Dortmunder Kita-Kosten im Check Was Eltern im Vergleich zu anderen Städten zahlen

Kita-Besuch in Dortmund: Teuer für Top-Verdiener: Städtevergleich zeigt krasse Unterschiede
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Wenn Kinder eine Kita besuchen, kann das für die Eltern ganz schön ins Geld gehen. Wir wollten wissen: Sind die Beiträge in Dortmund – verglichen mit anderen Städten – hoch oder günstig? Das Ergebnis hat es in sich. Dabei beziehen wir uns auf den Elternbeitrag, die Verpflegungskosten werden extra erhoben.

In Nordrhein-Westfalen müssen Mütter und Väter für die beiden letzten Kita-Jahre vor der Einschulung ihres Kindes grundsätzlich keine Elternbeiträge mehr bezahlen. In den Jahren bis dahin sieht das allerdings anders aus. Da werden – nach Einkommen und Betreuungszeit gestaffelt – teilweise hohe Monatsbeiträge von vielen Hundert Euro fällig. Und die setzt jede Stadt und jede Gemeinde in eigener Hoheit fest.

Wir haben die von der Stadt Dortmund erhobenen Elternbeiträge mit anderen Städten in der Region verglichen. Dabei ergibt sich ein sehr unterschiedliches Bild. Fragt man die Stadtverwaltung, dann antwortet Pressesprecher Markus Kaminski: „Im Vergleich zu anderen Kommunen sind die Elternbeiträge in Dortmund sehr niedrig“. Er verweist auf den Bildungsbericht Ruhr 2024. Danach zahlen in Dortmund Eltern mit einem Einkommen bis zu 30.000 Euro im Ruhgebiet am wenigsten, nämlich 0 Euro. Bei einem Einkommen bis 90.000 Euro lägen die Beiträge in Dortmund im unteren Drittel beziehungsweise im Mittelfeld.

Diese Darstellung der Stadt ist richtig, allerdings auch nur die halbe Wahrheit. Zum einen müssen die Eltern in Dortmund sogar bis zu einem Einkommen von 42.000 Euro keinen Beitrag bezahlen, während Essen beispielsweise die Eltern schon ab einem Jahreseinkommen von 13.000 Euro zur Kasse bittet.

Andererseits erhebt Dortmund zwar erst ab einem Jahreseinkommen von 150.000 Euro den höchsten Beitrag (nur Münster setzt das Limit noch höher an), langt dann aber happig zu. Nur ein Beispiel: Bei einem Jahreseinkommen von über 150.000 Euro kostet eine Betreuungszeit von 45 Stunden pro Woche für ein Kind unter drei Jahren 826,66 Euro pro Monat.

Teurer ist es in diesem Tarif in keiner einzigen der 14 anderen Städte in der Region, mit denen wir Dortmund verglichen haben. Billiger dagegen sehr wohl. So kostet es beispielsweise in Essen für sehr gut betuchte Eltern in dieser Kategorie (unter 3 Jahre, 45 Stunden Betreuungszeit) lediglich 413 Euro im Monat, in Düsseldorf nur 350 Euro und in Hamm lediglich 313 Euro im Monat. Für wohlhabende Menschen ist ein Kita-Besuch ihres Kindes in Dortmund schon sehr teuer.

In unserer Tabelle lassen sich sehr viele weitere Vergleiche mit unterschiedlichen Jahresgehältern und Betreuungszeiten ablesen und miteinander vergleichen. Dabei fällt zum einen auf, dass Düsseldorf für Kinder ab drei Jahren überhaupt keinen Elternbeitrag erhebt. Hier können alle Kinder kostenlos betreut werden – unabhängig vom Einkommen der Eltern und von der Länge der Betreuungszeit.

Darf das Kind in eine Kita des Nachbarortes? Ja, aber...

Zum anderen stellt sich die Frage: Können Eltern ihre Kinder auch in eine Kita der Nachbarstadt schicken, wenn der Elternbeitrag dort günstiger ist? Juliana Stockheim, Pressesprecherin des Düsseldorfer Ministeriums für Kinder, Jugend und Familie, antwortet auf unsere Frage mit einem klaren „ja, aber“. Das heißt: Grundsätzlich stehe den Eltern ein „Wunsch- und Wahlrecht“ zu. Andererseits gebe es „keinen Anspruch auf den Besuch einer bestimmten Kindertageseinrichtung“.

Die Entscheidung darüber, ob ein Kind aus einem anderen, benachbarten Wohnort in eine Kita aufgenommen wirft, trifft das für die Kita zuständige Jugendamt, erläutert Juliana Stockheim. Das entsprechende Kinderbildungsgesetz des Landes (Kibiz) fordere die Kommunen zwar ausdrücklich auf, auch Plätze für ortsfremde Jungen und Mädchen vorzuhalten. Verpflichtend sei das allerdings nicht. Die Entscheidung darüber liege allein beim örtlichen Jugendamt.

Das heißt: Es könnte für einige Eltern durchaus finanziell lukrativ sein, einen Blick in den Nachbarort zu werfen und die Elternbeiträge mit den Dortmunder Sätzen zu vergleichen.

Der Dortmunder Stadtverwaltung wäre es übrigens durchaus lieb, wenn überhaupt keine Elternbeiträge mehr für einen Kita-Besuch erhoben würden.

Pressereferent Markus Kaminski schreibt, in Dortmund versuche man für alle Eltern „die Belastung so gering wie möglich zu halten“. Dabei setzte man im Sinne der „Chancengleichheit“ auf die Entlastung finanziell schwächerer Familien. Daher „fokussieren wir uns bei der Erhebung von Elternbeiträgen auf Eltern, die sich dies auch finanziell leisten können“, erklärt Kaminski und ergänzt: „Grundsätzlich sind wir der Ansicht, dass der Besuch von Bildungseinrichtungen kostenlos sein sollte. Aktuell ist es jedoch so, dass das frühkindliche Bildungssystem durch Bund und Länder nicht auskömmlich finanziert wird.“

In diesen Bundesländern ist der Kita-Besuch kostenlos

Dass das durchaus machbar ist, und ein Kita-Besuch grundsätzlich für alle kostenlos zu finanzieren ist, zeigt ein Blick über den Tellerrand von Nordrhein-Westfalen hinaus. In Berlin und Mecklenburg-Vorpommern ist der Kita-Besuch grundsätzlich für alle Kinder beitragsfrei. In Hamburg sind bis zu 25 Betreuungsstunden in der Woche für alle kostenlos und in Rheinland-Pfalz werden für den Kita-Besuch ab dem vollendeten 2. Lebensjahr keine Beiträge mehr erhoben. Es geht also – allerdings bislang nicht in NRW.

Alle bislang erschienenen Serien-Teile finden Sie unter rn.de/kita-check

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