Kritik an Dortmunds „vernarbtem Stadtbild“ Darum gibt es eine Asphaltflicken-Flut in der City

Dortmunder ärgern sich über „vernarbtes Stadtbild“
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An der Katharinenstraße haben sie bereits ganze Arbeit geleistet. Seit August ist ein neuer Drei-Mann-Reparaturtrupp des Tiefbauamtes in der City unterwegs, um Schäden am Pflaster zu reparieren. Auf dem Weg zwischen Hauptbahnhof und Kampstraße hat die neue „City-Kolonne“ in den vergangenen Wochen Klinker- und Natursteinpflaster-Flächen neu verlegt. Jetzt geht es weiter zur Kleppingstraße, wo Betonsteinpflaster und Natursteinflächen ausgetauscht werden.

Als „Lichtblick“ sehen das auch Thomas Vögeler und Thomas Teltz. Die beiden Dortmunder sind oft mit dem Fahrrad in der Innenstadt unterwegs und deshalb vielleicht besonders sensibel für den Untergrund. Gemeinsam haben sie eine eindrucksvolle Foto-Dokumentation erstellt, die den Flickenteppich auf Straßen und Plätzen der City dokumentieren.

Den Flickenteppich auf dem Friedensplatz haben Thomas Vögeler und Thomas Teltz ebenfalls fotografisch dokumentiert.
Den Flickenteppich auf dem Friedensplatz haben Thomas Vögeler und Thomas Teltz ebenfalls fotografisch dokumentiert. © Vögeler/Teltz

Asphaltflicken hätten „das Dortmunder Stadtbild nachhaltig vernarbt, in teilweise schlimmer Art und Weise“, stellt Thomas Vögeler fest, der mit seinen Beschwerden auch im Mail-Austausch mit dem städtischen Tiefbauamt steht.

Nach Bauarbeiten würden die Pflasterflächen nicht immer unmittelbar wiederhergestellt, sondern zunächst provisorisch geschlossen, teilte ihm Tiefbauamts-Leiterin Sylvia Uehlendahl mit. Hintergrund sei, dass man oft mehrere kleine Flächen gemeinsam wiederherstellen wolle oder das Wetter die fachgerechte Wiederherstellung nicht zulasse.

Versorger sind verantwortlich

Die Verantwortung sei dabei klar geregelt, teilt die Amtsleiterin mit. „Unbestritten sind diese Flächen durch die Versorger wieder in Ordnung zu bringen, so wird es von unserem Betrieb auch durchgesetzt.“ Das Tiefbauamt stehe grundsätzlich in einem guten Austausch mit den Verursachern der geöffneten Pflasterbereiche, heißt es ergänzend auf Anfrage unserer Redaktion. Konflikte um die Wiederherstellungszeit seien dabei eher die Ausnahme.

Thomas Vögeler und Thomas Teltz wundert das. Denn große Asphaltflicken bestehen oft über viele Monate, haben sie bei ihren Touren festgestellt - am Friedensplatz ebenso wie am Westenhellweg, auf der Kuckelke, an der Schwarze-Brüder-Straße, auf dem Alten Markt oder am Platz von Leeds. Oft werden die Asphaltflicken auch mit wenig Sorgfalt gesetzt. „Teilweise sehen die aus, wie aus Knete modelliert“, sagt Thomas Teltz.

Knapper Lagerplatz für Pflaster

Vögeler und Teltz fragen sich auch, wohin das vorher vorhandene Pflaster verschwunden ist und warum die Steine nicht zwischengelagert und wieder eingebaut werden. Das Tiefbauamt habe zwar ein Konzept für die Einlagerung der verschiedenen Steine, teilt Stadtsprecherin Alexandra Schürmann auf Anfrage mit. „Aber vor dem Hintergrund der Wirtschaftlichkeit sind die Einlagerungsmengen begrenzt.“

Eine Wiedernutzung alter Pflastersteine sei oft auch technisch nicht möglich, weil die Steine mit Mörtel verbaut wurden und deshalb nicht mehr nutzbar seien, erklärt Ole Lünnemann als Sprecher von DEW21. Der Energieversorger war mit seinen Baustellen für ein neues Fernwärmenetz in den letzten Jahren einer der Hauptverursacher für provisorische Asphaltflächen.

Neuanschaffung nötig

Weil eine Wiedernutzung oft nicht möglich sei, müssten die unterschiedlichen Pflasterbeläge für die Wiederherstellung neu beschafft werden. Oft müsse man aber viele Monate auf die Lieferung warten, erklärt Lünemann. Als Beispiel nennt er das sehr spezielle Pflaster von Westen- und Ostenhellweg. „Die Wiederbeschaffung wurde bereits vor einigen Monaten in enger Abstimmung mit dem Tiefbauamt eingeleitet. Das Material ist auf dem Weg und wird voraussichtlich noch im vierten Quartal eintreffen“, kündigt der DEW-Sprecher an.

Auch an der Schwarze-Brüder-Straße nahe der Hansastraße gibt es große Flicken im Untergrund.
Auch an der Schwarze-Brüder-Straße nahe der Hansastraße gibt es große Flicken im Untergrund. © Oliver Volmerich

Am Platz von Leeds habe man das ebenfalls sehr spezielle Wellenpflaster nicht neu verlegt, weil im Zuge der Arbeiten für den „Boulevard Kampstraße“ noch weitere Arbeiten an Versorgungsleitungen anstehen. Am Platz an der Reinoldikirche will man die Baustellenflächen mit Gußasphalt wiederherstellen. An der Schwarze-Brüder-Sttraße warte man schon seit Monaten auf die Lieferung der benötigten Pflastersteine.

Terminprobleme mit Bauunternehmen

Lünemann nennt gleich mehrere Gründe, warum es mit der Beseitigung der Flicken und der Wiederherstellung des Urzustands nicht schneller geht. Weil man auf Veranstaltungen in der City Rücksicht nehmen müssen, habe man für die Arbeiten oft nur ein kurzes Zeitfenster. Das mache die Terminfindung mit den Fachunternehmen schwierig, wenn überhaupt ein geeignetes Bauunternehmen zu finden sei. „Da in nahezu allen Fachbetrieben eine hohe Auslastung mit gleichzeitigem Personalmangel einhergehen, muss man eben warten, bis Zeitfenster und die Wetterbedingungen passen“, erläutert der DEW-Sprecher.

Thomas Vögeler und Thomas Teltz hoffen nur, dass der Flickenteppich nach und nach verschwindet - zumal sich Dortmund ja auch für die internationalen Gäste der Fußball-EM im nächsten Jahr herausputzen will. „Der Zustand der öffentlich Plätze hat durchaus auch Einfluss darauf, wie lebenswert eine Stadt ist“, stellen sie fest.

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