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Krankenhäuser in Dortmund werden von unseriösen Angeboten überflutet
Coronavirus
Der medizinische Bedarf in Krankenhäusern ist derzeit besonders hoch. Weil der Mangel bekannt ist, sehen sich die Dortmunder Krankenhäuser mit zahlreichen unseriösen Angeboten konfrontiert.
Ob Schutzkleidung, Desinfektionsmittel oder medizinische Geräte - deutschlandweit fehlt es Krankenhäusern und Kliniken aktuell an einer ausreichenden Versorgung mit notwendigen Dingen.
Die Situation, die überall für Anspannung und Ungewissheit sorgt, ruft gerade unseriöse Anbieter auf den Plan. Dort wittert man offenbar ein lukratives Geschäft.
„Wir bekommen eigentlich am laufenden Band solche unseriösen Angebote. Es geht um alles - von Masken über Desinfektionsmittel bis hin zu Atemgeräten. Pro Tag sind es bis zu 30 Angebote dieser Art“, unterstreicht Klinikum-Sprecher Marc Raschke. Diese Angebote ignoriere man allerdings gänzlich.
Angebote lassen sich stellenweise kaum zählen
Ähnlich sieht das Vorgehen beim Klinikum Westfalen aus. Allerdings lässt sich die genaue Anzahl der unseriösen Anbieter hier nicht konkret beziffern, betont Sprecherin Susanne Janecke. „Solche Angebote erreichen uns rund um die Uhr und über alle Kanäle - telefonisch, per Mail, über Social-Media und auf dem Postweg.“
Man müsse jedes Angebot sichten und prüfen. Dabei sind vor allem die gesammelten Branchenkenntnisse und der stetige Austausch der unterschiedlichen Einkaufsabteilungen erhebliche Vorteile, sagt Janecke.
Unseriöse Angebote sorgen für zusätzliche Arbeit
Das perfide Geschäftsmodell ist derweil auch bei der St.-Johannes-Gesellschaft, zu der mehrere Krankenhäuser in Dortmund gehören, ein stetiges Thema. Laut Fred Oberhag, der als Leiter des Zentralbereichs Wirtschaft und Versorgung unter anderem für den Wareneinkauf zuständig ist, resultiert aus der Flut an unseriösen Angeboten ein enormer Arbeitsaufwand: „Es ist aktuell sehr zeitraubend, seriöse von unseriösen Angeboten zu trennen.“
Wie man diese unterscheiden kann? Da gibt es Oberhag zufolge mehrere Möglichkeiten. „Ein sicheres Kennzeichen für ein unseriöses Angebot ist die Forderung nach einer Vorkasse. Skeptisch wird man auch bei Anfragen von Firmen mit Geschäftssitz in Belize oder Thailand.“
Die Mehrzahl der Angebote komme allerdings von deutschen Händlern, die bisher nicht im Medikalbereich tätig waren. „Diese Leute versuchen auf den derzeit lukrativen Markt aufzuspringen. Hier fehlt dann aber häufig das Fachwissen“, erklärt Oberhag.
Bestellroutinen greifen nicht mehr
Erschwert werde die Differenzierung von unseriösen und seriösen Angeboten durch die unstrukturierte Preisentwicklung. Der fünffache Preis für einen Artikel, der am Vortag noch als Wucher empfunden wurde, kann schon am nächsten Tag realistisch sein, so Oberhag. „Wir haben aber langjährige Partner, mit denen wir permanent im Austausch sind und so kann ein Abgleich über die aktuelle Marktentwicklung erfolgen.“
Vor einiger Zeit aus dem Osnabrücker Land nach Dortmund gezogen und seit 2019 bei Lensing Media. Für die Ruhr Nachrichten anfangs in Dortmund unterwegs und jetzt in der Sportredaktion Lünen tätig – mit dem Fußball als große Leidenschaft.
