Der Dortmunder Grafiker Simon Schuberth (32) hat sich eine große Anhängerschaft auf Instagram erkocht. Die besten seiner Rezepte hat er in zwei Büchern gesammelt.

© Thomas Thiel

Dortmunder kocht kalorienarme Gerichte – und hat fast 100.000 Fans

rn„Unter 300“-Rezepte

Der Dortmunder Simon Schuberth hat sich mit seinen kalorienarmen Gerichten eine große Fan-Gemeinde auf Instagram erkocht, ist Autor zweier Kochbücher. Alles begann mit einer Wette unter Kumpels.

Dortmund

, 04.04.2021, 12:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

In der noch jungen Welt der Sozialen Netzwerke gibt es ein paar ewige Weisheiten: Süße Tiere funktionieren immer, genauso spektakuläre Urlaubsbilder und gestylte Selfies. Und dann gibt es noch „Foodporn“.

Der Drang, sein Essen zu fotografieren und es stolz online mit der ganzen Welt zu teilen (oder zumindest mit Tante Hilde und den anderen Familienmitgliedern, die einem folgen), ist für viele Menschen offensichtlich kaum zu unterdrücken. Ist dieses Essen besonders schön oder spektakulär in Szene gesetzt, spricht man von Foodporn, eine Wort-Neuschöpfung aus dem englischen Wort für Essen und - na, Sie wissen schon.

Schuberth ist ein Meister des „Foodporn“

Simon Schuberth ist ein Meister dieser Social-Media-Spezialdisziplin. Wer die Instagram-Seite des Dortmunders besucht, bekommt fast zwangsläufig Hunger: Hier ein Quark-Schoko-Kuchen, da eine Frühlingsrollen-Garnelen-Schale, dort ein Champignon-Kartoffelauflauf - immer perfekt ausgeleuchtet und eingebettet in schöne Deko.

Was alle Gerichte von Schuberth eint: Sie enthalten weniger als 300 Kalorien, womit der Name seiner Seite „Unter 300“ keiner weiteren Erklärung bedarf. Die Fotos garniert er mit den Rezepten zum Nachkochen oder -backen und einer kleinen Geschichte. Letzteres ist ein weiteres Talent von Schuberth; er ist ein formidabler Plauderer, der wunderbar unterhaltsame Anekdoten erzählen und aufschreiben kann.

Ein Gesamtpaket, das wie gemacht ist für Instagram. Mit den mittlerweile über 650 Fotos seiner Koch-Kreationen hat sich Schuberth inzwischen eine große Fan-Gemeinde erarbeitet: Über 93.000 Menschen haben seine Seite aktuell abonniert - Tendenz schnell steigend.

Zum Vergleich: Der offizielle Instagram-Account der Stadt Dortmund hat nur gut halb so viele Fans (49.000), die Seite von Schuberths Ex-Hochschule, der FH Dortmund, noch nicht einmal ein Zehntel (6600).

Fragt man Schuberth, wie er zu einem zumindest kleinen Social-Media-Kochstar (er mag den Begriff übrigens gar nicht) wurde, muss er lächeln: „Eigentlich war das nur ‘ne Wette unter Freunden.“

Beruflich hat der 32-Jährige nichts mit Kochen am Hut: Der freiberufliche Grafik- und Web-Designer entwirft Verpackungen, Logos und Webauftritte, unter anderem für Ärzte, Verbände und große Unternehmen. „Ich liebe meinen Job, den will ich nicht aufgeben“, sagt Schuberth.

Wette: Wer bekommt zuerst 1000 Fans bei Instagram?

Doch eines schönen Abends im Frühling 2018 hatten er und ein paar Freunde die Schnaps-Idee, einen Wettbewerb zu starten, wer von ihnen mit einem zufälligen Thema zuerst 1000 Fans bei Instagram zusammen bekommt. Sie zogen Lose - Schuberth erwischte das Essens-Thema.

Ein schwieriges Feld mit schier endloser Konkurrenz: Sucht man bei Instagram nach dem Stichwort „#Food“ (in den Sozialen Netzwerken werden Beiträge häufig mit so genannten „Hashtags“ verknüpft, dem englischen Wort für das Rautenzeichen), bekommt man 400 Millionen Treffer. Die Seite „German Foodblogs“ zählt rund 1500 Foodblogger im deutschsprachigen Raum.

Eine Nische musste her - Schuberth entschied sich für kalorienarme Küche. „Das war für mich die größte Challenge“, sagt er. Davor hatte er sich noch nie mit Kalorien beschäftigt. „Ich wusste, dass eine Tafel Schokolade viel Kalorien hat, aber das war es dann auch schon.“ Die Grenze von unter 300 Kalorien pro Portion habe er ähnlich ahnungslos gezogen.

Schnell zeigte sich, dass er den richtigen Riecher gehabt hatte: Nach drei, vier Monaten hatte er über 1000 Fans - er hatte die Wette gewonnen. Er machte trotzdem weiter, sein kleines Projekt bereitete ihm einfach zu viel Spaß. Drei bis vier Stunden steckt er jeden Tag in sein Hobby, schätzt er, wenn man das Kochen, Fotografieren, Fotos bearbeiten, Beiträge schreiben und Kommentare beantworten zusammennimmt.

Mittlerweile ist Schuberth ein echter Kalorien-Crack. Er kann die Kalorienzahl aller möglicher Lebensmittel herunterrattern. Hunderte Stunden hat er in der Küche seiner Zwei-Zimmer-Wohnung im Saarlandstraßenviertel bereits an passenden Rezepten gewerkelt.

In der kleinen Küche seiner Zwei-Zimmer-Wohnung im Saarlandstraßenviertel kocht Simon Schuberth seine Gerichte.

In der kleinen Küche seiner Zwei-Zimmer-Wohnung im Saarlandstraßenviertel kocht Simon Schuberth seine Gerichte. © Thomas Thiel

Seit seiner Kindheit ist Schuberth ein begeisterter Hobbykoch. „Früher habe ich immer Hausaufgaben in der Küche gemacht, während mein Vater oder meine Mutter kochten.“

Schuberth schaute sich einiges von ihnen ab: „Mein Vater ist ein brillanter Soßenmacher, meine Mutter backt richtig gut.“ Später kochte Schuberth dann für seine beiden älteren Brüder und in der Ausbildung und im Studium für sich selbst.

„Unter 300“-Gerichte gehen meist schnell

Die Kochkunst im Hause Schuberth war eine pragmatische: Die Eltern - beide im Schichtdienst, er auf Zeche, sie als Pflegekraft - hatten keine Zeit für großes Schischi.

Das färbte auch auf Sohn Simon ab. Seine Gerichte sind allesamt alltagstauglich: „Ich bin kein Fan davon, drei Stunden in der Küche zu stehen“, sagt er. Kaum eines seiner Rezepte dauert länger als 30 Minuten. Schuberths Philosophie: Die Leute sollen schnell was kochen können, mit Zutaten, die sie bereits zuhause haben, und satt werden.

Schuberths Lieblings-Lebensmittel ist der Blumenkohl

Auf einen Kochstil legt er sich nicht fest: Er kocht mit viel Gemüse, oft vegetarisch und proteinreich. Sein Lieblings-Lebensmittel ist der Blumenkohl: „Der ist super vielseitig und stopft ungemein.“ Man könne aus ihm alles mögliche machen von Wings bis Waffeln.

Die Ideen zu seinen Rezepten kommen ihm ganz beiläufig. Mal sieht er etwas im Familien- oder Freundeskreis (etwa die klassische Käse-Lauch-Suppe der Schwägerin, die er „ohne drei Tonnen Schmelzkäse“ kalorienarm nachbaute), mal hat er einen Einfall im Supermarkt, wo er Stunden verbringen kann, beim Stöbern nach neuen Zutaten. Oder sie fallen ihm „ganz klassisch unter der Dusche“ ein.

Ein Rezept in einem seiner beiden Kochbücher: Simon Schuberth vertreibt die "Unter 300"-Kochbücher in Eigenregie.

Ein Rezept in einem seiner beiden Kochbücher: Simon Schuberth vertreibt die "Unter 300"-Kochbücher in Eigenregie. © Thomas Thiel

Die besten seiner experimentierfreudigen Gerichte hat Schuberth in mittlerweile zwei Kochbüchern gesammelt. In ihnen gibt es einen wilden Rezepte-Mix vom japanischen Pfannkuchen über den Bratapfel-Burger bis hin zur Lasagne-Suppe.

Schuberths Bücher lagern in seinem Schlafzimmer

Die Bücher sind ein echtes Ein-Mann-Projekt: Von den Texten über die Fotos bis zur grafischen Gestaltung hat Schuberth alles in Eigenregie gemacht. Entsprechend langwierig war ihre Entstehung. Allein für das zweite Buch brauchte Schuberth das komplette Jahr 2020.

Zur Sache

Kochbuch „Unter 300 - Chapter Two“

Simon Schuberths zweites Kochbuch „Unter 300 - Chapter Two“ kann man online auf seiner Internetseite www.unter300.de bestellen. Es beinhaltet 50 Rezepte und kostet 24,50 Euro. Die Auflage des ersten Kochbuchs ist bereits vergriffen.

Einen Verlag hat er nicht - „das wäre mir zu einschnürend“, sagt Schuberth. Die Bücher lagert er in seinem Schlafzimmer, ihr Vertrieb läuft vor allem über seinen Instagram-Account - mit einigem Erfolg: Inzwischen hat er rund 5000 Bücher auf diese Weise verkauft.

Seine Erfolgsformel sei einfach, erzählt er: Ein Schuberth’sches Gericht muss drei Faktoren erfüllen:

  • Es muss schmecken
  • Es muss optisch gut aussehen
  • Und es muss satt machen

Doch kalorienarm kochen und satt werden - passt das überhaupt zusammen? „Das ist ein subjektives Gefühl“, sagt Schuberth. Ihm ist wichtig, dass seine Gerichte nicht für Hungerhaken gedacht sind: „Es sind keine Diät-Rezepte, es sind Angebote für kleine Mahlzeiten.“

Es sei nicht sinnig, auf Sachen zu verzichten - „das macht doch keinen Spaß“.

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