Tobias Franke denkt vor allem an seine elfjährige Tochter Mila. Sie soll später mal die beiden Mehrfamilienhäuser mit der auffälligen Sonnen-Fassade in Dortmunds Kreuzviertel erben. Daher hat sich der 46-Jährige jetzt vorgenommen, die Gebäude zukunftsfähig zu machen. Künftig sollen die Häuser an der Sonnenstraße mit den Nummern 116 und 118 komplett ohne fossile Energieträger auskommen. „Wir wollen ganz weg vom Gas“, bekräftigt Tobias Franke.
Die Häuser habe sein Urgroßvater 1909 gebaut, berichtet Tobias Franke. Sie seien im Krieg zerstört und im Jahr 1953 wieder aufgebaut worden. Insgesamt verfügten diese über 15 Wohnungen - fünf in dem einen Haus, zehn in dem anderen. Tobias Franke lebt mit seiner Partnerin Romy Schneider und Tochter Mila im ersteren, seine Eltern haben eine Wohnung in dem größeren Haus. Die anderen Wohnungen hat Franke vermietet.
Gasheizung ersetzen
95 Prozent der Mehrfamilienhäuser im Kreuzviertel heizten derzeit mit Gas, so Franke. Das habe ihm der Bezirksschornsteinfeger berichtet. Das „Sonnenhaus“, wie Franke es wegen der auffälligen Fassade nennt, ist da keine Ausnahme. Er möchte die Gas-Etagenheizungen durch Wärmepumpen-Technologie ersetzen.
Für ein privates Vorhaben in einem Altbau sei das ein ungewöhnlicher Schritt, betont der Dortmunder, der viele Jahre in der Immobilienwirtschaft gearbeitet hat. Ihm sei kein vergleichbares Projekt in Dortmund bekannt. Wärmepumpen kämen in der Regel für Ein- und Zweifamilienhäuser mit Fußbodenheizung in Betracht.
Nachhaltigkeit im Fokus
Nachhaltigkeit ist Tobias Franke wichtig. Beispielsweise versucht seine Familie, so wenig Plastikmüll wie möglich zu produzieren. Aber auch das Thema Energiewende treibt ihn um. „Irgendwann muss ja mal jemand anfangen“, sagt Franke. Er könne zwar allein nicht die Welt retten. „Das weiß ich auch, aber ich kann Verantwortung übernehmen und meinen Teil dazu beitragen.“ Das hat er mit dem aufwendigen Umbau der Häuser an der Sonnenstraße vor - auch um mit gutem Beispiel voranzugehen.
In Gänze durchgerechnet ist das Vorhaben noch nicht. Tobias Franke hat bereits mit Firmen gesprochen, die die Umsetzung übernehmen könnten. Einige seien Feuer und Flamme gewesen, anderen wiederum hätten abgelehnt. Der Dortmunder geht davon aus, dass er einen niedrigen sechsstelligen Betrag investieren müsste.
Vorrangiges Ziel seien finanzielle Einsparungen für die Mietparteien, sobald diese nicht mehr mit Gas heizen müssen. Die Mieter möchte Franke an der Investition beteiligen. Bisher habe er dahingehend nur positive Rückmeldungen erhalten.
Alte Heizungen müssen raus
Das ist der Plan: Tobias Franke möchte künftig über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe heizen. Dabei wird Wärme in einem technischen Prozess aus der Außenluft gewonnen. Sie hebt die Temperatur des Heizungswassers an und soll im „Sonnenhaus“ für warme Heizluftkörper sorgen. Franke benötigt dafür unter anderem riesige Ventilatoren, die die Außenluft ansaugen, und große Kessel als Wasserspeicher im Keller.

In den Wohnungen müssen nicht nur die alten Heizungen demontiert, sondern auch die Kamine geöffnet werden. Dort sollen die Rohre bis in die jeweilige Wohnung verlegt werden. Jede Wohnung würde eine Übergabestation bekommen, die auch über die Zähler verfügt. Schließlich müsse bei der Abrechnung alles stimmen, sagt Tobias Franke.
Solarenergie nutzen
Auf dem Dach des „Sonnenhauses“ stehen Solarmodule. Die Photovoltaik-Anlage habe er im Jahr 2005 installieren lassen, sagt Franke. Diese speist den erzeugten Strom ins Netz ein. Künftig soll sie dabei helfen, die Stromkosten für den Betrieb der Wärmepumpe aufzufangen. Franke weiß aber schon jetzt: „Wir werden Strom zukaufen müssen.“
Der Plan des Dortmunders hat derzeit mindestens zwei Unbekannte: Erstens ist unklar, wie laut die großen Ventilatoren im Betrieb wären, die vermutlich im Innenhof der Häuser aufgestellt werden müssten. „Wenn das dann so wäre, als würde man neben der Autobahn schlafen, geht das natürlich nicht", weiß Franke. Zweitens ist noch nicht absehbar, wie stark die Stromkosten steigen würden. Klar ist: Diese dürfen die Einsparungen durch den Verzicht aufs Gas nicht auffressen.
Umbau bis zum Sommer geplant
Tobias Franke möchte im kommenden Sommer auf Wärmepumpen-Betrieb umstellen. Dieser Vorgang könne etwa eine Woche dauern. Bei warmen Außentemperaturen sei es kein Problem, wenn in diesem Zeitraum keine Heizungen laufen können. Auch auf Warmwasser müssten die Haushalte dann jeweils für kurze Zeit verzichten.
Offen sei auch noch, wie viel Förderung er für den Umbau abgreifen könne, sagt Franke. Er wundere sich gleichwohl darüber, dass die Energiewende forciert werden solle, die Fördersummen aber reduziert würden. Fördergeld bekomme er sicherlich vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, so Franke. Auch an das Beratungszentrum „dlze - Dienstleistungszentrum Energieeffizienz und Klimaschutz“ der Stadt Dortmund habe er sich gewandt, bislang aber keine Rückmeldung erhalten.
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