Immer mehr Taschendiebstähle auf Dortmunder Wochenmarkt Diebe treten anders auf, als man denkt

Dortmunder Polizei warnt vor Taschendieben in der Innenstadt
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Der Dortmunder Markthändler und Imker Ralf Schmidt schlägt Alarm wegen einer Nachricht, die zurzeit unter den Händlern umgeht. Öfter höre man an den Ständen wieder den Satz: „Mein Portemonnaie ist weg.“ Die Taschendiebstähle hätten zuletzt zugenommen, meint Schmidt, ohne das beziffern zu können.

Schmidt liegt aber mit seinem Eindruck nicht falsch. „Dieses Problem haben wir vor allem freitags und samstags zwischen 10 und 18 Uhr“, sagt Polizeisprecher Peter Bandermann auf Anfrage. Hotspots für Taschendiebe seien der Wochenmarkt, der Westenhellweg, die Hansastraße und der Hauptbahnhof.

Mit einem Stadtplan in der Hand fragten die Diebe nach einem Ort, auf einer Rolltreppe erzeugten sie einen künstlichen Stau, sie rempelten an oder böten freundlich Hilfe an“, berichtet Bandermann. Die Diebe tummelten sich im dichten Gedränge und setzten auf den selbst erzeugten Überraschungseffekt.

Häufig sind es Frauen

Taschendiebe sind keine heruntergekommenen Gestalten. „Sie wollen unauffällig aussehen. Es handelt sich um junge Menschen, meist gut gekleidet, die ins Stadtbild passen“, so der Polizeisprecher. In den aufgeklärten Fällen seien die Langfinger überwiegend junge Frauen gewesen, denen die Opfer, ebenfalls meist Frauen, nicht mit Argwohn begegneten. Die Diebe seien zudem arbeitsteilig organisiert, sprich sie stehlen gemeinsam mit Komplizen, die die Beute blitzschnell übernehmen.

Bandermann: „Die Täter kundschaften das Verhalten eines potenziellen Opfers aus, lenken es ab und greifen unauffällig zu.“ Die Tat bemerkten Betroffene, die sich in diesem Augenblick auf den Marktstand konzentrierten, erst später: „An einer Kasse, wenn plötzlich das Portemonnaie fehlt, oder erst Zuhause.“

Mehr als die Hälfte der Diebstähle im März 2023 begingen die Täterinnen und Täter in der Dortmunder Innenstadt (54,8 Prozent). Lokale Schwerpunkte sind dabei laut Bandermann der Nordmarkt (an Wochenmarkt-Tagen), der Hauptbahnhof sowie die Geschäfte am Osten- und Westenhellweg. Auch in den Stadtteilen waren vor allem Geschäfte und Märkte die Tatorte. Im März fiel der Freitag als Wochentag mit den meisten Delikten auf (insgesamt 42). An den Sonntagen waren es dagegen nur insgesamt fünf Taten.

Geringe Aufklärungsquote

Verglichen mit dem Jahr 2014 – damals war mit 4653 angezeigten Taschendiebstählen der Höchststand in Dortmund erreicht –, ist die Zahl im letzten Jahr deutlich niedriger mit 1930 Fällen. Auch im Vergleich mit April 2022 (174 Fälle in Dortmund) sind die Taschendiebstähle im April 2023 auf 142 Fällen gesunken.

Die Aufklärungsquote ist mit unter 5 Prozent niedrig, weil die Täter und Täterinnen unerkannt arbeiten. „Man kann das Risiko, Opfer zu werden, nicht minimieren, aber das Risiko, Schaden zu erleiden“, sagt Bandermann, „und das mit einfachen Mitteln.“

Hinweise der Polizei

Hier noch mal die Ratschläge der Polizei: Bargeld und EC- oder Kreditkarten gehören in Innentaschen, sollten also nah am Körper und auf keinen Fall sichtbar zum Beispiel in einer umgehängten Tasche oder in der Ablage eines Rollators getragen werden. Besondere Vorsicht gilt in dichtem Gedränge, unter anderem in Warteschlangen an einer Kasse oder vor dem Einstieg in Bus, Bahn oder Zug.

Gelingt ein Taschendiebstahl, wird meistens nicht nur Bargeld erbeutet: Mit dem Zugriff auf EC- und Kreditkarten ist obendrein der Betrug an Geldautomaten möglich. Wichtiger Hinweis: Deshalb gehören PIN nicht in die Geldbörse oder auf die EC-Karte geritzt. Betroffene können die Karten unter Tel. 116 116 sofort sperren lassen. Zusätzlich kann die Polizei die Karten für das elektronische Lastschriftverfahren (mit Unterschrift) sperren lassen. Der Diebstahl sollte also sofort bei der Polizei angezeigt werden.