Dortmunds Straßen sollen endlich repariert werden Müssen Anlieger dafür zahlen?

Straßen im katastrophalen Zustand: Was die Stadt jetzt tun will
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Vor wenigen Monaten legten die städtischen Tiefbauer einen Zustandsbericht zum Dortmunder Straßennetz vor. Der Ergebnis, das den Spitzen der Ratsfraktionen im Sonderältestenrat präsentiert wurde, übertraf bei einigen die schlimmsten Befürchtungen: Demnach sind etliche Straßen so kaputt, dass ein Reparaturbedarf von rund 570 Millionen Euro anfällt. Die Misere zieht sich quer durch alle Stadt- und Ortsteile, und das seit Jahren.

Nach zahlreichen Beschwerden von Bürgern zog OB Thomas Westphal das heikle Thema an sich. Er beauftragte die städtischen Tiefbauer, im Herbst 2023 „ein durchdachtes Konzept vorzulegen“, wie die Schäden beseitigt werden können. Und tatsächlich – die Tiefbauer haben geliefert: Bei der jüngsten Sitzung des Sonderältestenrates vor wenigen Tagen stellte Tiefbauamtsleiterin Sylvia Uehlendahl ein erstes „Paket“ von Straßen vor, die in den nächsten zwei Jahren 2024 und 2025 in Ordnung gebracht werden sollen. Der Schwerpunkt liegt, wie von Westphal gewünscht, auf den Anliegerstraßen.

Zum Auftakt haben sich die Tiefbauer in jedem der zwölf Dortmunder Stadtbezirke je ein Quartier mit mehreren Straßen ausgeguckt. Dabei fallen die einzelnen Quartiere mal größer, mal kleiner aus. In der östlichen Innenstadt beispielsweise sind das vier Straßen rund um die Voßkuhle: Die Adickestraße ist ebenso betroffen wie die Schönaichstraße, die Thomas-Mann- und die Gerhard Hauptmann-Straße. Sobald das Quartier an die Reihe kommt, sollen diese Straßen in einem Rutsch abgearbeitet werden.

Auch Einzelstraßen sind dabei

Gleichzeitig haben die Tiefbauer die voraussichtlichen Kosten für jedes der zunächst zwölf Quartiere errechnet: Allein für die vier Straßen in der östlichen Innenstadt fallen nach aktuellem Stand Ausgaben von rund 675.000 Euro an. Sie hängen natürlich vom jeweiligen Sanierungsbedarf ab: Während andernorts lediglich die oberste Straßen-Deckschicht erneuert wird, müssen die Bautrupps an der Adickestraße ungleich tiefer buddeln. Dort muss der gesamte Oberbau mit vier verschiedenen Asphalt-Schichten erneuert werden.

Die Adickestraße in der östlichen Innenstadt hat eine Reparatur dringend nötig.
Die Adickestraße in der östlichen Innenstadt hat eine Reparatur dringend nötig. © RN

Deutlich teurer wird’s beispielsweise im Stadtbezirk Eving. Dort soll als erstes das Quartier mit den Straßen Im Velm, Maien-, Teisler- und Vestingweg auf Vordermann gebracht werden. Die Schäden sind so groß, dass für die vier Straßen Kosten von 1,35 Millionen Euro aufschlagen. Der dickste Paket aller Stadtbezirke wartet in Lütgendortmund: Uranusstraße, Junoweg, Brache, Stemmkeweg, Oberdelle und Neptunstraße sind so defekt, dass dort Kosten von 1,65 Millionen Euro fällig werden.

Zusätzliche Besonderheit im Reparaturprogramm: Neben Anliegerstraßen will sich die Stadt auch reparaturbedürftige Einzelstrecken vorknöpfen. Dazu gehört beispielsweise die viel befahrene Kreuzung Funkenburg (Klönnestraße/Kaiserstraße/Franziskanerstraße). Allein dafür fallen 1,3 Millionen Euro Kosten an. Den größten Reparaturbedarf im Reigen der Einzelstrecken aber hat die Kruckeler Straße in Löttringhausen (Stadtbezirk Hombruch): Die Kosten dort liegen bei 2,25 Mio. Euro.

Im Frühjahr soll's losgehen

Insgesamt bringt das erste Reparatur-Paket ein Gewicht von rund 25 Millionen Euro für die Jahre 2024 und 2025 auf die Waagschale. Geld, das im städtischen Haushalt bereitgestellt werden muss – und wohl auf jene rund 9 Millionen Euro draufkommt, die ohnehin für Ausbesserungsarbeiten im Etat verankert sind. Es hat Gründe, warum gerade auch Anliegerstraßen in einem bemitleidenswerten Zustand sind.

Der Pfirsichweg in Holzen, Stadtbezirk Hörde: Die Misere zieht sich durchs gesamte Stadtgebiet.
Der Pfirsichweg in Holzen, Stadtbezirk Hörde: Die Misere zieht sich durchs gesamte Stadtgebiet. © RN

Geht es um die Erneuerung einer Straße, wurden Hauseigentümer nach dem KAG (Kommunalabgabengesetz) in der Regel mit eigenen Beiträgen zur Kasse gebeten. Und die waren nicht von Pappe, oft ging es um mehrere tausend Euro. Das provozierte regelmäßig Ärger – also wurden die Arbeiten gerne mal auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben. Nach Angaben der Stadt Dortmund ist das Problem inzwischen entschärft: Das Land NRW hat Fördertöpfe aufgestellt, aus denen sich die Kommunen bedienen können. Auf die Anlieger in den nun betroffenen Straßen sollen nach aktuellem Stand keine eigenen KAG-Beiträge zukommen, heisst es vonseiten der Stadtverwaltung.

„Mit welchem Quartier konkret gestartet wird, ist noch offen“, sagt OB Westphal auf Anfrage. Vom Verlauf der Arbeiten hänge auch ab, ob sich die Bautrupps jeweils von Quartier zu Quartier vorkämpfen oder ob sie parallel arbeiten können. Im November, kündigt Westphal an, soll sich zunächst der Rat der Stadt mit dem Straßenprogramm befassen, bevor es dann „im Frühjahr 2024“ tatsächlich zur Sache geht. Ist das erste Paket aus dem Reparaturprogramm Ende 2025 abgearbeitet, soll sich das nächste anschließen.

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