Das Amt griff durch - Barbara N. hielt 41 Hunde in ihrer Wohnung „Ich war Mami für die“

Zu Besuch im Hunde-Haus in der Nordstadt: „Ich war Mami für die“
Lesezeit

Aus einem Haus in der Nordstadt hat das Veterinäramt 41 vernachlässigte Hunde herausholen lassen. Die Halterin der Tiere hat uns dorthin eingeladen, um ihre Perspektive auf die Ereignisse zu erzählen. Vorort ist schwer vorstellbar, wie die große Zahl an Tieren dort gelebt hat - obwohl die Spuren dessen eindeutig sind.

Der Einrichtungsstil des Hauses lässt sich wohlwollend als reich dekoriert bezeichnen, vielleicht mit einer Neigung zum Kitsch. Aber über Geschmack soll man nicht streiten. Eine Messie-Wohnung sieht jedenfalls anders aus, die Wohnung eines Ordnungs-Freaks auch. Auffällig sind die zahlreichen Utensilien für Hunde, die wohl in jedem Zimmer zu finden sind. Auch der Geruch von Tieren liegt noch in der Luft.

Auf der Couch im Wohnzimmer habe sie selbst teilweise mit zehn ihrer Hunde geschlafen, erzählt die Halterin. „Die sind hier überall rumgelaufen.“ Es ist anzunehmen, dass „überall“ keine Übertreibung ist. „Die waren auch nicht weggesperrt. Ich war Mami für die.“

„80.000 Euro Verkaufswert“

Nach der Beschreibung der amtlichen Tierärztin waren die Hunde, verfilzt, hatten teilweise Urin und Kot im Fell. Sich um 41 Hunde angemessen zu kümmern, sei praktisch unmöglich.

Ein Plastikbox mit diversen Hundeutensilien. Ein gelbes Kissen mit einem Hundegesicht liegt oben auf.
In Kisten und Schränken lagern Utensilien für über 40 Hunde. © Bastian Pietsch

Dass einige der Tiere verfilzt waren, räumt ihre Halterin ein. Auch dass sich bei einigen Ausscheidungen im Fell verfangen haben können, sei möglich. Beim kurzen Blick auf die Terrasse, die den Tieren als Auslauf gedient haben soll, sind mutmaßliche Hinterlassenschaften zu sehen. Einen Grund, ihr die Tiere wegzunehmen, scheint die Halterin in all dem nicht zu sehen.

Sie sagt, dass sei passiert, weil sie keine Erlaubnis zur Zucht habe. Zumindest irgendwann habe sie vorgehabt, die Tiere zu verkaufen und damit Schulden zu begleichen. Das habe sie aber nur legal machen wollen. „Ich wollte das Dach decken, die Fassade neu machen, ich wollte einfach Fuß fassen.“

Wohl auch deshalb ist sie nicht gewillt, ihre 41 Hunde aufzugeben. „Das war ein Verkaufswert von mindestens 80.000 Euro“, sagt die Halterin. Gleichzeitig sei es ihr aber auch um die Tiere an sich gegangen. „Die waren mein Herz. Die haben mich morgens mit Küsschen begrüßt.“

Eine seriöse Zucht

Angefangen habe das ganze vor anderthalb Jahren mit zwei Hunden. Danach habe sie weitere Hunde gekauft und auch Nachwuchs habe es gegeben. „Ich hatte Welpen, aber das war keine wahllose Inzucht. Das war gezielt, mit Kopf.“ Informiert habe sie sich aus Büchern und im Austausch mit Züchtern über das Internet.

Es sei ihr Traum gewesen, eine seriöse Zucht zu haben, sagt die Halterin. Warum sie die rechtlich dafür notwendigen Schritte nicht gegangen ist, wird aus dem Gespräch nicht wirklich klar.

Im Polizeigewahrsam

Aufgefallen sind die vielen Tiere nur durch einen Polizeieinsatz. Und zumindest einen Teil der Zeit, die die Feuerwehr gebraucht hat, die Hunde aus der Wohnung zu holen, hat ihre Halterin im Polizeigewahrsam verbracht.

Sie schildert die Vorgeschichte so: Ein Mann habe auf der Straße Mülltonnen nach Pfandflaschen durchsucht. Der Lärm habe die Hunde aufgeschreckt. Im Zuge der Konfrontation sei sie ins Gesicht geschlagen worden. Auch eine entsprechende Verletzung zeigt sie.

Wer die Polizei alarmiert hat, ist nicht klar. Die Halterin schildert, sie sei im Zuge der weiteren Auseinandersetzung - auch mit den Einsatzkräften - zur Wache Nord gebracht worden.

Ein Blick auf die Terrasse des Hauses, aufgenommen aus einem Nachbarhaus.
Diese Terrasse im Innenhof hat den Hunden als Auslauf gedient. © Thomas Thiel

Nachdem ihr dann bei der Rückkehr der Zutritt zum Haus verwehrt worden sei, sei es erneut zu einer Auseinandersetzung gekommen. Als Reaktion darauf sei sie ins Gewahrsam im Polizeipräsidium gebracht worden. Als sie von dort zurück gekommen sei, seien die Hunde fort gewesen.

Für die Entscheidung über die 41 Hunde dürfte diese Vorgeschichte nur eine Randnotiz sein. Laut dem Veterinäramt stehen ein Bußgeld aber auch ein teilweises oder vollständiges Tierhaltungsverbot im Raum. Wie lange es bis zu einer Entscheidung dauern wird, ist noch nicht absehbar. Bis dahin sind die Hunde im Tierheim untergebracht.

Hunde-Drama in Dortmund : 41 Tiere landen im Tierheim - wir haben sie besucht

Einsatzhund „Lafayette“ ist der einzige seiner Art: Besuch im Klinikum machte schwerstkranker Freund

Hunde-Drama in Dortmund : 41 Tiere landen im Tierheim - wir haben sie besucht