Dortmunder Schwimmbäder-Chef wird Knall auf Fall entlassen Jörg Husemann bekommt Hausverbot

Badbetreiber vor Neustart: Sportwelt-Chef Knall auf Fall entlassen
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Der Besuch verhieß nichts Gutes: Am früheren Freitagnachmittag (7.7.) tauchten plötzlich zwei Vertreter der DLRG in der Sportwelt-Zentrale am Schwimmweg auf. Sie ließen Geschäftsführer Jörg Husemann wissen, dass er mit sofortiger Wirkung seines Amtes enthoben sei.

Sie präsentierten ihm einen entsprechenden Beschluss und baten den verdutzten Sportwelt-Chef, ihnen sämtliche Schlüssel auszuhändigen und die Passwörter für die PC-Programme zu überlassen. Husemann, seit 2020 Geschäftsführer der privat organsierten Sportwelt gGmbH, blieb nichts anderes übrig als sich zu fügen – er darf die Räumlichkeiten nicht mehr betreten.

Der Vorgang, der sich wie eine Räuberpistole liest, setzt ein weiteres Ausrufezeichen in einer schier endlosen Dauerschleife aus gegenseitigen Schuldvorwürfen, Intrigen und Machtkämpfen, die teilweise sogar vor Gericht ausgefochten wurden.

Erst kürzlich war es wieder zum Knall gekommen: Die Stadt hatte mit der politischen Rückendeckung des Rates den Betriebsführungsvertrag mit ihrem Badbetreiber zum 31.12.2023 gekündigt. Als Begründung wurden „Mängel in der Betriebsführung“ sowie eine „nicht fachgerechete Planung und Ausführung von Reparatur- und Sanierungsarbeiten“ genannt.

Neuer Vertrag mit der Stadt?

Ein weiterer Knackpunkt waren die Jahresabschlüsse, die der Badbetreiber zum Ärger der Stadt teilweise viel zu spät vorgelegt hatte. Dabei muss man wissen: Die Sportwelt hat zwar eigene Einnahmen aus den Eintrittspreisen. Sie lebt aber im Wesentlichen von den Betriebskostenzuschüssen der städtischen Sport- und Freizeitbetriebe.

Und jetzt? Wer soll anstelle der Sportwelt gGmbH künftig die vier Freibäder Volkspark, Froschloch, Hardenberg und Wellinghofen betreiben und darüber hinaus auch die Regie in den Hallenbädern Hombruch, Lütgendortmund, Brackel und Mengede übernehmen? Für Insider ist der Fall klar: Nach der Abberufung des nebenamtlichen Geschäftsführers sei der Weg frei für einen personellen Neuanfang an der Spitze der Bad-Betreibergesellschaft.

Es wird nun erwartet, dass die Stadt den Politikern im Rat vorschlägt, mit der Sportwelt einen neuen Vertrag abzuschließen, hieß es. Andere, die mit den Geschehnissen ebenfalls vertraut sind, wollen freilich wissen, dass sich Husemann gegen einen Nachfolger gar nicht gewehrt hätte: Er soll den Sportwelt-Gesellschaftern sogar das Angebot gemacht haben, einen neuen einzuarbeiten. Aus und vorbei.

Stadtsportbund steigt ein

Die Abberufung Husemanns ist nicht die einzige Veränderung bei der Sportwelt gGmbH: Im Hintergrund hat es einen Gesellschafter-Wechsel gegeben. Die DLRG und der Kreisverband Schwimmen bleiben weiter an Bord. Verabschiedet hat sich der Gesellschafter „Grüne Schule“, getragen von Rolf Makowka. Dessen Doppelrolle als Gesellschafter und weiterer Geschäftsführer der Sportwelt ist beendet: Makowka ist raus – seine Anteile hat jetzt der Stadtsportbund (SSB) übernommen.

Damit hat sich der Wunsch der Stadt und der Sportpolitiker erfüllt: Sie sahen in Makowka einen widerspenstigen Contra, der kraft seiner Gesellschafteranteile vieles blockiert habe u.a. die Einstellung einer Geschäftsführerin. Mit dem SSB hingegen sei ein für die Stadt ein verlässlicher Partner gefunden, der helfen werde, den Badbetreiber nach Jahren der Querelen in ruhiges Fahrwasser zu steuern.

Neuer Chef ist nur Übergangslösung

Wer Husemann als Geschäftsführer folgt, ist zurzeit offen. Kurzzeitig soll der Job kommissarisch von DLRG-Bezirksleiter Stefan Raetsch übernommen werden. Nach einer kurzen Frist soll ein anderer Kandidat folgen, der die Aufgabe solange meistert, bis die Stelle gegen Jahresende endgültig vergeben wird.

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