
© Oliver Schaper
Was Dortmunds neuen OB Westphal mit Japans Ministerpräsidenten verbindet
Erster Arbeitstag
Zu seiner ersten Pressekonferenz als Dortmunds neuer Oberbürgermeister brachte Thomas Westphal eine Reihe von Utensilien mit und schwärzte einem Stehaufmännchen die Augen.
Eigentlich hätte er schon an Allerheiligen sein neues Amt antreten sollen. Doch Corona hat den Neustart im OB-Büro um einen Tag verschoben. Der erste Arbeitstag von Dortmunds neuem Oberbürgermeister Thomas Westphal begann am Montag (2. November) um 7.30 Uhr. Erste Amtshandlung: einen Überblick verschaffen zur jüngsten Entwicklung der Corona-Infektionszahlen.
Dann Telefonate mit den Ratsfraktionen und Einzug ins Büro in der 4. Etage des alten Volkswohlbund-Hauses - das Rathaus wird saniert. Von dort schickte er eine Video-Botschaft zur Eröffnung der mittlerweile 4. Digitalen Woche in Dortmund, „dieses Mal komplett digital“, sagt er bei der anschließenden Pressekonferenz.
Vor die Journalisten tritt er nicht allein, denn er hat ein paar Utensilien mitgebracht, darunter einen japanischen Glücksbringer, einen sogenannten Daruma. Klaus Yongden Tillmann, früher Hauptgeschäftsführer der Dortmunder Handwerkskammer, hatte ihm den Talisman zum Wahlkampf-Auftakt geschenkt.
Japanisches Stehaufmännchen
„Das ist eine Figur aus der japanischen Kultur“, berichtet Westphal, „sie kommt aus der buddhistischen Tradition und steht für Gelassenheit.“ Das halte er für eine gute Maxime für das, was anstehe.
Der Boden der Puppe ist beschwert. Als Stehaufmännchen kann ein Daruma symbolisch sämtliche Tiefschläge des Lebens wegstecken, ohne dabei je zu Boden zu gehen. Ein Symbol für Stärke und Durchhaltevermögen, für das auch Dortmund stehe, so der neue OB.
Mit dem Daruma ist ein Ritual verbunden, und deshalb ist er auch ein beliebtes Geschenk an Politiker. Mit einem stillen Wunsch malt dieser ein Auge schwarz aus und stellt den Daruma an einem Ort auf, den er häufig sieht. „Ich habe mir gewünscht, dass ich Oberbürgermeister werde.“
Ist der Wunsch erfüllt, malt man dem Daruma das zweite Auge schwarz. Das machte Thomas Westphal am Montag in der Pressekonferenz – öffentlichkeitswirksam und damit ganz in der Tradition neu gewählter japanischer Ministerpräsidenten.
Marzipan aus der Wirtschaftsförderung
Außerdem bekommt ein Wimpel des VfL Kemminghausen, den Westphal vom Vereinsvorsitzenden geschenkt bekommen hatte, einen Ehrenplatz in seinem Büro („ehrlicher Fußball“). Ein Reinigungsschwamm mit BVB-Logo und dem Schriftzug „Glanzleistung“ thront bereits auf seinem höhenverstellbaren Schreibtisch – eine Gabe der EDG vor seinem Amtsantritt. „Das war bezogen auf den Wahlkampf, und das ist das, was man jetzt hinlegen muss für die Stadt.“
So sieht das Büro von Dortmunds neuem Oberbürgermeister Thomas Westphal aus
In seinem Büro duften zwei Blumensträuße auf dem langen Besprechungstisch neben dem Glas mit Lübecker Marzipan, mit dem ihm seine Mitarbeiter aus der Wirtschaftsförderung den Start ins neue Amt versüßen.
An den Wänden hängen ein Fotoporträt des verstorbenen OB Günter Samtlebe und zwei farbenfrohe abstrakte Gemälde. Er hat sie selbst gemalt. „Die haben keine Titel“, sagt er.
Auf seinem Schreibtisch hat er ein paar Akten, Familienfotos, eine Wahlkampftasse sowie einen kleinen Roboter und einen aus Holz gebastelten, mit kleinen Blumen beklebten Handy-Ständer. „Den hat meine Tochter damals im Kindergarten gemacht.“
Glücksbringer wird nicht verbrannt
Auch der Daruma hat auf dem OB-Schreibtisch einen Platz gefunden. „Das arme Ding müsste eigentlich verbrannt werden“, sagt Westphal, „aber davon weiche ich jetzt mal ab. Er soll mich an den Wahlkampf erinnern. Vielleicht brauche ich in fünf Jahren wieder so einen Glücksbringer, der für Gelassenheit, Mut und Wiederaufstehen steht.“
Ein Daruma ist die Abbildung des berühmten Zen-Mönchs Bodhidharma, der ganze neun Jahre lang in einer Meditationshaltung verharrt haben soll, ohne sich vom Fleck zu rühren. Das kann Thomas Westphal nicht; denn schon am Nachmittag ging es in die Fraktionssitzungen zu internen Gesprächen.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
