Präsident Hans-Werner Hugo mit dem Bild vom alten Festhaus der Casino-Gesellschaft. Es hängt im Hotel Mercur. © Susanne Riese

Im „Römischen Kaiser“

Casino-Gesellschaft sitzt seit 200 Jahren mitten in der City, doch keiner kennt sie

Franz Liszt und König Friedrich Wilhelm zählten zu den Gästen der Dortmunder Gesellschaft Casino. Heute kennen nur wenige diese alte Vereinigung. Mit Glücksspiel hat sie nichts zu tun.

Mitte

, 05.08.2019 / Lesedauer: 3 min

Einst zählte die Gesellschaft Casino mehr als 1000 Mitglieder. Heute, mehr als 200 Jahre nach ihrer Gründung, sind es nur noch rund 200. Die wohlhabende Vereinigung ist überaltert, es kommen zu wenige neue Mitglieder nach. Das will der Vorstand unter Leitung von Präsident Hans-Werner Hugo ändern und wirbt offensiv für die Kultur- und Freizeitvereinigung.

Dem exklusiven Kreis, den König Friedrich Wilhelm III. und Franz Liszt mit ihrem Besuch ehrten, kann heute gegen einen Beitrag von 15 Euro monatlich im Prinzip jeder angehören. Frauen allerdings ohne Stimmberechtigung, dafür sind sie als Ehepartner beitragsfrei.

Als Kultur- und Freizeitvereinigung gegründet

1812 wurde die Kultur- und Freizeitvereinigung gegründet – von der „gehobenen Gesellschaftsschicht der Stadt Dortmund“, beschreibt es Hans-Werner Hugo.

Beamte, Offiziere, Grundbesitzer, Fabrikanten, Ärzte und Geschäftsleute suchten einen Rahmen für niveauvolle Veranstaltungen und Treffen, darunter die Freiherren von Vincke, von Bodelschwingh und von Romberg sowie die Industriellen Hoesch und Jucho. Für ihre Zusammenkünfte benötigten sie natürlich ein repräsentatives Domizil.

1813 kaufte die Gesellschaft daher eine Immobilie mit Grundstück im Herzen der City. Für die Beleuchtung baute man eine eigene Gasanstalt. Mehrfach wurde Grund zugekauft, um- und angebaut. Höhepunkt im Veranstaltungskalender im 19. Jahrhundert war ein Konzert von Franz Liszt im Casinosaal. 1904 war Komponist Max Reger zu Gast.

Gesellschaft besitzt ein wertvolles Grundstück in der City

Auf diesem Sahnegrundstück zwischen Betenstraße, Olpe und Kleppingstraße ist die Casino-Gesellschaft auch heute noch zuhause. Allerdings ist sie nicht mehr Eigentümer der Immobilie.

Nachdem das stattliche Festhaus 1861 durch einen Brand und der Neubau im Zweiten Weltkrieg bis auf die als Luftschutzbunker dienende Kegelbahn zerstört worden war, hatte die Gesellschaft das Grundstück 1952 in Erbpacht an einen Investor gegeben. Der Deal: Er errichtet ein Hotel und tritt darin Räume an die Casino-Gesellschaft ab. Der Erbbaurechtsvertrag wurde auf 99 Jahre festgelegt.

Im Römischen Kaiser zuhause

1955/56 wurde der „Römische Kaiser“ gebaut, in dessen Räumen die Gesellschaft wieder auflebte. Veranstaltungssäle und Kegelbahn wurden ihr zugeschlagen. Auch ein stattlicher Weinkeller gehört in alter Tradition der Gesellschaft. Mitglieder können erlesene Weine zum Vorzugspreis erstehen. Ein Weindirektor kümmert sich eigens um diesen Zweig.

Das Hotel an der Kleppingstraße/Olpe ist nach wie vor Dreh- und Angelpunkt der Gesellschaft. Im Volksmund wird es immer der „Römische Kaiser“ bleiben, obwohl dort nach mehrfachem Betreiberwechsel das „Mercure“ eingezogen ist.

Eine Radtour zum Torhaus am Möhnesee gehörte zu den jüngsten Veranstaltungen. © Gesellschaft Casino

Einen Trakt aber sowie Kegelbahn und Weinkeller besetzt nach wie vor die Casino-Gruppe. „Sinn und Zweck war und ist die Pflege der Geselligkeit und kultureller Veranstaltungen“, sagt Hans-Werner Hugo. 25 bis 30 Treffen werden pro Jahr organisiert, darunter Vorträge, Fahrradtouren, Konzerte und Ausflüge.

Gemeinsam mit der Mozart-Gesellschaft vergibt die Vereinigung den Förderpreis Musikus an junge, talentierte Künstler, die in der Veranstaltungsreihe „Klassik im Casino“ überzeugt haben.

Jetzt fehlt den Casino-Leuten nur noch Nachwuchs: „Neue Mitglieder würden wir herzlich empfangen“, sagt Hans-Werner Hugo. Sie würden zu den Veranstaltungen begleitet und in die Gesellschaft eingeführt – ein bisschen wie vor 200 Jahren.

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