
Eine wahre Odyssee kann man auf der Suche nach einem Corona-PCR-Test erleben. © dpa/Menne
Dortmunder auf Corona-Odyssee: Das ist keine Test-Strategie – das ist Chaos!
Meinung
Was tun beim positiven Corona-Selbsttest? Das städtische Gesundheitsamt hat klare Vorgaben. Die Realität hat damit aber nichts zu tun - besagen die Erfahrungen, die unser Autor gemacht hat.
Das Kind hustet. Das Ergebnis des Corona-Selbsttests ist eindeutig. Zwei Striche - positiv. Was tun, um den Selbsttest zu bestätigen?
Das Testzentrum der Stadt an der Bornstraße hat geschlossen, informiert die Hotline des Gesundheitsamtes. Am besten sei es, den Haus- oder Kinderarzt anzurufen. Aber die schickten einen meist zu einer Teststelle, warnt die freundliche Mitarbeiterin am Telefon.
In der Tat. Man muss ja keinen PCR-Test machen, wenn der Selbsttest eindeutig positiv ist, erklärt die Arztpraxis. Aber man könne natürlich gern zu einer Teststelle.
Bei diversen Teststellen weiß man zunächst nichts vom Anspruch auf einen kostenlosen PCR-Test für Menschen mit positivem Selbsttest. Was geht: ein Schnelltest für 9,50 Euro. Wenn der positiv ausfällt, sei ein kostenloser PCR-Test möglich.
Erst auf mehrmaliges Nachhaken und Hinweisen auf Infos des Bundesgesundheitsministeriums wird festgestellt: Kostenlose Schnelltests mit Bescheinigung sind möglich, wenn man einen positiven Selbsttest vorlegt. Das sei erst jetzt so mitgeteilt worden. Na bitte.
Das Gesundheitsamt spricht sogar von der Pflicht, nach positivem Selbsttest ohne Symptome das Ergebnis in einer Teststelle überprüfen zu lassen - sinnvollerweise mit einem PCR-Test. Dass der im Gegensatz zum Bürgertest dann kostenlos ist, gehört zu den vielen Unsinnigkeiten der aktuellen Testverordnung.
Das Problem ist nur, dass viele Teststellen PCR-Tests erst nach einem dort gemachten positiven Schnelltest anbieten. Generell entsprechen die eigenen aktuellen Erfahrungen so gar nicht den Aussagen des Gesundheitsamtes, wie man nach einem positiven Selbsttest handeln soll.
Undurchsichtige Vorgaben
Bestenfalls ist das darauf zurückzuführen, dass es an der Kommunikation zwischen Behörden, Ärzten und Teststellen gewaltig hapert. Das Chaos spricht aber vor allem dafür, dass in dem Dickicht aus undurchsichtigen und nicht selten auch unsinnigen Vorgaben kaum noch jemand durchblickt.
Das in der Praxis erlebte Hin- und Herschieben der Zuständigkeiten erinnert an ein Schwarze-Peter-Spiel. Es regiert die organisierte und bürokratisierte Verantwortungslosigkeit.
Auf der Strecke bleiben bei der Odyssee nicht nur die Nerven der Betroffenen, sondern auch das ohnehin schon kaum noch vorhandene Vertrauen in die Corona-Politik. Man fragt sich: Wie viele Hürden werden noch aufgebaut, um ohne Komplikationen und unnötige Kosten an einen aussagekräftigen Test zu kommen? Das ist keine Test-Strategie. Das ist ein Test-Chaos.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
