
Viel aufzuräumen hatte "Haus Freiberg"-Wirt Panagiotis Kromidas, hier mit Tochter Dimitra, nach der "Besetzung" seines Lokals durch Stuttgarter Hooligans. © Oliver Volmerich
VfB-Hooligans randalierten in Eckkneipe - Wirt: „Bin froh, dass mein Lokal noch steht“
Polizei-Großeinsatz zu BVB-Spiel
Fünf Stunden dauerte am Samstag (22.10.) die Einkesselung von Stuttgarter Hooligans an der Hohen Straße. Mitten drin war die Eckkneipe „Haus Freiberg“. Die Wirte-Familie erlebte den Ausnahmezustand.
Es waren mehrere Kartons an Müll und Unrat, die Panagiotis Kromidas am Samstagnachmittag zusammenfegte. Seine Frau Eleni wischte eine schwarze Brühe aus dem Gastraum zusammen. Die Betreiber der Dortmunder Traditionskneipe „Haus Freiberg“ erlebten am Samstag einen Tag im Ausnahmezustand.
Normalerweise ist „Haus Freiberg“ an der Ecke Hohe Straße/Gutenbergstraße ein beliebter Treffpunkt für BVB-Fans auf dem Weg zum oder vom Stadion. Doch an diesem Samstag war die Eckkneipe gewissermaßen feindlich besetzt. Stuttgarter Hooligans hatten „Haus Freiberg“ offensichtlich als Treffpunkt auserkoren und besetzten mehr oder minder das Lokal.
„Die kamen wie eine große Schafherde zu uns ins Lokal. Ich habe keine Chance gehabt“, erzählt Panagiotis Kromidas über die Invasion. Äußerlich waren die jungen Männer kaum als VfB-Fans zu erkennen. Sie trugen fast einheitlich Jeans und schwarze Jacken. „Die waren sehr gewaltbereit“, stellt der Wirt fest. Vor allem in den Toilettenäumen hinterließen die Hooligans in der Tat ein Bild der Verwüstung. „Da war alles total verdreckt“, berichtet Dimitra Kromidas, die Tochter des Wirte-Paares.
Aktion war verabredet
Und die Aktion war wohl von langer Hand geplant. „Ein Stuttgarter erzählte uns, dass man verabredet hatte, sich hier zu treffen“, erzählt Dimitra Kromidas. Von 403 Leuten war die Rede. Man hatte offenbar im Internet recherchiert, dass „Haus Freiberg“ an der zentralen Route vieler BVB-Fans auf dem Weg zum Stadion und in der Nähe des Fan-Projekts liegt.

Für Stunden lag "Haus Freiberg" im Polizeikessel um Stuttgarter Hooligans. © Karsten Wickern
Nach den Erkenntnissen der Polizei war beabsichtigt, von hier aus BVB-Fans zu attackieren - was aber mit einem Großaufgebot an Beamten verhindert werden konnte. Die Polizei bildete einen Kessel aus Beamten und Polizeifahrzeugen um die Fan-Gruppe. „Es kam keiner mehr rein und keiner mehr raus“, erklärt Panagiotis Kromidas.
Lob für Einsatz der Polizei
„Die Polizei hat sehr professionell gearbeitet“, lobt der Wirt. „Es ist alles gut gelaufen.“ „Ohne Polizei wäre das hier eskaliert“, stellt auch Tochter Dimitra fest. „Es war eine sehr angespannte Situation. In 35 Jahren als Wirte haben meine Eltern noch nicht so ein Chaos erlebt.“
Am Ende überwiegt bei der Wirte-Familie die Erleichterung. „Es ist, Gott sei Dank, nicht viel passiert“, sagt Panagiotis Kromidas. „Ich bin froh, dass mein Lokal noch steht.“
Und für den Heimweg-Besuch der BVB-Fans nach dem 5:0-Erfolg gegen den VfB Stuttgart war es auch schon wieder besenrein - abgesehen von VfB-Aufklebern, die die ungebetenen Gäste an vielen Stellen am und im Lokal hinterlassen haben. „Jetzt sind wir froh, wenn zu den BVB-Heimspielen wieder unsere Stammgäste kommen“, sagt Panagiotis Kromidas. „Da ist es immer friedlich.“
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
