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Dortmunder fühlen sich unsicher – Polizeipräsident widerspricht
Online-Umfrage
Nicht mal die Hälfte der Dortmunder fühlt sich in der Innenstadt sicher. Das war ein Ergebnis unserer Online-Umfrage. Polizeipräsident Lange zweifelt das an – und hat interessante Argumente.
Nur 44 Prozent der Dortmunder fühlt sich laut einer nicht repräsentativen Online-Umfrage unserer Redaktion in der Innenstadt sicher. Der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange bezweifelt die Aussagekraft der Ergebnisse der Online-Befragung, an der immerhin 2709 Menschen teilgenommen haben – und führt eine weitere, in jenem Fall repräsentative Umfrage als Argument an.
Er zielt auf die Forsa-Umfrage von Mai dieses Jahres, die wir gemeinsam mit Radio 91.2 in Auftrag gegeben hatten. Darin wurde das Thema Sicherheit gerade mal an neunter Stelle der Probleme genannt, die die Dortmunder beschäftigen. Nur sieben Prozent sehen danach die Sicherheit als Problem in der Stadt. Lange: „Das ist der eigentliche Vertrauensbeweis für die Polizei.“
Auch die Kriminalitätsstatistik widerspricht deutlich dem subjektiven Sicherheitsgefühl, das in der Online-Umfrage zum Ausdruck kommt. Mit dem Aufbau von Kapazitäten für verschiedene Ermittlungskommissionen und Schwerpunkteinsätzen sowie durch die Zusammenarbeit mit Staatsanwaltschaften in der Nordstadt und mit dem Haus des Jugendrechts habe man seit 2014/2015 „ein Packende“ gefunden und sei auf „eine Erfolgsspur gekommen“, sagte Lange im Gespräch mit dieser Redaktion.
Zahl der Straftaten ist rückläufig
Seine Zweifel an der Online-Befragung untermauert Lange mit Zahlen aus der polizeilichen Statistik für die Innenstadt und die Nordstadt. In der Stadtmitte, so Lange, sei die Gesamtkriminalität über alle Delikte hinweg seit dem Jahr 2014 bis 2019 von 23.000 Straftaten auf 15.900 zurückgegangen. Das sind minus 30,85 Prozent.
Bei den Delikten, die Unsicherheitsgefühle auslösen, ist der Rückgang noch höher: Die angezeigten Fälle bei der Straßenkriminalität sanken innerhalb von fünf Jahren von 7372 (2014) auf 3702 (2019) – minus 49,78 Prozent. Bei mit Gewalt verbundenen Raubüberfällen auf Straßen, Wegen und Plätzen sank die Fallzahl von 206 auf 86 (minus 58,25 Prozent) und beim Taschendiebstahl von 2713 auf 611 (minus 77,47 Prozent). Lange: „Wir haben eine Ermittlungskommission Taschendiebstahl eingesetzt und Bandenstrukturen aufdecken können.“
Auch bei den Wohnungseinbrüchen in Stadtmitte sind die Zahlen seit 2014 rückläufig von 383 auf 127 Fälle in 2019 (minus 66,84 Prozent).

Polizeipräsident Gregor Lange. © RN-Archiv
Kontrolldruck bleibt hoch
In der Nordstadt, die schnell zur Angstzone erklärt werde, zeigten Konzepte und Schwerpunktsetzungen ebenso Wirkung, sagte Lange. Man sei mithilfe der Ermittlungskommission Nordstadt, die erste ihrer Art im Land NRW, auch gegen Clankriminalität vorgegangen und habe „jede Menge Bandenstrukturen hochgehen lassen.“
In Zahlen heißt das: Die Gewaltkriminalität in der Nordstadt ist seit 2013 von 1027 Fällen auf 729 im Jahr 2019 (minus 29 Prozent) zurückgegangen. Beim Taschendiebstahl waren es im Jahr 2015 822 Fälle, 2019 nur noch 241 Fälle (minus 71 Prozent). Die Zahl der Raubdelikte in der Nordstadt sank von 340 im Jahr 2013 auf 141 (minus 59 Prozent) in 2019. Die Gesamtkriminalität ging innerhalb von fünf Jahren von 17.441 Fällen auf 10.669 in 2019 (minus 39 Prozent) zurück.
Man halte den Kontrolldruck hoch, betonte der Polizeipräsident, was sich auch auf die Zahl der Delikte in anderen Bereichen auswirke. So habe die Polizei Hinweise zum Drogenhandel auf Spielplätzen der Nordstadt bekommen, sehr kurzfristig mit großem Einsatz reagiert und den Kontrollschwerpunkt darauf gelegt.
Lange: „Wir hören nicht auf“
Auch wenn Dortmund bei den Kriminalitätszahlen von einem sehr hohen Niveau komme, früher unter den fünf deutschen Großstädten mit der höchsten Kriminalitätsrate lag, „sind wir seit Jahren nicht mehr unter den ersten zehn“, sagt Lange: „Wir werden den Menschen keine kriminalitätsfreie Stadt schaffen können, aber wir hören nicht auf, etwas dafür zu tun.“
Umfrage zur Arbeit der Verwaltung
Die nicht repräsentative Online-Umfrage zielte auf die Zufriedenheit der Dortmunder mit der Arbeit der Dortmunder Stadtverwaltung. Bei dem Thema Sicherheit ging es demnach um die Ordnungsverwaltung - doch viele Umfrage-Teilnehmer forderten auch mehr Polizei auf den Straßen.Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
