Dortmunds älteste Druckerei stirbt – nach 123 Jahren

© Jörg Bauerfeld

Dortmunds älteste Druckerei stirbt – nach 123 Jahren

rnWirtschaft in Dortmund

Trauriger Anblick: Die Computer sind weggeräumt, die großen Druckmaschinen verkauft. Überall stapeln sich Kisten mit Erinnerungsstücken. Eine Institution verschwindet.

Aplerbeck

, 12.05.2020, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Nein, das Coronavirus trägt keine Schuld: Das Ende der Druckerei Kleff kam schleichend – und plötzlich war es da. Seit dem 30. April stehen die Maschinen still, das Familienunternehmen wird abgewickelt.

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„Wir haben uns zu diesem Schritt schon 2019 entschlossen. Wir wollten das Ende der Firma selbst in der Hand haben. Und so ist es jetzt auch gekommen“, sagt Corinna Kleff, eine der beiden Geschäftsführerinnen der Druckerei Gustav Kleff.

Es ist wie bei vielen mittelständischen Unternehmen im Druckbereich: Das Geschäft ist nur noch ab einer bestimmten Größe rentabel, und das gab das Familienunternehmen einfach nicht mehr her.

Gustav Kleff und seine Frau Lina im Jahr 1897

Gustav Kleff und seine Frau Lina im Jahr 1897 © Kleff

„Es ist schon bitter, wir sind die vierte Generation, die hier in Aplerbeck die Druckerei betreibt“, sagt Corinna Kleff. Angedeutet hatte sich das Ende schon Anfang 2019.

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Die Druckerei, die in Aplerbeck eine Institution ist und sich auch in den Dienst des Stadtbezirks gestellt hat, druckt seit Anfang 2020 nicht mehr.

Großes privates Archiv

Das Gebäude an der Hosbachstraße 2 ist mittlerweile verkauft, jetzt geht es ans Ausräumen. Vieles wird bleiben von der Druckerei, denn Rüdiger Kleff, der das Unternehmen 1970 übernahm, ist auch Mitglied des Aplerbecker Geschichtsvereins und hat ein (fast) komplettes Archiv über die Geschichte der Druckerei angelegt, die am 1. April 1897 in Aplerbeck gegründet wurde.

Hier fing alles an. Im Jahr 1897 an der Marsbruchstraße 2.

Hier fing alles an. Im Jahr 1897 an der Marsbruchstraße 2. © Kleff

An einem ebenfalls geschichtsträchtigen Ort gründete er die Druckerei – leider im negativen Sinne. Denn das Haus, in dem die Familie Kleff zum ersten Mal die Druckerpressen bediente, flog im Jahr 1958 bei einer Gasexplosion in die Luft – eine Katastrophe.

Zu der Zeit war die Firma Kleff aber schon an einem anderen Ort beheimatet. In einem Neubau im Postkutschenweg. Zuvor gab es ein kurzes Firmen-Intermezzo (1909 bis 1922) im alten Aplerbecker Amtshaus an der Schüruferstraße.

Das alte Amtshaus am Marktplatz. Hier ging es ab 1908 weiter.

Das alte Amtshaus am Marktplatz. Hier ging es ab 1908 weiter. © Kleff

Vom Postkutschenweg ging es 1974 an den jetzigen Standort an der Hosbachstraße. Für die Familie Kleff kam es nie in Betracht, Aplerbeck zu verlassen. „Wir sind hier doch so tief verwurzelt“, sagt Rüdiger Kleff, der die Firmenleitung 2009 an seine Töchter Corinna Kleff und Bettina Donié abgab.

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Die Druckerei wurde modernisiert und 2016 kam die Fusion mit der Druckerei Spenner hinzu. Was passierte dann? Erst mal ging’s weiter mit vielen Aufträgen und gutem Umsatz. Der Break kam Anfang 2019.

Rüdiger Kleff an einer alten Druckmaschine

Rüdiger Kleff an einer alten Druckmaschine

„Das Volumen ging zurück, die Leute digitalisieren immer mehr“, sagt Bettina Donié (geborene Kleff). „Da kam einfach der Punkt, wo wir in Richtung Zukunft geschaut haben und sind zu dem Entschluss gekommen, einmal alles auf die Probe zu stellen.“

Investitionen hätten nicht gelohnt

Heraus kam, dass ein Unternehmen wie die Druckerei Kleff so nicht mehr zukunftsfähig ist. Dazu hätte es gewaltige Investitionen benötigt – alles ohne Garantie, ob es weitergehen könnte.

Ein Konzertprogramm aus dem Jahr 1902. Auch das wurde bei Kleff gedruckt.

Ein Konzertprogramm aus dem Jahr 1902. Auch das wurde bei Kleff gedruckt. © Kleff

„Dieser kleine Mittelstand zwischen 10 und 20 Leuten, das passt nicht mehr“, sagt Corinna Kleff. Bei Kleff gingen hauptsächlich Geschäftsdrucksachen durch die Druckmaschinen. Von der Karte bis hin zu den Hochglanzbroschüren.

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Ganz früher wurden bei Kleff sogar noch Zeitungen gedruckt. Die Aplerbecker Zeitung zum Beispiel. Am 4. Dezember 1919 gab es das erste Exemplar aus dem Verlag von Gustav Kleff.

Kleines Druckereimuseum im Haus

Das Exemplar gibt‘s noch. Lange Zeit lag es in dem kleinen Druckkreismuseum, das Rüdiger Kleff im Keller des Druckhauses an der Hosbachstraße eingerichtet hatte. „Hier waren auch schon Schulklassen, die sich das alles angeschaut haben.“

Jetzt wird auch hier der größte Teil verkauft. Bis auf ein paar Erinnerungsstücke, die in der Familie bleiben. Als Erinnerung an vier Generationen Druckereibetrieb in Aplerbeck.