verpasst kaum mal eine Vorstandssitzung und hast in vielen Diskussionen jungen und auch älteren Sozialdemokratinnen und -demokraten den historischen und theoretischen Hintergrund ihrer Partei nahegebracht. Wir alle erinnern uns gern an die unzähligen Seminare, die wir mit dir als Referent bei der Friedrich-Ebert-Stiftung in Freudenberg durchlebt haben“, sagte Silvya Ixkes-Henkemeier an diesem Abend.

Horst Heimann hat Politikwissenschaft und Geschichte in Berlin und Paris studiert. Bis 1976 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität in Berlin. 1975 gehörte er zu den Mitbegründern der Hochschulinitiative „Demokratischer Sozialismus“.

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