Sebastian Theiß (l.) und Stefan Walko von der ICA Group sind zwei der Köpfe, die hinter dem Durchstarter-Unternehmen aus Dortmund stecken. Unter anderem mit der Entwicklung des Hygieneroboters Hero 21 stellte man sich auf die Corona-Pandemie ein.

© Peter Wulle

Erfolgreich in der Pandemie: Dortmunder Firma nutzt Corona-Trends

rnWirtschaft in Dortmund

Dass die Corona-Pandemie auch Chancen bietet, zeigt ein Dortmunder Unternehmen. Die Firma ist 2021 durchgestartet – mit Ticket-Automaten und einem ganz besonderen Roboter.

Dortmund

, 02.01.2022, 05:45 Uhr / Lesedauer: 3 min

Ein Wort, das mit der Corona-Pandemie Konjunktur bekommen hat, ist das Wort „kontaktlos“. Hat sich das kontaktlose Bezahlen mit der EC- oder Kreditkarte an der Bäckerei-Theke oder der Supermarkt-Kasse zwar erst durchsetzen müssen, so ist es für viele heute doch selbstverständlich.

Eine Firma in Dortmund, die sich den Kontaktlos-Trend zu eigen gemacht hat und von der Industrie- und Handelskammer zu Dortmund (IHK) als ein „Durchstarter-Unternehmen 2021“ bezeichnet wird, ist die ICA Group.

Das Unternehmen in Wischlingen baut seit Jahrzehnten Fahrkarten-Automaten für den Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) und Systeme für Parkhausbetreiber - von den Ein- und Ausfahrtstationen bis zum Kassenautomaten.

„Die Vision von zeitgemäßen und bargeldlosen Ticketautomaten gab es schon vor Pandemiebeginn. Aber die Befeuerung dieser Idee kam mit der Pandemie. Corona hat auch für uns die Digitalisierung beschleunigt“, sagt Geschäftsführer Stefan Walko.

Traveller CLS für kontaktloses Bezahlen im Bus

Er erinnert sich genau daran, wie im Frühjahr 2020 die Kartenverkäufe durch den Busfahrer wegen der Infektionsgefahr eingestellt wurden und die Nahverkehrsunternehmen Fahrgäste kostenfrei mitfahren ließen. „Da haben uns Unternehmen angerufen und gefragt: Habt ihr Lösungen?“, so Stefan Walko.

„Glücklicherweise hatten wir zu dem Zeitpunkt die Entwicklung eines bargeldlos funktionierenden Automaten für einen kontaktlosen Ticketverkauf in Bus und Bahn gerade abgeschlossen“, sagt Sebastian Theiß, der die Software-Entwicklung bei ICA leitet.

Der Traveller CLS ist ein bedienungsfreundlicher und für kontaktlose Zahlungsmethoden ausgelegter Ticketautomat. Für die ICA Group wurde er in der Pandemie zu einem Erfolgsmodell.

Der Traveller CLS ist ein bedienungsfreundlicher und für kontaktlose Zahlungsmethoden ausgelegter Ticketautomat. Für die ICA Group wurde er in der Pandemie zu einem Erfolgsmodell. © ICA Group

Rasend schnell ist der Traveller CLS zum Verkaufsschlager der ICA Group geworden. „In sehr kurzer Zeit haben wir diesen Automaten, der den Ticketverkauf durch den Fahrer oder die Fahrerin ersetzt, kontaktlose Zahlungsmethoden bietet und den Fahrschein quasi anreicht, vom Prototypen zur Marktreife gebracht“, so Sebastian Theiß.

500 Automaten nach Dresden verkauft

In einer europaweiten Ausschreibung der Dresdener Verkehrsbetriebe (DVB) setzte sich ICA durch und lieferte schließlich 500 Automaten in das Elb-Florenz. Es war das erste Großprojekt für den neuen Automaten.

Es gibt weitere Bestellungen und in mehreren Städten laufen Probebetriebe – so auch in Dortmund auf der Linie 448. „DSW21 ist ein Unternehmen, mit dem wir immer über Innovationen sprechen können. Und der Traveller CLS ist eine Innovation, weil der Fahrgast nur noch zur Auswahl seines Produktes den Automaten berühren muss. Das Bezahlen und die Ticketentnahme funktionieren kontaktlos“, sagt Stefan Walko.

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Der Geschäftsführer ist froh, dass sich ICA mit dieser technischen Entwicklung, die für Parkhäuser über eine Kennzeichen-Erkennung und eine digitalen Abrechnung noch einen Schritt weiter getrieben wird, in der Corona-Krise so gut behaupten kann.

„Denn“, sagt er, „in Deutschland hängen wir eigentlich stark am Bargeld. Da ist man im Ausland weiter. Und am Anfang der Pandemie gab es erstmal einen Rückschlag für uns, weil Investitionen im ÖPNV und auch für Parkhaus-Anlagen zurückgestellt wurden. Obwohl aber die Coronaviren sich über Aerosole übertragen, hat sich trotzdem Kontaktlosigkeit durchgesetzt und ist ein starker Innovationstreiber geworden.“

Mit dem Hygieneroboter in eine neue Branche

Weil das im März 2020 so überhaupt nicht absehbar war, hat sich das Unternehmen mit rund 130 Beschäftigten neben ICA Traffic und ICA Parking mit ICA Health noch ein drittes Standbein geschaffen. Man hat sich also in die Gesundheitsbranche begeben und sich dem Trend bzw. der Notwendigkeit zu mehr Hygiene gewidmet.

„Da sind wir ein absoluter Newcomer und kommen noch dazu mit einer völlig neuen Technologie“, sagt Vertriebschef Steffen Kriege, dessen Aufgabe es ist, den Desinfektionsroboter „Hero 21“ im Markt zu etablieren.

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1,5 Millionen Euro hat sich ICA die Entwicklung dieses Gerätes, das Operationssäle, Intensivstationen und andere hochsensible Bereiche eines Krankenhauses von Coronaviren und auch MRSA-Keimen befreien kann, kosten lassen.

Die Erfindung ließ sich im Sommer 2020 sogar die damalige Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) an der Höfkerstraße vorführen.

Ohne Kurzarbeit durch die Corona-Pandemie

„Weil wir ganz neu in der Branche sind, sind wir froh, schon gut 20 UV-C-Roboter verkauft zu haben. Wo er läuft, stößt er auch auf Begeisterung. Zudem testen viele Einrichtungen gerade das Gerät, das wir gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Allgemeine Elektrotechnik und Plasmatechnik der Ruhr-Universität Bochum entwickelt haben“, sagt Steffen Kriege.

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Mit dem Hero 21 habe man ein neues, aber gut geprüftes Produkt auf den Markt gebracht, das ein Aushängeschild für die Innovationsfreudigkeit im Ruhrgebiet sei, sagt Stefan Walko.

Und nicht ohne Stolz stellt der Geschäftsführer nach fast zwei Jahren Pandemie fest: „Wir haben hier als mittelständisches Unternehmen nicht einen Tag Kurzarbeit gehabt, sind stabil durch die Corona-Zeit gekommen und haben das Unternehmen gleichzeitig zukunftsfähig gemacht.“