Unter der Schnettkerbrücke in Dortmund lassen Unbekannte nach Partys immer wieder Müll liegen.

© Rebekka Wölky

Dortmunder feiern gefährliche Partys zwischen Autobahn und Bahngleisen

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Einige Dortmunder feiern wohl Partys unter der Schnettkerbrücke. Diese Feierlichkeiten sind gefährlich – und verboten. Die zuständige Behörde weiß um das Problem, konnte aber bisher nichts dagegen tun.

Dortmund

, 17.09.2020, 04:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Eine Betonfläche unter der Schnettkerbrücke, nur wenige Meter von der Fahrbahn der A40 entfernt, wirkt auf den ersten Blick nicht wie ein gemütlicher Ort, an dem man Partys feiern möchte. Trotzdem deutet vieles darauf hin, dass sich das steinerne Podest in den vergangenen Jahren zu einem beliebten Ort für Feierlichkeiten entwickelt hat.

Denn immer wieder hinterlassen Menschen hier ihren Müll. Und davon nicht wenig. Glasflaschen, Chipstüten und Verpackungsreste bedecken Teile der Fläche. Die liegt zentral in der Nähe der Innenstadt, ist gleichzeitig aber vor unerwünschten Beobachtern geschützt.

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Wahrscheinlich mache das ihren Reiz aus, vermutet Nadia Leihs, Medienbeauftragte des Landesbetriebs Straßenbau Nordrhein-Westfalen (Straßen.NRW).

Feiernde begehen Hausfriedensbruch

Das Gelände unter der Schnettkerbrücke, auf dem auch Bahngleise und die Emscher verlaufen, fällt laut Matthias Kienitz, Pressesprecher der Entsorgung Dortmund GmbH (EDG), teilweise in die Zuständigkeit der Deutschen Bahn und der Emschergenossenschaft. Für den größten Teil sei aber, wegen der darüber verlaufenden Autobahn, Straßen.NRW verantwortlich.

Auf der Plattform unter der A40 in Dormtund liegen viele gläserne Bierflaschen.

Auf der Plattform liegen viele gläserne Bierflaschen. © Privat

So auch für die Betonfläche unter der Fahrbahn, die leicht durch eine Steintreppe am östlichen Ende der Brücke zu erreichen wäre – wäre da nicht ein Zaun. Zudem weisen Hinweisschilder den Bereich als Dienstweg aus. Eigentlich ist das Betreten der Fläche Unbefugten also verboten.

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„Diese Schilder weisen nicht nur auf ein Betreten auf eigene Gefahr hin“, sagt Nadia Leihs. „Auch nach Rücksprache mit unserer Rechtsabteilung kann ich ganz klar sagen, dass die Menschen, die dort Partys feiern, Hausfriedensbruch begehen.“ Denn Zaun und Schilder kennzeichnen deutlich, dass es sich hier nicht um eine öffentliche Fläche handelt.

„Kein guter Ort, um Partys zu feiern“

Doch Hausfriedensbruch ist ein Antragsdelikt. Heißt: Damit eine strafrechtliche Verfolgung stattfindet, müsste Straßen.NRW als Eigentümer der Fläche – und damit als Geschädigter – einen Strafantrag stellen. „Da wir aber nicht ständig vor Ort sein können, ist es schwierig, da jemanden zu erwischen“, sagt Leihs.

Strafantrag gegen Unbekannt habe man laut der Rechtsabteilung von Straßen.NRW bisher nicht gestellt, weil die Erfolgsaussichten sehr gering zu sein schienen. Straßen.NRW überlegt nun aber, diese Strategie zu ändern. In der Hoffnung auf vermehrte Kontrollen durch die Polizei.

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Mehr Sorge als der strafrechtliche Aspekt bereitet Nadia Leihs aber ohnehin die Sicherheit der Feiernden, die sich dort verbotenerweise aufhalten. „Wir haben große Angst, dass dort jemandem etwas passiert und möchten die Leute bitten, nicht über den Zaun zu klettern und die Fläche nicht zu betreten. Das ist kein guter Ort, um Partys zu feiern“, sagt sie.

Direkt unter der Fahrbahn bestehe immer die Gefahr, dass jemandem etwas auf den Kopf falle. Hinzu komme die Nähe zu den Bahngleisen, die direkt neben dem erhöhten Bereich verlaufen.

Die Betonplattform liegt direkt unterhalb der Fahrbahn. Darunter verlaufen Bahngleise. Hier Partys zu feiern ist daher nicht ungefährlich.

Die Betonplattform liegt direkt unterhalb der Fahrbahn. Darunter verlaufen Bahngleise. Hier Partys zu feiern ist daher nicht ungefährlich. © Privat

Abgesehen von diesem besorgten Appell könne Straßen.NRW aber nicht viel gegen die gefährliche Nutzung der Fläche tun, sagt Leihs. „Wir sind keine Ordnungsbehörde. Das Wegschicken und Kontrollieren müssten Polizei und Ordnungsamt übernehmen. Wir können nur immer wieder den Müll wegräumen, den Zaun reparieren und hoffen, dass die Leute nicht hinüberklettern.“

Tore und Pflastersteine geklaut

Früher sei die Fläche oberhalb der Bahngleise gepflastert gewesen. „Nachdem die Leute die Pflastersteine aber herausgenommen, sich daraus Mobiliar gebaut und sogar Steine auf den Zaun zu den Gleisen geworfen haben, mussten wir den Bereich betonieren.“

E-Scooter werden unter der Schnettkerbrücke in Dortmund achtlos abgestellt

E-Scooter werden unter der Schnettkerbrücke achtlos abgestellt. © Rebekka Wölky

Die Tore in diesem Zaun, die den Fahrradweg auf der Brücke von der Steintreppe trennen, sind in der Vergangenheit ebenfalls schon mehrfach gestohlen worden. Die Warnschilder besprühen Unbekannte immer wieder mit Farbe.

Würde tatsächlich jemandem in einem Strafverfahren das Betreten der Fläche nachgewiesen, so könnte der Hausfriedensbruch eine Geldstrafe oder sogar eine Freiheitsstrafe zur Folge haben.

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