
© Bert Binnig
Dortmunder können bald Lastenräder mieten - auch stundenweise oder kürzer
Test mit Lastenrädern
Leih-Fahrräder sind in Dortmund sehr gefragt. Bald kann man auch Lastenräder für den Transport von Einkäufen oder von Kindern leihen. Allerdings nur zeitlich begrenzt und in zwei Stadtvierteln.
Sie heißen „Kinder-Kutsche“, „Sprudel-Sprinter“ oder „Muskel-Macher“. Die Namen geben einen Hinweis darauf, wie vielseitig Transport-Fahrräder einsetzbar sind. Den Praxistest können Dortmunderinnen und Dortmunder in diesem Frühjahr machen. Denn vom 1. März bis 30. Juni können sie Lastenräder an fünf Stationen in der Innenstadt ausleihen und testen.
Für insgesamt vier Monate ist Dortmund Modellkommune eines Mietsystems für Transport- oder Lastenräder. Der viermonatige Probelauf bietet an fünf Stationen im Kreuz- und Unionviertel insgesamt 15 Transporträder, darunter fünf mit elektronischer Tretunterstützung. Als Besonderheit bietet das „Wander-Transportrad-Mietsystem“ (TMS) auch ein spezielles „Inklusionstransportrad“, das für die Beförderung eines Rollstuhlfahrers oder einer Rollstuhlfahrerin ausgelegt ist.
Ausleihbar sind die Lastenräder über die Nextbike-App. Denn das Leipziger Unternehmen, das auch das Metropolradruhr-Leihsystem im Ruhrgebiet betreibt, hat sich in der Ausschreibung für den Betrieb des Verleihsystems durchgesetzt. Nextbike übernimmt mit der eigenen Werkstatt auch Service und Wartung der Transporträder in Dortmund.
Feste Tarife
Die Tarife für die Transportrad-Ausleihe liegen freilich über den üblichen Metropolrad-Kosten: Die erste halbe Stunde kostet 2 Euro beziehungsweise 2,50 Euro für E-Transportrad. Pro Stunde kostet die Ausleihe also entweder 4 Euro beziehungsweise 5 Euro – je nachdem, ob die Räder mit oder ohne E-Antrieb fahren. In beiden Fällen kostet es jedoch maximal 18 Euro für den ganzen Tag.
Stehen werden je drei Transporträder - wenn sie nicht gerade ausgeliehen sind - am Heinrich-Schmitz-Platz zwischen Rheinischer Straße und Langer Straße, am Platz an der Rittershausstraße am Westpark, an der Möllerbrücke/Sonnenplatz, an der Roseggerstraße/Ecke Steubenstraße und an der Hohen Straße/Ecke Kreuzstraße.
Standorte über App abrufbar
Ob und wie viele Transporträder an den Stationen zur Verfügung stehen, ist über die Nextbike-Appp immer aktuell abrufbar. Die Räder tragen dabei neben Bezeichnungen wie „Freiluft-Flitzer“ oder „Kinder-Kutsche“ auch spezielle Dortmunder Namen. So kann man etwa auch den „Westpark-Wagon“, den „Möller-Manta“ oder die „Stadion-Sprinterin“ buchen.
Die Leihrad-Aktion wandert aktuell durch ganz Deutschland, Dortmund ist nach der Kleinstadt Singen in Süddeutschland die zweite Stadt. „Dortmund beteiligt sich, um Transport- oder Lastenräder in der Stadt noch bekannter zu machen und sie weiter voranzubringen“, teilt die Stadt Dortmund mit. „Das kleinräumige angelegte Mietsystem soll helfen, Hemmschwellen oder Barrieren für die Nutzung eines Transportrads abzubauen.“
Außerdem hofft man, die erhobenen Daten nutzen zu können. Denn die Stadt plant ein eigenes Lastenrad-Verleihsystem, für das der Modellversuch wichtige Erkenntnisse liefern kann. „In Zukunft könnte ein stadtweites Konzept für ein Transportrad-Miet-System in Dortmund auf einer soliden Erfahrungsbasis aufsatteln“, ist man bei der Stadt überzeugt.
Das Kreuzviertel und Union-Viertel wurden für den Test ausgewählt, weil Transporträder in dicht bewohnten Quartieren am meisten genutzt würden und Transportrad-Stationen dort hingehörten, wo spontan ein Fortbewegungsmittel gebraucht wird. Ganz bewusst sollen die Lastenräder dort als Alternative zum Auto in den Vierteln mit großer Parkplatz-Not schmackhaft gemacht werden.
Zudem gebe es in den Quartieren bereits eine Zielgruppe, „die offen gegenüber neuen Mobilitätsangeboten sei und Interesse an einer verbesserten Infrastruktur habe, mit der weniger Emissionen in die Stadtluft abgegeben werden“, heißt es.
Bundesweites Netzwerk
- Dortmund ist mit 16 weiteren Kommunen, Verkehrsverbünden und Stadtwerken Teil des kommunalen Netzwerkes TINK (Transportrad Initiative Nachhaltiger Kommunen).
- Das Wander-Transportrad-Mietsystem ist ein Förderprojekt des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) mit Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2020 (NRVP). Koordiniert und betreut wird das Projekt durch die „TINK GmbH“.
- Nach der Kleinstadt Singen im Süden Deutschlands ist Dortmund die zweite Kommune, die das TMS ausprobiert. Im Juli 2022 zieht das Wander-Mietsystem weiter nach Leipzig bevor es im Winter eine Ruhe- und Wartungspause einlegt.
- Infos auch unter www.tinknetzwerk.de.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
