Nach Wolfssichtungen in NRW Dortmunder Schäferin setzt auf Zäune unter Strom

Nach Wolfssichtungen in NRW: Asselner Schäferin setzt auf Strom
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Erneute Wolfssichtungen in Nordrhein-Westfalen sorgen seit ein paar Tagen für Schlagzeilen: In Erkrath-Unterfeldhaus bei Düsseldorf soll ein Wolf aufgetaucht sein, wie auf dem Video einer Privatperson zu sehen ist. Ein weiteres Video aus Bottrop, das aus dem Auto gefilmt worden ist, zeigt, wie mutmaßlich ein Wolf relativ nah an der Innenstadt unterwegs ist.

Fakt ist - und das geht aus der vom Landesumweltamt betriebenen Website Wolf.nrw hervor -, dass es auch in Nordrhein-Westfalen seit 2018 wieder standorttreue Wölfe gibt. Und Fakt ist auch, dass der Wolf in Deutschland weiter auf dem Vormarsch ist. Im Rahmen des amtlichen Monitorings wurde 2023/24 ein Gesamtbestand von rund 1.600 Tieren erfasst. Das waren fast 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Wolfsrudel erhöhte sich von 185 auf 209.

Doch wie sieht es in Dortmund aus? Winfried Hardes, Luchs- und Wolfsberater beim Regionalforstamt Ruhrgebiet, mag keine Prognose abgeben, ob und wann Wölfe auch ins Dortmunder Stadtgebiet eindringen. Wo sich ein Wolf niederlasse, hänge von vielen Faktoren ab: ob er einen Partner oder eine Partnerin finden könne, ob er ein großes Revier habe, ob er ein ruhiges Plätzchen zur Aufzucht des Nachwuchses finde und wie das Nahrungsangebot sei. Bei Letzterem sähe es gut aus, denn in Dortmunds Wäldern gebe es viele Rehe.

Schafe fressen auf einer Weide.
Schafe gehören zur bevorzugten Beute von Wölfen. Die Schäfer schützen die Tiere durch unter Strom stehende Zäune. © Andreas Schröter (A)

Die anderen Bedingungen sind in einer Stadt wie Dortmund allerdings weniger erfüllt. Vor allem Altwölfe meiden den Kontakt zu Menschen. Deswegen sei es auch so schwierig, sie zu sehen zu bekommen - selbst in einem ausgewiesenen Wolfsgebiet. Die letzte bekannte Sichtung eines Wolfes in Dortmund liegt ziemlich exakt drei Jahre zurück. Im März 2022 tauchte ein kurzes Video auf, das ein Tier zeigt, das durch Eving läuft. Dabei handelte es sich zu 99 Prozent um einen Wolf. Am Tag danach habe sich ein Landwirt aus Mengede gemeldet, so Hardes, der ebenfalls einen Wolf - oder exakt diesen Wolf? - gesehen hatte, dies aber nicht belegen konnte. Und weil es geregnet hatte, ließen sich auch keine Spuren mehr finden.

Ute Rudack, die als Asselner Schäferin rund 1000 Mutterschafe besitzt, macht sich derzeit weniger Sorgen, wie sie sagt, über das Auftauchen von Wölfen in der Stadt, obwohl das sehr wohl ein Thema unter den Schäfern sei. „Viel mehr Ärger haben wir mit den Nachkommen der Wölfe: mit freilaufenden Hunden.“ Ihr ist nicht bekannt, dass es in Dortmund jemals den Fall eines vom Wolf gerissenen Schafes gegeben habe - jedenfalls nicht, seitdem es überhaupt wieder Wölfe in Deutschland gibt, also seit 1996.

Auch sie bezeichnet eine mögliche Antwort auf die Frage, ob Wölfe in Dortmund zu erwarten seien, als „Glaskugelguckerei“. Sicher könne es mal passieren, dass einzelne Tiere - vielleicht Jungtiere - hindurchziehen, weil sie sich verlaufen haben. Möglicherweise sei das auch bei dem Evinger Wolf so gewesen. Natürlich wisse sie nicht, was vielleicht in zehn Jahren sei, wenn sich die Wolfspopulation womöglich weiter erhöht habe.

Es gibt jedoch ein „Aber“: Im Dortmunder Stadtgebiet selbst gebe es gar nicht mehr so viele Weideflächen, weswegen einige Rudack-Schafe momentan zum Beispiel im Ruhrtal grasen. Und dort stelle sie schon sicher, dass die Schutzzäune um die Herde erstens stabil genug sind und zweitens immer unter Strom stehen. Das schrecke den Wolf ab. Schließlich gebe es etwa im Bereich Arnsberg ausgewiesene Wolfsgebiete. Und wenn man wisse, dass ein Wolf in einer Nacht 60 bis 80 Kilometer zurücklegen könne, könne er von dort aus eben auch leicht Gebiete wie das Ruhrtal erreichen.

Sie wisse, dass auch ihre Kollegen Wert auf solche unter Strom stehenden Zäune legen. Der bekannte Wanderschäfer Christof May setzt auf Herdenschutzhunde, die stark genug sind, es mit einem ausgewachsenen Wolf aufzunehmen.