Die pharmazeutische Mitarbeiterin Sandra Kuenzelmann bei der Herstellung von Desinfektionsmittel im Labor der Adler-Apotheke. © Stephan Schuetze
Coronavirus
Im Apotheken-Keller wird aus der Not jetzt selbst Desinfektionsmittel hergestellt
Apotheken dürfen Desinfektionsmittel in ihren Laboren jetzt selbst herstellen. Dabei kommen diverse gefährliche Substanzen zum Einsatz. So läuft’s im Labor in Dortmunds ältester Apotheke.
von Daniel Reiners
Dortmund
, 11.03.2020 / Lesedauer: 3 minMischt man hochprozentigen Alkohol mit Wasser und begeht dabei einen Fehler, können die Folgen von einer Hautreizung über großflächiges „Entflammen“ bis hin zu schweren Augenschäden reichen. Eine Gefahr, der Sandra Kuenzelmann, pharmazeutische Mitarbeiterin in der Adler Apotheke, aber gewappnet ist.
Im Keller von Dortmunds ältester Apotheke fabriziert sie mit Atemschutzmaske, Schutzbrille und Schutzkittel seit einigen Tagen Desinfektionsmittel in Eigenarbeit. Davon profitieren sollen vor allem ärztliche Einrichtungen, aber auch Privatpersonen.
Aufgrund der großen Nachfrage an Desinfektionsmitteln wegen des Coronavirus hat die Bundesregierung den Apotheken eine Ausnahmegenehmigung erteilt. In den Laboren der Apotheken dürfen ab sofort Mittel zur Händedesinfektion hergestellt werden.
Die Bundesstelle für Chemikalien hat als zuständige Behörde neben Ethanol-Wasser-Gemischen zwei propanolhaltige Produkte zur Händedesinfektion zugelassen. Vorerst bis Oktober soll diese Regelung gelten.
Normales Händewaschen statt gefährlicher Selbstherstellung
Kerstin Surmann, ebenfalls pharmazeutische Mitarbeiterin, weiß, wie man ein Gemisch aus Ethanol und Wasser richtig zusammenfügt, sie weiß aber auch um die Gefahren des Unterfangens.
„Es handelt sich bei der Herstellung der Ethanol-Propanolgemische um ein Arbeiten mit extrem entzündlichen Flüssigkeiten. Wir raten Privatpersonen davon ab, sich der Chemikalien selbst zu bedienen und Desinfektionsmittel in Eigenarbeit herzustellen. Nicht umsonst sind diese Produkte reguliert und man benötigt eine pharmazeutische Fachausbildung, um sie offiziell herstellen zu dürfen.“
Versorgt werden sollen mit den Apotheken-Eigenmarken vor allem ärztliche Einrichtungen, Krankenhäuser und Pflegeheime, da diese vom Notstand in besonderer Weise betroffen sind. Die Abgabe an Privatpersonen hat die Apotheke auf eine 100-Milliliter-Flasche pro Person beschränkt.
Die Adler-Apotheke vertreibt jetzt selbst hergestelltes Desinfektionsmittel mit eigenem Etikett. Pro Privatperson soll nur eine Flasche verkauft werden. © Stephan Schuetze
Ein Mitarbeiter der Familie Ausbüttel, die fünf Apotheken in Dortmund - darunter auch die Adler Apotheke - betreibt, fügt hinzu: „Für gesunde Privatpersonen reicht auch das normale Händewaschen aus, um sich vor der Viruserkrankung zu schützen.“ Ärzte wiederum seien aufgrund ihrer klinischen Tätigkeit vom Einsatz professioneller Mittel abhängig.
Nicht einmal Propanol kann Michael Mantell, Apothekenbetreiber aus Hörde, zur Eigenherstellung bestellen. „Ohne Panik machen zu wollen, finden wir uns bezüglich der Verfügbarkeit von Desinfektionsmitteln doch in einer Notlage.“ Er hofft wie alle seine Kollegen aus der Apothekenbranche, dass sich die Nachfrage von Privatpersonen bald regulieren wird.
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