Die WM in Katar polarisiert weiter unter den Dortmunder Kneipenwirten. Emirhan Ucar führt seit 2019 gemeinsam mit seinem Kollegen Ishak Ince die Bar „Klubhaus 1249“ in der Berswordt-Halle. „Ursprünglich ging es uns darum, die deutsche Nationalmannschaft zu unterstützen“, sagt Ucar als Geschäftsführer.
Die Kneipenbetreiber hatten vor, die WM-Spiele in Katar zu zeigen, trotz persönlicher Skepsis gegenüber dem Turnier. Die jüngeren Entwicklungen haben diese Entscheidung dann gekippt:
„Wir stehen bei uns für Toleranz und Gleichberechtigung - die letzten Äußerungen der Repräsentanten in Katar haben für uns dazu geführt, dass wir das Turnier nicht übertragen wollen.“ Gemeint sind die Äußerungen zum Thema Homosexualität. Die steht in Katar unter Strafe.
Neben seiner Tätigkeit als Bar-Betreiber studiert Emirhan Ucar soziale Arbeit an der FH Dortmund. Gemeinsam mit dem Dortmunder Verein Slado, der sich für die Belange der LGBTQ*-Community einsetzt, hatte das Klubhaus 1249 in der Vergangenheit entsprechende Partys in den eigenen Räumlichkeiten organisiert.
Speziell die Aussagen des katarischen WM-Botschafters Khalid Salman, der in einem Interview mit dem ZDF vom 7. November Homosexualität als einen „geistigen Schaden“ bezeichnet hatte, war Emirhan Ucar und seinem Team sehr übel aufgestoßen.

„Das war auf der nicht schmackhaften Torte, die die WM in Katar ist, die verfaulte Kirsche obendrauf“, erklärt der Bar-Betreiber. „Nach der Aussage war uns klar, dass wir kein einziges Spiel der WM zeigen, selbst wenn Deutschland im Finale der WM stehen sollte. Selbst wenn die Nationalmannschaft das Finale gewinnt, bleiben bei uns die Fernseher aus. Wir boykottieren das Turnier komplett.“
Finanzielle Einbußen
Eigentlich wäre die Sportsbar im Berswordt-Carré prädestiniert, um das Turnier zu zeigen. Auf 300 Quadratmetern gibt es hier sieben Flachbildfernseher und drei Leinwände. Natürlich ist den Verantwortlichen auch bewusst, dass sie durch den Boykott finanzielle Nachteile haben werden.
„Wir werden sicherlich Einbußen haben und sind natürlich ein wirtschaftlicher Betrieb. Man sollte jedoch nie vergessen, woher man kommt. Vernunft und auch Toleranz stehen über dem Finanziellen. Wir glauben an das Gute in unserer Gesellschaft sowie an unsere Qualität“, sagt Emirhan Ucar.
Mögliche finanzielle Nachteile wolle man über Events in den eigenen Räumlichkeiten wie die Party „numberOne“ oder bei Studentenfeiern mit günstigen Getränkepreisen wettmachen.
Die Kundschaft würde das Klubhaus 1249 bei dem Boykott unterstützen, so Ucar. „Wir haben hervorragendes Feedback von unserem Publikum bekommen. Wir sind da einer Meinung.“