Zum ersten Mal in meinem Leben hab ich in diesem Jahr den Tag der deutschen Einheit begleitet. Also kulinarisch. Die Staatskanzlei NRW hatte nämlich erkannt, dass man westfälische Küche auch bundesweit sehr gut vorzeigen kann.
Deshalb hatte sie unsere Vereinigung „Westfälisch genießen“ um das Catering am NRW-Stand in Hamburg gebeten. Dort wurden in diesem Jahr bekanntlich die gesamtdeutschen Feierlichkeiten begangen.
Was mir als erstes auffiel: In ganz Hamburg war nicht eine einzige Deutschland-Fahne zu sehen! Kein Gebäude mit Fahne, kein Mensch mit Fähnchen. Als wenn sie irgendwo versteckt worden wären. Die einzige hing vor dem Rathaus – und die hing auch noch falsch rum: Da hatten wir nämlich senkrechte Streifen statt quer!
Wenn man mal bei Google „Nationalfeiertag USA“ eingibt, dann weiß man, wie sowas eigentlich aussehen kann.
Landestypische Stände
Aber ganz toll war, dass sich die einzelnen Bundesländer in der gesamten Innenstadt mit riesigen Ständen einladend präsentiert haben: Rheinland-Pfalz natürlich mit Wein, Bayern mit Biergarten-Atmosphäre, jeder eben landestypisch.
Unser Stand für Nordrhein-Westfalen war in der Historie immer sehr stark auf Köln ausgerichtet. Da gibt es über das Thema Karneval natürlich auch viel zu erzählen und zu zeigen und vor allem: Musik zum Mitsingen! Ich kenne jetzt jedenfalls alle kölschen Lieder.
Rinderroulade Nr. 1
Aber kulinarisch hat man sich diesmal für Westfalen entschieden. Am besten angekommen ist die Rinderroulade. Aber begeistern konnten wir auch mit Reibeplätzchen mit Schnippel-Schinken – ganz dünn in Streifen geschnittenem rohen Schinken.
Warum ist westfälische Küche so „lecka“ und wie führt man ein Traditions-Gasthaus? Darüber – und über einiges mehr – schreibt Koch Günther Günther Overkamp in seiner Kolumne „Overkamps Lecka-reien“. Hier finden Sie alle Folgen.
Und mit unserem Westfälischen Vorspeisenteller: Bauernterrine mit Forelle, flambierter Ziegenkäse mit Pflaumen-Chutney und eine Milchschnitte von Pumpernickel und Lachs. Und dann gab‘s noch Honig-Pumpernickel-Eis mit lauwarmem Pflaumen-Röster.
Alle wollten Kölsch
Das einzige Problem: Die Besucher wollten alle Kölsch trinken und Altbier. Das war ruckzuck leergetrunken. Ich kam schon leicht ins Schwitzen. Aber dann erschien Hendrik Wüst, der Ministerpräsident. Der trinkt ausschließlich Pils. Und der Gruppenzwang führte dazu, dass alle anderen dann auch Pils bestellten. Gott sei dank!
Zwei Sachen waren für mich schlimm: Vor meinen Augen waren Bauzaun-Gitter mit Wimmelbildern aufgebaut mit Motiven aus NRW. Und ausgerechnet ich musste auf Motive aus Gelsenkirchen gucken! Fußball-Motive!
Falsche Currywurst
Auf der anderen Seite hatte sich ein Bratwurst-Stand eingerichtet und lobte seine Volkswagen-Currywurst. Wieso „Volkswagen“? Die Lösung: Es war die Curry-Wurst aus der VW-Kantine! Ich hab sie probiert - und kann nur jedem empfehlen, einen großen Bogen darum zu machen. Es ist nämlich eine Bockwurst-Currywurst!
Da wir Nordrhein-Westfalen repräsentierten und nicht nur Westfalen, mussten wir auch was Rheinisches auftischen. Das war für mich leicht: Ich hab einfach unseren Sauerbraten serviert.
Interessanterweise meinten viele Gäste mich belehren zu müssen, dass der rheinische Sauerbraten nicht nur mit Rosinen sei, sondern auch vom Pferd. Was ja auch stimmt. Aber in einer Familie mit 4 Ponys und einem Pferd könnte und wollte ich mir sowas nicht erlauben.
Wüst fand es toll
Stolz bin ich nach wie vor, dass das Land NRW die Westfälische Küche auf die Show-Bühne gehoben hat. Und Hendrik Wüst hats offenbar nicht bereut. Er hat geschrieben, er fand es toll. Na bitte!
In diesem Sinne: Bis denne!
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