Ein besonderes Beispiel für ein Gemeinschaftswohnprojekt gibt es an der Richardstraße im Union-Viertel. Architekt Till Redenz (rechts) und die Bewohner freuen sich zum „Tag der Architektur“auf Besucher. © Stephan Schütze
Architektur-Tag
Dortmunder geben überraschende Einblicke in ihre Häuser und Gärten
Ungewöhnliche und beispielhafte Bauprojekte sind einmal im Jahr am Tag der Architektur zu besichtigen. In Dortmund öffnen dazu am Wochenende zehn Häuser und Gärten in Dortmund ihre Türen.
Dass dieses Haus an der Richardstraße irgendwie anders ist, lässt sich schon von außen an den bunt bepflanzten Blumenkästen vor den Fenstern erahnen. Wer den Innenhof betritt, kommt sich endgültig vor wie in einer anderen Welt. Üppiges Grün, Backstein- und Holzfassaden erinnern an eine ländliche Idylle irgendwo zwischen Uhlenbusch und Bullerbü, dem idyllischen Dorf aus den Astrid-Lindgren-Kinderbüchern..
Ein wenig Bullerbü verströmt auch das Gemeinschaftsleben in diesem ungewöhnlichen Wohnprojekt mitten im dicht bebauten Union-Viertel.
14 Erwachsene und 6 Kinder leben in den acht Wohnungen – und im gemeinschaftlichen Innenhof mit Sitzecken, Rutsche, Sandkasten und Rasenflächen. Im Hinterhaus gibt es einen Gemeinschaftswerkraum und Büros, die als „Co-Working-Space“ meist von Grafikern und Designern genutzt werden.
Seit 2011 gibt es die Bauherrengemeinschaft aus drei Familien
Gewachsen ist diese besondere Gemeinschaft ebenso wie das üppige Grün über viele Jahre. Seit 2011 gibt es die Bauherrengemeinschaft aus drei Familien, die die zwei alten Mehrfamilienhäuser an der Richardstraße gekauft und zusammengelegt hat. „Dann haben wir gemeinsam überlegt, was man daraus machen kann“, erzählt Jürgen Bertling, einer der Bauherren. Gleich zu Beginn wurden Balkone angebaut.
Ein Traumhaus im Kleinen ist der Wohnkubus an der Rosemeyerstraße, den Franziska Böhmer vorstellt (Bild links). Üppiges Grün prägt den Innenhof des Wohnprojekts an der Richardstraße. © Dieter Menne
Dann ging es an den Innenhof. „Der ganze Hof war asphaltiert, über dem hinteren Teil war ein Wellblechdach“, berichtet Tom Kirk, ein weiterer Bauherr und Mitinhaber. Die Hinterhäuser wurden ursprünglich von kleinen Gewerbebetrieben genutzt. „Das hier vorn war einmal ein Kutscherhaus mit Pferdestall. Da haben wir beim Umbau noch alte Pferdezähne gefunden“, sagt Kirk und zeigt auf den Anbau mit Holzfassade in warmen Blautönen. Er ist jetzt Teil einer Erdgeschosswohnung.
„In den Wohnungen gibt es ganz viele Durchbrüche“, erzählt Jürgen Bertling. „Das Hauptproblem beim Umbau war, die vielen individuellen Interessen hier reinzumeißeln.“ Und damit ist man längst noch nicht fertig. „Wir hoffen, dass wir den formellen Bauabschluss bis Ende des Jahres schaffen“, sagt Bertling.
Es gab finanzielle Unterstützung
Wie viel die Bauherren-Gemeinschaft am Ende in ihr Traumhaus investiert hat, ist kaum noch zu berechnen. Finanzielle Unterstützung gab es über das Hof- und Fassadenprogramm aus dem Stadterneuerungsprojekt für das Union-Viertel, planerische von Architekt Till Redenz. „Es hat viel Spaß gemacht, das über die Jahre zu begleiten“, stellt er fest. Und es ist für ihn ein Vorzeigeprojekt für gemeinschaftliches Wohnen geworden, das nun am Samstagnachmittag zum Tag der Architektur präsentiert wird.
Es ist dann eines von zehn Dortmunder Projekten, die eine große Bandbreite an Architekturbeispielen abdeckt. Die Sparkassen-Akademie in und an der Hörder Burg ist das größte Projekt, eines der kleineren und ungewöhnlichen ist der Wohnkubus, der auf dem Hof eines Parketthandels an der Rosemeyerstraße nahe der B1 steht. Er ist gerade einmal 40 Quadratmeter groß.
Die Idee dazu haben Franziska Böhmer und die Architektin Julia Schiewer gemeinsam entwickelt und das Unternehmen „Greenspaces – Freiräume zum Leben“ gegründet. „Die Planung des ersten Wohnkubus hat eineinhalb Jahre gedauert“, berichtet Franziska Böhmer.
Eine ganz besondere Wohnform
Der Prototyp steht seit Dezember an der Rosemeyerstraße und bietet im wahren Wortsinn beste Einblicke in eine besondere Wohnform: mit großen Fensterfronten, hinter denen sich ein kleiner Wohnraum mit Küche, Bad und Schlafraum verbirgt.
Es ist aber nur Beispiel für die Nutzung des Kubus, der auch als Ferienhaus, Atelier, Gartenhaus oder Büro genutzt werden kann. Lieferbar ist das Mini-Haus, ein Holzrahmenbau, in fünf verschiedenen Grundmodellen zwischen 15 und 40 Quadratmetern. Die können auch miteinander kombiniert und auf freien Grundstücken jederzeit platziert werden.
„Die Bodenplatte ist integriert. Es gibt einen zentralen Anschlusspunkt für Versorgungsleitungen“, erklärt Franziska Böhmer. Nötig ist natürlich eine Baugenehmigung – aber auch darum kümmern sich im Zweifelsfall Franziska Böhmer und Julia Schiewer.
Alle können sich das Mini-Haus anschauen
Ab etwa 100.000 Euro wäre die Grundvariante zu haben. „Die Innengestaltung ist völlig frei“, erklärt Franziska Böhmer. Der Prototyp bietet eher die Luxusvariante – mit Parkettboden, Elektro-Fußboden-Heizung und exklusiver Bad-Ausstattung. Und das macht Eindruck. „Alle, die hier reinkommen, sind begeistert“, berichtet Franziska Böhmer, die an jedem Mittwoch und zu frei vereinbaren Terminen regelmäßig vor Ort ist.
Am Wochenende, zum Tag der Architektur, kann sich jeder Interessierte selbst ein Bild von dem Mini-Haus machen.
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