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Dortmunds dreckigste Turnhalle? Verein und Stadt liegen weit auseinander
Brandbrief
Ein Sportverein stellt seinen Trainingsbetrieb ein - und begründet das mit der völlig verdreckten Halle. Die Stadt Dortmund weist die Vorwürfe zurück – will aber handeln.
Dragan Barić ist seit zwei Jahren Geschäftsführer des Kraft-Sport-Vereins (KSV) Jahn Marten 05. Die Trainingsstätte, die Sporthalle der Martener Steinhammer-Grundschule, kennt er seit Kindesbeinen. „Jetzt ist der Punkt gekommen, dass etwas passieren muss“, sagt der 56-Jährige. Ende vergangener Woche hat er einen Brandbrief an die Stadt geschickt.
Seiner Meinung nach muss der KSV in „Dortmunds ältester und dreckigster Sporthalle“ trainieren. Während eines Rundgangs erklärt Dragan Barić, warum sein Verein den kompletten Trainingsbetrieb mittlerweile eingestellt hat.
Die Entscheidung habe der Vorstand am 10. September getroffen. „Das war der erste Trainingstag nach einer zehnwöchigen Schließung“, so Barić. Nicht nur ihn habe der Zustand der Sporthalle entsetzt. „Hier wurde überhaupt nicht gereinigt, an mehreren Stellen liegt zum Beispiel Sand oder ähnliches auf dem Boden.“

Dragan Barić zeigt auf den Dreck, der nach Abschluss der Ausbesserungsarbeiten in der Halle hinterlassen wurde. © BeateDönnewald
Doch es ist nicht nur der „neue“ Schmutz, der Dragan Barić übel aufstößt, sondern generell die „versiffte Optik“ der Halle, die im Laufe der Jahrzehnte immer schlimmer geworden sei. Dreck, Schimmel, Spinnweben, Wasserflecken, Schlieren und undefinierbare Flecken „zieren“ Wände, Decke und Boden der Halle. Was Barić zusätzlich nervt: „Wir müssen uns mit Flickschusterei zufriedengeben, in anderen Stadtteilen werden neue Hallen gebaut.“
Angst vor gefährlichen Substanzen
Barić befürchtet gar, dass die Halle für die Nutzer gesundheitsschädlich sein könnte. Er zeigt auf die Decke samt Wasserflecken. Hier vermutet er Asbestplatten. „Wenn die Feuchtigkeit auf den Boden tropft, gelangen möglicherweise gefährliche Substanzen über die Schuhe auf die Matten und über die Hände in die Gesichter der Kinder.“

Die Wasserflecken an der Decke bereiten dem Ringerverein große Sorgen. © Beate Dönnewald
Deshalb appelliert Dragan Barić in seinem öffentlichen Brandbrief an die Stadt: „Wir wollen eine Sporthalle, in der man sich wohlfühlt, in der es sauber ist.“
Die Stadt weist auf Anfrage dieser Redaktion die Vorwürfe zurück: „Die Turnhalle der Steinhammer-Grundschule ist verkehrssicher, sonst wäre sie nicht frei gegeben worden. Eine Gesundheitsgefahr besteht hier aus Sicht der Baufachleute ebenfalls nicht“, schreibt Christian Schön.
Der Stadtsprecher räumt aber ein: „Die Immobilienwirtschaft hat eine Grundreinigung veranlasst, da Spuren der Ausbesserungsarbeiten noch vorhanden sind.“
Stadt: Experten nehmen sich Halle erneut vor“
Grund für die Ausbesserungsarbeiten sei ein Wassereinbruch Anfang Juli gewesen. Das Dach habe man gründlich untersucht, so Schön. „Undichtigkeiten sind dabei aber nicht gefunden worden.“ Im Bereich des Wassereintritts seien zudem die Unterkonstruktion des Bodens ausgetauscht und ein neuer Bodenbelag verlegt worden – alles in Absprache mit der Schulleitung. „Die verfärbten Platten wurden extra noch nicht ausgetauscht, weil die konkrete Ursache weiter untersucht wird.“

Der KSV Jahn will die "versiffte Optik" der Sporthalle nicht länger hinnehmen. © Beate Dönnewald
Die Experten des Fachbereichs Liegenschaften der Städtischen Immobilienwirtschaft würden sich die Turnhalle erneut vornehmen und den Bedarf noch einmal überprüfen, verspricht Schön. Der Erneuerungs- und Erweiterungsbedarf sei an vielen Stellen aber deutlich höher als in dieser Turnhalle, betont er.
Stadt: „Müssen Betroffene vertrösten“
Die Einzelmaßnahmen seien allesamt nach professionellen Kriterien priorisiert worden, so Schön. „Daher muss die Stadt bei Maßnahmen, die später eingetaktet sind, um Geduld bitten und die Betroffenen vertrösten.“
Schön verweist auf die geplanten Investitionen der Stadt in den nächsten Jahren. „Eine Dimension, die es noch nie zuvor gab“, schreibt er, sei das 1,1 Milliarden Euro umfassende Bau- und Sanierungsprogramm für Schulen und Sporthallen. Wann Marten an der Reihe ist, erwähnt er nicht.

Diese Flecken hält der KSV für Schimmelspuren. © Beate Dönnewald
Dragan Barić hat bislang (Stand 17.9.) keine Antwort der Stadt auf seinen Hilferuf erhalten. Er ist enttäuscht. „Das zeigt uns doch, wie wir wahrgenommen werden.“
1968 geboren und seit über 20 Jahren Redakteurin bei Lensing Media. Zuständig für den Dortmunder Westen mit seinen Stadtbezirken Lütgendortmund, Mengede und Huckarde sowie für die Stadt Castrop-Rauxel.
