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Dortmunder Forscher „wissen“ schon, wer Fußball-Europameister wird
Statistik-Prognose
Den Zufall in Zahlen bringen. Nichts weniger haben Prof. Andreas Groll, Statistiker an der TU Dortmund und Wissenschaftler-Kollegen gemacht. Sie haben ausgerechnet, wer Fußball-Europameister wird.
Man muss eine Leidenschaft zu Zahlen und für Fußball haben, um das zu tun, was Andreas Groll, Statistik-Professor an der TU Dortmund, tut. Seit 2012 prognostiziert er die Ergebnisse für die großen internationalen Fußballturniere und verfeinert die Vorhersage gemeinsam mit Wissenschaftler-Kollegen aus Innsbruck, Gent, München und Molde (Norwegen) von Wettbewerb zu Wettbewerb.
„Über die Jahre ist ein ganzes Team aus Statistikern dazugekommen“, berichtet Prof. Groll, „und wir sind jetzt bei der besten Variante angekommen.“
Fußball-Fans fiebern vom 11. Juni bis 11. Juli vor dem Bildschirm mit, die beteiligten Statistiker auch, aber gleich aus zwei Gründen. Werden ihre Vorhersagen eintreffen?
Frankreich hat die besten Chancen
Nach den Modellrechnungen der Wissenschaftler hat der aktuelle Weltmeister Frankreich die besten Chancen, auch in diesem Jahr Fußball-Europameister zu werden. Die Gewinnwahrscheinlichkeit liegt nach den Modellrechnungen der Forscher bei 14,8 Prozent.
Dieses Prognose-Ergebnis für die EM 2021 ist keine Überraschung. Doch wäre etwas Abwegiges bei den Berechnungen herausgekommen wäre, wäre das nicht gut für das Modell, sagt Groll.
Gute Chancen auf den Titel dürfen sich aber auch England (13,5 Prozent) und Spanien (12,3 Prozent) ausrechnen. Für die deutsche Nationalmannschaft sehen die Wissenschaftler eine Wahrscheinlichkeit von 85,3 Prozent, es ins Achtelfinale zu schaffen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Deutschland Europameister wird, liegt jedoch - ebenso wie bei Portugal - nur bei 10,1 Prozent.
Erfahrungen aus vorangegangenen Meisterschaften
Für die Prognose wurden mehrere statistische Modelle zu den Spielstärken der Teams mit Informationen über die Team-Struktur – etwa Marktwert, Anzahl der Champions-League-Spieler und Ergebnisse der Länderspiele (dabei werden die neueren Spielergebnisse stärker gewichtet als die älteren, um eine Einschätzung der aktuellen Teamfähigkeit zu bekommen). Das wird kombiniert mit weiteren Variablen, darunter den Wettquoten von 19 internationalen Buchmachern und sozio-ökonomischen Faktoren des Herkunftslandes.
Dabei verwendet das Forscherteam einen maschinellen Lernansatz, der wahrscheinliche Vorhersagen für alle möglichen 52 Spiele liefert, die dann verwendet werden können, um den wahrscheinlichen Verlauf des Turniers durch Simulation zu ermitteln.
Groll: „Wir trainieren dieses Modell anhand der UEFA-Europameisterschaften 2004 bis 2016. Was es aus den letzten vier Europameisterschaften gelernt hat, kann es auf die aktuellen Informationen zur neuen EM anwenden.“ Am Ende steht eine Prognose für den Ausgang jedes Spiels: gewonnen, verloren oder unentschieden.
Aber 100-prozentig sicher ist nichts
Basierend auf diesen Match-Wahrscheinlichkeiten können die Statistiker das gesamte Turnier 100.000 Mal simulieren und kommen so am Ende auf die Gewinnwahrscheinlichkeiten für jedes Team.
Dennoch: „Nichts ist gewiss“, sagt Groll. Es werde spannend, zu gucken, „wie sich das Modell schlägt.“ Dafür ist sicher: Alle können sich auf ein spannendes Turnier freuen.
Prof. Groll wird in der populärwissenschaftlichen Reihe „Zwischen Brötchen und Borussia“ der Fakultät Physik an der Technischen Universität Dortmund am Samstag, 12. Juni (10.45 Uhr) das Modell in einem digitalen Vortrag (Stream) mit anschließender Diskussion erklären. Danach ist der Vortrag auch als Youtube-Video im Netz.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
