Es müssen dramatische Szenen gewesen sein, die sich am Dienstagabend (27.6.) in einem Mehrfamilienhaus an der Scheffelstraße in Dortmunds Nordstadt abgespielt haben. Im Hausflur sind am Mittwochvormittag (28.6.) noch die Überbleibsel des Einsatzes von Polizei und Rettungskräften zu sehen. Da liegen Einmal-Handschuhe auf der Treppe, die Verpackung einer Infusionsnadel und Teile einer Spritze vor einer von zwei Wohnungstüren auf der zweiten Etage. Die Tür wurde von der Polizei versiegelt.
Die Einsatzkräfte waren um 20.35 Uhr zu dem Haus gerufen worden. Zuvor waren Hilfeschreie einer Frau aus einer der neun Wohnungen gemeldet worden. Polizisten brachen die betreffende Wohnungstür auf. Drinnen nahmen sie einen 46-Jährigen fest. Nach ersten Ermittlungen hatte er kurz zuvor mit einem Messer mehrfach auf seine 44-jährige Ehefrau eingestochen. Mindestens siebenmal, wie Oberstaatsanwalt Carsten Dombert am Mittwochvormittag auf Nachfrage mitteilt.
Mordkommission eingerichtet
Die schwerverletzte Frau wurde ins Krankenhaus gebracht und notoperiert. Dennoch schwebe sie noch in Lebensgefahr, heißt in einer gemeinsamen Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwochvormittag.
Die Ermittler gehen von einer versuchten Tötung aus. Eine Mordkommission wurde eingerichtet. Der 46-Jährige wollte zunächst nichts zu dem Tatvorwurf sagen. Er wurde noch am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt und befindet sich inzwischen in Untersuchungshaft, wie Dombert am Mittwochnachmittag auf Nachfrage erklärt.
Streit vor der Tat?
Noch am Mittwochmittag sind Polizeibeamte in der Nähe des Tatorts unterwegs und sprechen mit Anwohnern. Mutmaßlich erhoffen sie sich Aussagen zum Hintergrund der Bluttat. Oberstaatsanwalt Carsten Dombert hält es für wahrscheinlich, dass der Tat ein Streit zwischen den Eheleuten vorausgegangen war.

Zahlreiche Polizeiwagen waren am Dienstagabend an der Scheffelstraße vor Ort. Die Sicherung von Spuren dauerte bis in die Morgenstunden. Reste von rot-weißem Flatterband zeugen tags darauf noch von dem Einsatz, für den die Straße offenbar abgesperrt worden war.
Händler beobachtete Festnahme
Von den Nachbarn in dem Mehrfamilienhaus reagiert nur eine ältere Frau aufs Klingeln unseres Reporters. Sie will nichts von dem Einsatz mitbekommen haben. Im Haus gegenüber hat eine Familie, die durchs Wohnzimmerfenster direkt auf die Straße blickt, durchaus etwas gesehen. Der Vater hält sich mit Details auf Nachfrage zurück.
Anders als ein Händler in direkter Nachbarschaft zu dem Haus, in dem die Tat geschah. Er will anonym bleiben, sagt aber, er kenne den 46-Jährigen. Er kaufe häufig bei ihm ein. Der Mann trinke keinen Alkohol und nehme keine Drogen.
Die Familie habe auf ihn stets einen vorbildlichen Eindruck gemacht. Das Paar habe zwei Kinder. Die Tochter studiere an einer Universität. Von Streit zwischen den Eheleuten habe er nie etwas mitbekommen. Der Geschäftsmann blickt ratlos auf das Nachbarhaus und fragt: „Warum hat er das gemacht?“
Der Händler hatte den Polizei-Einsatz beobachtet. Er sagt, der 46-Jährige sei mit Handschellen aus dem Haus geführt worden. Die schwerverletzte Frau sei auf einer Trage heraustransportiert worden. Er hat bei ihr Verletzungen im Bereich des Bauches ausgemacht.
Der Geschäftsmann will Kratzer im Halsbereich des Mannes beobachtet haben, genauso wie eine Tatwaffe: „Ein kleines Messer, vielleicht aus der Küche“, sagt er. Auf ihn wirkten die Verletzungen der Frau weniger schwerwiegend, als sie tatsächlich sind. Als er hört, dass sie in Lebensgefahr schwebt, reagiert er geschockt.
Messerangriff in der Dortmunder Nordstadt: Frau in Lebensgefahr - ihr Mann soll der Täter sein
Bundespolizisten im Dortmunder Hauptbahnhof angegriffen: 17-Jähriger drohte mit einem Messer
Hauptbahnhof wird wieder Waffenverbotszone: Polizei sah zuletzt keinen Rückgang der Gewalt